Hansi Flick denkt laut über seine Zukunft nach. Geht er wirklich vom Rekordmeister zum DFB? Blickt man auf seine aktuelle Situation in München wäre das nicht weiter verwunderlich.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Was ist eigentlich beim FC Bayern los? Selbst langjährige Beobachter und Kenner des FC Bayern München reiben sich aktuell unentwegt die Augen. Was sich dort zwischen Führungsetage - namentlich Sportvorstand Hasan Salihamidzic - und Trainer Hansi Flick abspielt ist nur noch schwer zu durchblicken. Öffentliche Scharmützel. Gereizte Aussagen. Streit um Personalien und kein klares Commitment des Triple-Trainers zum FC Bayern. Klar ist lediglich: Es stimmt in München etwas nicht. Zumindest ausserhalb des Rasens. Das war zuletzt nicht mehr zu übersehen.

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Vor allem der in der Vorsaison so klare, überzeugende Hansi Flick, der den Club aus einer sportlichen Krise heraus zum grösstmöglichen Erfolg führte, wirkt von den Auseinandersetzungen der letzten Wochen zermürbt. So impulsiv und engagiert er nach wie vor an der Seitenlinie agiert, so müde und genervt wirkt er vor und nach den Spielen vor den Kameras.

Flick spricht erstmals über den DFB

Nach dem Aus in der Champions League gegen Paris am Dienstag redete sich Flick bei Sky über vier Minuten am Stück den Frust der letzten Wochen von der Seele. Das war authentisch. Er sprach über den Trainerjob, der ihm viel bedeutet, über seine Familie und, dass es normal sei sich nach den Erfolgen der Vorsaison und den Entwicklungen der letzten Monate Gedanken über die Zukunft zu machen. Nebenbei gab er mehr oder weniger verklausuliert zu, dass dabei auch die DFB-Elf eine Rolle spielen könnte.

In der Branche gilt es beinahe als ausgemacht, dass Flick nach dem Sommer als Nachfolger von Joachim Löw die zuletzt arg taumelnde DFB-Elf übernimmt. Dagegen spricht vor allem sein laufender Vertrag bis 2023.

Gerade deshalb nehmen es ihm viele Bayern-Fans übel dieses Fass überhaupt aufzumachen. Vertrag ist Vertrag, heisst es da. Dabei ist es natürlich legitim, dass ein stark umworbener Angestellter darüber nachdenkt, ob es für ihn persönlich an anderer Stelle nicht besser weitergehen könnte. Selbst wenn der Arbeitgeber FC Bayern heisst.

Zu wenig Einfluss auf Transfers beim FC Bayern?

Doch unabhängig von Diskussionen über Vertragsethik ist Flicks lautes Nachdenken auch aus anderen Gründen nachvollziehbar. Beim FC Bayern hat er in kürzester Zeit den maximalen Erfolg erzielt. Sechs Titel in einer Saison. Das kann man vielleicht irgendwann noch einmal wiederholen. Steigern kann man es nicht. Gleichzeitig muss sich ein Trainer wie Flick, der durch die jüngsten Erfolge und seiner Qualitäten in Taktik und Mannschaftsführung als einer der besten Trainer der Welt gilt, fragen wo er seine Vorstellungen von Fussball am besten umsetzen kann. Wenn er diese Frage trotz laufendem Vertrag offenbar nicht mehr mit voller Überzeugung mit dem FC Bayern beantwortet, muss sich vor allem der Club fragen, ob er wirklich alles getan hat, um ein Umfeld zu schaffen, in dem ein sehr guter Trainer wie Flick sich wohlfühlt und eine gute Perspektive für sich sieht.

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Transfersummen-im-Bundesliga-Europa-Vergleich © 1&1 Mail und Media

Viele Gerüchte stehen seit Wochen unwidersprochen im Raum. Der zu geringe Einfluss Flicks auf Transferentscheidungen. Sein angeblicher Frust über den Verlust von Leistungsträgern wie Jerome Boateng oder David Alaba. Zwischenmenschliche Probleme zwischen Trainer und Sportchef. All das ist nicht unüblich. Solche Probleme gibt es ständig - nicht nur in München. Doch wenn man Flick wirklich so sehr schätzt und halten will, wie zuletzt FCB-Präsident Hainer deutlich unterstrich, muss so etwas deutlich engagierter moderiert werden.

DFB wird den goldenen Teppich ausrollen

Dass ein Trainer bei der Kaderplanung nicht das letzte Wort hat, ist logisch. Trotzdem muss er so einbezogen sein, damit er seine Idee von Fussball auch in Zukunft bestmöglich umsetzen kann. Nicht jeder Bayern-Transfer des letzten Sommers passt zu diesem Anspruch. Vorsichtig formuliert.

Aktuell stellt sich vor allem die Frage, wer diesen Konflikt intern überhaupt moderieren und gestalten kann. Uli Hoeness ist nicht mehr da. Karl-Heinz Rummenigge ist auf dem Sprung. Und Oliver Kahn noch nicht richtig im Chefsessel angekommen. Ein gewisses Machtvakuum ist nach der langen Ära Hoeness/Rummenigge in dieser Phase zum ersten Mal spürbar.

Einen einfachen Weg da raus gibt es bei einer so komplexen Lage in München für Flick nicht. Er müsste trotz aller Erfolge des Vorjahres kämpfen. Mit den permanenten Nachfragen der Medien und um mehr Einfluss auf die Planung im Verein. Gleichzeitig ist der DFB mit Sicherheit bereit, ihm den roten oder vielleicht auch gleich den goldenen Teppich auszurollen. Mit grossem Gestaltungsspielraum. Mit der Chance eine Ära als starker Nationaltrainer aufzubauen.

Blickt man nüchtern auf diese Ausgangslage sind Flicks inzwischen kaum mehr versteckte Wechselgedanken vor allem eins: nachvollziehbar.

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