Die Chefetage des FC Bayern steht vor grossen Umwälzungen. Noch-Präsident Uli Hoeness sichert personell sein Erbe. Hasan Salihamidzic spekuliert wohl auf eine Beförderung. Doch der neue starke Mann soll ein anderer Ex-Spieler werden.

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Der Patron des FC Bayern zieht sich zurück. Der Macher. Der Volkstribun, wie jüngste Sympathien der Fangemeinde bei der Ehrung des deutschen Rekordmeisters in der bayerischen Staatskanzlei bewiesen.

FC Bayern nach Hoeness: Umbruch birgt Risiken

Umbrüche sind für die Zukunft stets verheissungsvoll, bergen in der Gegenwart aber Risiken. Schlicht, dass es nicht mehr so läuft wie bisher. So ist die entscheidende Frage bei den Bayern, wer in der Post-Hoeness-Rummenigge-Ära die neuen Chefs sein werden.

Denn: Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge beendet seinen Job, und zwar zum 31. Dezember 2021: "Ja, ich höre auf. Es ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören", hatte der 63-Jährige im April bei Sky erzählt.

Wer ihn beerben wird und was die Pläne von Sportdirektor Hasan Salihamidzic sind? Unsere Redaktion verschafft einen Überblick:

Herbert Hainer: Ein Freund als Hoeness-Nachfolger

Zukunfts-Chef Nummer eins: Herbert Hainer. "Wer Adidas führen kann, kann auch den FC Bayern führen", sagte Hoeness zuletzt über seinen Freund Hainer, der zwischen 2001 und 2016 Vorstandschef des global erfolgreichen Sportartikelherstellers aus dem fränkischen Herzogenaurach war.

Der Betriebswirt ist einer der engsten Freunde des Bayern-Patrons, hielt ihm einst, 2014, wie kaum ein Zweiter während dessen Haftstrafe wegen millionenschwerer Steuerhinterziehung die Treue.

"Wir beide haben so viel gemeinsam durchgestanden, dass klar ist: Unsere Freundschaft hält, uns treibt nichts mehr auseinander", sagte der Bayern-Boss einmal in einem Doppelinterview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Man steht zu seinem Freund, unabhängig davon, was opportun ist", erklärte Hainer seine Rückendeckung - er war einer der ersten, der Hoeness im Gefängnis in Landsberg besucht hatte. Jetzt soll er ihn als Bayern-Präsident beerben.

Beide eint, dass sie fussballverrückt seien, heisst es. Und schier grenzenlos ehrgeizig. Es wird erwartet, dass der 65-Jährige bei der Mitgliederversammlung Ende November die notwendige Mehrheit erhält.

Obwohl die dort stark vertretene organisierte Fanszene mittlerweile als sehr Hoeness-kritisch gilt. Und obwohl sein Bruder Walter Hainer einst für den ungeliebten Stadtrivalen TSV 1860 in der Bundesliga und in der 2. Liga spielte.

Hasan Salihamidzic: Beförderung für den Sportdirektor?

Zukunfts-Chef Nummer zwei: Hasan Salihamidzic. Anfangs galt der Ex-Spieler noch als B-Lösung. Es ist auch in diesen Tagen ein geflügelter Begriff beim Rekordmeister. Doch Salihamidzic will mehr, gibt sich in den Interviews, in denen er nicht immer souverän wirkt, trotzdem selbstbewusst. Der Posten als Sportvorstand soll es schon sein. Und damit mehr Mitbestimmung.

"Das ist die Sache des Aufsichtsrates. Ich mache meinen Job, bin total entspannt", hatte der Bosnier nach der 6:1-Gala gegen Mainz 05 in der Allianz Arena gesagt. Im Interview mit dem "Kicker" wurde der 42-Jährige deutlicher: "Ich fülle schon jetzt als Sportdirektor das Aufgabenfeld eines Sportvorstandes aus."

Dabei schärft er auch zwei Jahre seit Jobbeginn noch immer sein Profil. Rummenigge hatte ihn zuletzt geschwächt, als er öffentlich klarmachte, dass der Deal mit dem FC Barcelona zu Superstar Philippe Coutinho letztlich sein Erfolg war.

Für Salihamidzic wird deshalb eines entscheidend sein: wie mächtig Hoeness als Aufsichtsrat im Hintergrund wirkt. Diesen Posten will der Schwabe bis 2023 behalten und erklärte vorsorglich: "Von mir wird schon noch was zu hören sein." Rummenigge ist ab Januar 2022 ganz weg, Hoeness noch nicht. Gut für Salihamidzic.

Denn: Dass beide Bosse sich nicht immer einig sind, bestätigte zuletzt Ex-Ministerpräsident und Bayern-Aufsichtsrat Edmund Stoiber, als er von "Zwistigkeiten mit Kalle", zum Beispiel "wegen dem Trainer" Niko Kovac erzählte.

Oliver Kahn: Hoeness-Intimus als neuer starker Mann

Zukunfts-Chef Nummer drei: Oliver Kahn. Der Ex-Spieler habe die Bayern-DNA und als Unternehmer Ahnung von Wirtschaft, zudem sei er beliebt bei den Fans, referierte Hoeness über die Vorzüge des einstigen Weltklasse-Keepers.

Der 50-Jährige sei damit nicht weniger als die "perfekte Lösung", erklärte Hoeness weiter. Im Januar rückt Kahn in den Vorstand auf, soll ab 2022 dessen Chef und Rummenigge-Nachfolger werden.

"Ich habe in jüngster Vergangenheit festgestellt, wie wichtig es ist, bei Diskussionen mit Ribéry, Kimmich oder Sané, dass die einem abnehmen, dass man selbst einen Ball stoppen kann", referierte Hoeness weiter über die Kriterien, die ein solcher Mann mitbringen müsse.

Kahn kann das ohne Zweifel, auch wenn er noch aus einer Zeit stammt, in der Fussball-Torhüter nicht erste Spieleröffner sein mussten, wie heutzutage Weltmeister Manuel Neuer seine Rolle interpretiert.

Der frühere Kapitän der Bayern und des DFB-Teams dürfte sich bei den hochbezahlten Kickern nicht nur durch seinen Namen, sondern auch durch seine mächtige Erscheinung Respekt verschaffen. Die Hände, die grossen Pranken gleichen, und das beeindruckend breite Kreuz hat der Badener bis heute.

In der offiziellen Presseerklärung des FC Bayern äusserte sich der von allen Seiten gelobte Kahn pathetisch: "Ich bin mit dem Verein tief verbunden, er hat mein Leben sehr stark geprägt."

Dass vor allem er das neue Gesicht des FC Bayern werden soll, beweist, dass er Berichten zufolge in seiner Übergangszeit eigentlich die geplante Zusammenarbeit mit dem Münchner Automobilkonzern BMW mitverantworten sollte - der Deal platzte kürzlich, ohne dass er hätte darauf Einfluss nehmen können.

Die wichtigste Eigenschaft im Kosmos der Säbener Strasse erfüllt Kahn zweifelsohne: Uli Hoeness mag und schätzt ihn.

Verwendete Quellen:

  • eigene Beobachtungen
  • Presseerklärungen des FC Bayern München
  • Kicker: Interview mit Hasan Salihamidzic
  • faz.de: "Ein Freund, mit dem du weinen kannst, ist ein Geschenk"
  • kicker.de: "Rummenigge bestätigt sein Ausscheiden im Jahr 2021"
  • sueddeutsche.de: "Zwistigkeiten mit Kalle"
  • sueddeutsche.de: "Der Mittelstürmer übernimmt"
  • az-muenchen.de: "Herbert Hainer: Er wird der Nachfolger von Uli Hoeness"
  • focus.de: "Salihamidzic geht mit mehreren Hypotheken in Sportdirektor-Job"
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