Die Bayern bereiten sich seit Montag auf eine Rückrunde vor, die noch besser enden soll als in den vergangenen beiden Jahren. In Pep Guardiolas letzten Spielen wollen sich die Münchener mit dem Triple belohnen. Die Voraussetzungen dafür scheinen prächtig, kleinere Störfeuer sollten für den Rekordmeister kein Problem sein. Nur eine Sache haben selbst die Bayern nicht in der eigenen Hand.
Man kann nicht behaupten, dass es besonders gemütlich gewesen wäre, als
Die Zukunft des Trainers ist immerhin schon geklärt.
Das erinnert ein wenig an die Rückserie von 2013. Da stand Jupp Heynckes' Abschied aus München auch schon fest, die Bayern waren sich hinter den Kulissen längst mit Guardiola einig. Die Mannschaft war noch in allen drei Wettbewerben verheissungsvoll im Rennen. Am Ende stand das Triple, bisher einmalig in der Geschichte des grossen FC Bayern.
Rückrunden nicht mehr ausserirdisch
Für die Münchener ist es ja längst so, dass die Hinserie einer jeden Spielzeit wie ein besseres Aufwärmprogramm für die Aufgaben anmutet, die dann ab Februar warten. In den Hinrunden blieben die Bayern unter Guardiola bisher unerreicht. In der Bundesliga dominant wie nie, in den Pokalwettbewerben zauberhaft. Vergleicht man dann aber das, was in der anderen Hälfte jeder Saison geschah, kommen die Bayern immer noch wie eine Übermacht daher - aber eben nicht mehr so unerreichbar.
Die Grundsteine für die Pep-Meisterschaften wurden in den Vorrunden gelegt, danach folgte noch ein Triumph im DFB-Pokal. Dagegen steht ein Ausscheiden in eben jenem Wettbewerb und zweimal das Aus in einem Champions-League-Halbfinale. Dass Guardiolas Wirken in München nicht allein von der Silberware abhängig ist, ist die eine Sache. Trotzdem bleibt es auch für einen Klub wie die Bayern oberstes Gesetz, dass am Ende die Erfolge stehen. Und da scheint derzeit alles möglich. Oder nichts.
"Titel machen ein Team gross"
Die Erinnerungen an die letzten Jahre sind allgegenwärtig. "Erst Titel machen ein Team gross", sagt
Im Jahr darauf machten den Bayern enorme Verletzungsprobleme zu schaffen, sodass die Mannschaft quasi mit leerem Tank über die Ziellinie trudelte - und vorher sowohl den DFB-Pokal als auch die Königsklasse verspielte. Nun ist die Ausgangslage deutlich besser einzuschätzen. Guardiola wird wie sein Vorgänger Heynckes gewiss nicht zu einer "lame duck" werden. Eher im Gegenteil.
Die Spieler sind mit Guardiolas Ideen im Laufe der Jahre komplett verschmolzen, es gibt kaum einen Profi, der den Trainer nicht doch liebend gerne noch länger behalten hätte. So eine anstehende Trennung kann durchaus noch einmal ein paar zusätzliche Kräfte freisetzen.
Verletzte kehren zurück
Die Mannschaft wirkt ohnehin gefestigter als zuletzt, das Gros der Verletzten ist zurück oder steht kurz davor, wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen. Am Montag fehlten
Für etwas Aufruhr sorgten die jüngsten Wechselgerüchte um die Jung-Stars Sinan Kurt oder Gianluca Gaudino. Auch Julian Greene packt es bei den Bayern nicht, Pierre-Emil Höjbjerg wurde zum wiederholten Male verliehen. Das mag eine Randnotiz sein, sie zeigt aber auch, dass der Kader auch jungen Spielern keine Schwächephasen erlaubt und dass der Fokus noch mehr auf den sportlichen Erfolg ausgerichtet ist. Die Zeit für Experimente ist vorbei.
Einigermassen pikant ist die Lage im Mittelfeld der Bayern. Dort herrscht ein Überangebot, besonders auf den offensiven Flügeln drängeln sich die Kandidaten um die Plätze. Costa ist einer der Spieler der Hinrunde, Arjen Robben hat bei seinen wenigen Einsätzen angedeutet, dass er sich so schnell nicht aus der ersten Elf drängen lassen will.
Auf der anderen Seite hat Kinsley Coman eingeschlagen - während Franck Ribery weiter das grosse Sorgenkind bleibt. Der Franzose wäre eigentlich einer jener Spieler, die auf Top-Niveau den Unterschied ausmachen können. Weder Coman noch Costa haben das bisher beweisen können.
Aber Ribery ist dauerverletzt. Bisher hat er die Füsse stillgehalten. Sein offenbar verfrühtes Comeback zusammen mit der daraus resultierenden Verletzung aber wirft den Routinier nun schon wieder weit zurück.
Es war nicht das erste Mal, dass Guardiola eine Entscheidung der medizinischen Abteilung moderieren musste und dafür selbst in den Fokus der Kritik rückte. Wie auch beim Thema Trainingslager, das die Bayern erneut in Katar abhalten und dafür mal wieder reichlich Kritik ernten.
Eine Frage bleibt
Es sind bisher kleine Störfeuer, die den Bayern auf dem Weg zum möglichen Triple begegnen. Guardiola wird für sich die richtigen Schlüsse aus den beiden Vorjahren gezogen haben, dazu muss er darauf hoffen, wieder von einer echten Epidemie verschont zu bleiben wie im letzten Frühjahr, als ihm die Spieler reihenweise ausgingen.
Der Trainer wird die Strömungen innerhalb der Mannschaft lenken und zur Not auflösen müssen. Denn mindestens genauso stark wie über jede taktische Innovation definieren sich die Bayern über den Zusammenhalt im Team und dieses grosse, übergeordnete Ziel. So etwas wie eine echte Unzufriedenheit innerhalb der Mannschaft hat es in München seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gegeben.
Und wenn einzelne Spieler dann doch nicht genug Wertschätzung erfahren haben, wurde ihnen der Weg zu einem anderen Verein gewiesen, wie im Fall von Toni Kroos. Die eine grosse und ziemlich banale Frage wird sein, auf wie viele ihrer Top-Stars die Bayern in den entscheidenden Sequenzen der Saison werden verzichten müssen. Alles andere scheint vorbereitet. Und ab Mittwoch dürfen die Bayern ohnehin eine Woche lang in wärmeren Regionen arbeiten.
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