Javi Martínez könnte den FC Bayern schon in diesem Sommer verlassen. Mit ihm würde ein Publikumsliebling Abschied nehmen.
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Wie sich die Zeiten ändern. Am Donnerstag bricht mit der offiziellen Präsentation von
Jemand, der vor acht Jahren mit ähnlich viel Bohei und Vorfreude in München begrüsst wurde, steht derweil vor einem deutlich stilleren Abgang.
Heynckes hartnäckig an Martinez dran
Jeder Bayern-Fan wird sich noch gut an die Zeit Ende August 2012 erinnern. Vorausgegangen war ein wochenlanges Hin und Her rund um Javi Martínez. Bayern-Coach
Schon in Heynckes Zeit bei Bayer Leverkusen war Martínez Thema gewesen. Damals wurde jedoch schnell klar, dass der Club die festgeschriebene Ablöse von 40 Millionen Euro nicht wird zahlen können. In München war das anders. Und so blieb Heynckes hartnäckig und überzeugte am Ende Bilbao kurz vor Ende der Transferdeadline Martinez abzugeben.
Reporter campierten am Münchner Flughafen
Der Baske war damals so etwas wie der erste Social Media-Transfer der Bundesliga-Geschichte. Tausende Fans verfolgten auf den einschlägigen Flugradar-Webseiten die Flüge aus Spanien nach München und spekulierten tagelang wann Martinez denn nun ankommen würde. Zahlreiche Reporter belagerten derweil den Münchner Flughafen. Dabei wussten die meisten wenig über den international noch verhältnismässig unbeschriebenen Martinez. Doch allein die damals enorm hohe Ablöse von 40 Millionen Euro elektrisierte die Öffentlichkeit.
Niemand konnte allerdings erwarten, dass dieser Transfer tatsächlich als einer der wichtigsten Transfers in die Münchner Geschichte eingehen würde. Heynckes hatte recht. Martinez war das fehlende Puzzlestück einer historischen Münchner Mannschaft.
So freundlich und sympathisch Martinez abseits des Rasens auftrat, so fokussiert und kompromisslos war er auf dem Feld. Genau diese Mischung schätzten so viele Bayerns-Fans an dem Basken. Martinez und Bayern. Das passte von der ersten Minute.
Viele Verletzungen schmälern die Bilanz etwas
Auch in den Folgejahren blieb Martinez ein Fixpunkt. Entweder im zentralen Mittelfeld oder wie in den vergangenen Jahren immer häufiger in der Innenverteidigung. Einige schwere und viele kleinere Verletzungen verhinderten allerdings, dass Martinez über einen längeren Zeitpunkt an seine dominante Saison 2012/2013 anknüpfen konnte. Eine Leistenverletzung, ein schwerer Kreuzbandriss, Muskelrisse, ein Meniskusschaden. Martinez liess kaum etwas aus. Das hinterliess Spuren.
In den vergangenen beiden Jahren waren Defizite in der Agilität und der Schnelligkeit nicht mehr zu übersehen. Das passt nicht zum Spiel von Hansi Flick, der in seiner hochstehenden Viererkette bewegliche und schnelle Spieler benötigt. Im Mittelfeldzentrum ist nach der Abkehr von einer klassischen Doppelsechs zudem nur noch selten Platz.
So würde es für beide Seiten Sinn ergeben, wenn sich die Wege nach emotionalen und erfolgreichen Jahren trennen. So aufregend und spektakulär seine Ankunft war, so leise könnte nun sein Abschied werden. Spätestens nach der Verpflichtung von Abwehr-Talent Tanguy Nianzou wird er aktuell einfach nicht mehr so dringend gebraucht.
Viele Bayern-Fans würden es enorm bedauern ihn nicht mehr im Stadion verabschieden zu können. Vergessen werden sie Martinez in München trotzdem nicht. Und vielleicht gibt es ja doch noch eine Wende. Dann könnten der Top-Transfer des Jahres 2012 und der Top-Transfer des Jahres 2020 doch noch gemeinsam auf dem Platz stehen. Und Sané könnte von seinem erfahrenen Vorgänger vor allem zwei Dinge für seine Zeit in München lernen. Wie man Titel gewinnt und sich gleichzeitig in die Herzen der Münchner Anhänger spielt.
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