Javier Martinez' Verletzung versetzt dem FC Bayern den nächsten Tiefschlag. Die Bosse wollten auf dem Transfermarkt eigentlich zunächst nicht mehr zuschlagen, also testet Trainer Pep Guardiola eifrig mögliche Alternativen. Rekordspieler Joshua Kimmich durfte gegen Hoffenheim ganz hinten ran. Aber reicht das auch für Juventus?

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So lange ist es gar nicht her, da bestanden die grossen Münchener Prüfungen in der Bundesliga unter anderem darin, einen geeigneten Freistossschützen zu finden.

Das Kinderspiel Schnick-Schnack-Schnuck ermittelte dann einen teaminternen Sieger und der Boulevard hatte ein paar Tage etwas zu berichten.

Die Leichtigkeit des Seins ist in München derzeit aber verflogen, die Probleme türmen sich mittlerweile haushoch.

Der Ausfall von Javi Martinez stellte am Sonntag den Sieg gegen 1899 Hoffenheim in den Schatten.

Der Spanier und auch die Vereinsbosse wiegelten zwar ab, dementierten Gerüchte um einen monatelangen Ausfall des Spaniers.

Martinez' Meniskusblessur vergrössert das Lazarett jedoch für wenigstens ein paar Wochen. Unter Umständen muss Martinez sogar unters Messer und fiele dann noch länger aus.

Damit bleibt Trainer Pep Guardiola genau noch ein gelernter Innenverteidiger übrig. Ausser er hat Glück und der FC Bayern verpflichtet in den letzten verbleibenden Stunden doch noch Serdar Tasci von Spartak Moskau.

"Es gibt keine gute Spieler"

Holger Badstuber ist ist - Stand jetzt - der letzte verbliebenen Spieler eines einst üppigen Kontingents, aus dem sich nach und nach Dante (nach Wolfsburg), Jan Kirchhoff (nach Sunderland), Medhi Benatia (Muskelverletzung) und Jerome Boateng (Muskelbündelriss) verabschiedet haben.

Dass die Bayern in den wenigen Stunden bis zum Ende der Transferperiode nochmals aktiv werden und einen externen Ersatz beschaffen, ist nicht zu erwarten.

"Es gibt keine gute Spieler, die von guten Vereinen abgegeben werden in der Winterperiode. Das würden wir ja auch nicht machen.

Dementsprechend ist eigentlich eher ausgeschlossen als wahrscheinlich, dass wir noch was machen", sagte Karl-Heinz Rummenigge bei "Sky".

Damit dürften auch alle Gedankenspiele um eine mögliche Verpflichtung von Aymeric Laporte vom Tisch sein.

Das Riesentalent von Athletic Bilbao stand als Alternative mit Potenzial und Perspektive im Raum, die enorm hohe Ablösesumme von rund 50 Millionen Euro für einen 21-Jährigen schreckt aber selbst die Bayern ab.

Die waren im Sommer bereits hinter dem Franzosen her und vertagen das Werben jetzt offenbar erneut auf den kommenden Sommer.

Nun scheint es jedoch so als würde der FC Bayern doch noch einmal tätig werden: Serdar Tasci soll vor einem Wechsel stehen.

Badstuber hält die Stellung

Für die anstehenden Aufgaben, besonders in den Pokalwettbewerben, müssen dennoch auch interne Lösungen her.

Badstuber ist plötzlich Innenverteidiger Nummer eins, dabei ist der ehemalige Nationalspieler selbst erst aus einer langen Verletzungspause zurückgekehrt.

"Holger war fast zwei Jahre raus, hat jetzt ein sehr gutes Spiel gemacht, aber man weiss nicht, ob er alle drei Tage auf dem Platz stehen kann", gibt Philipp Lahm eine wohl ziemlich realistische Einschätzung ab.

David Alaba hat gezeigt, dass er in der Innenverteidigung spielen kann und Guardiola ("Er kann der beste Innenverteidiger der Welt werden") weiss, dass er sich auf den Österreicher verlassen kann.

Aber: Alabas Fehlen in den Halbfinals gegen Barcelona in der vergangenen Saison tat den Bayern im Mittelfeld besonders weh.

Österreichs Sportler des Jahres ist eine solide Lösung für die Innenverteidigung, eine oder zwei Linien weiter vorne postiert aber eine Waffe.

Diese würde den Bayern dann wieder abgehen in den Spielen, in denen es auch darauf ankommt - also nicht unbedingt in der Bundesliga, wo die Münchener wohl uneinholbar der vierten Meisterschaft in Folge entgegensteuern.

Sondern vor allen Dingen in der Champions League.

Alaba? Vidal? Kimmich!?

Arturo Vidal könnte eine Möglichkeit sein. Aber der Chilene sorgte zuletzt für einigen Unmut bei seinem Trainer.

Vidal soll der Profi gewesen sein, dem Guardiola Gewichtsprobleme und eine unprofessionelle Einstellung vorgeworfen hatte.

Und dass Vidals Gehaltszettel unlängst offenbar für alle zugänglich in der Mannschaftskabine lag, kam auch nicht besonders gut an.

Vidal ist trotz der angespannten Personalsituation jedenfalls derzeit nur Ersatz.

Am Sonntag gegen Hoffenheim probierte Guardiola stattdessen erstmals Joshua Kimmich in der Abwehrzentrale aus.

Nun war der Tabellenvorletzte kein grosser Prüfstein. Aber Guardiolas Experiment mit seinem vielseitigsten Spieler darf durchaus als gelungen betrachtet werden.

Kimmich hat nun bis auf Torhüter und Angreifer alle Positionen mindestens einmal gespielt.

Auf der Sechs, der Acht, der Zehn, als Rechts- oder Linksaussen, rechts hinten und links hinten war er schon unterwegs und nun auch als Innenverteidiger.

Kimmich hat erst elf Bundesligaspiele auf dem Buckel. Er hat alle gewonnen und ist damit Rekordhalter in der Bundesliga.

Sein überragendes Spielverständnis und seine Antizipationsfähigkeiten dürften ihn für die Position des Innenverteidigers prädestinieren, dazu hat er als gelernter Sechser eine tolle Spieleröffnung und kann sich auch unter Gegner- und Zeitdruck aus brenzligen Situationen lösen.

Hoffen auf Benatia

Die entscheidende Frage aber wird sein, ob diese Qualitäten nicht nur gegen Hoffenheim in der heimischen Liga, sondern etwa in drei Wochen auch gegen Juventus Turin in der Königsklasse ausreichen.

Die "Alte Dame" hat am Wochenende auch Chievo auseinandergeschraubt. Das 4:0 war der zwölfte Sieg in Serie und bedeutet einen neuen Vereinsrekord.

Nach dem völlig missratenen Saisonstart läuft der Juve-Motor. Nur noch Spitzenreiter Napoli hat mehr Tore erzielt als der Rekordmeister.

Gegen Angreifer wie Mario Mandzukic, Alvaro Morata oder Shooting Star Paulo Dybala dürfte die Kimmich-Option daher zu riskant sein.

Den Bayern bleibt nur die Hoffnung, dass sich in den kommenden Wochen nicht noch mehr Spieler verletzen und dass mit Benatia zumindest eine Alternative schnell wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann.

Noch trainiert der Marokkaner individuell, "in einer Woche oder zehn Tagen" soll Benatia wieder mit der Mannschaft trainieren. Das hofft zumindest Trainer Pep Guardiola.

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