Die Bayern vorentscheiden die Meisterschaft am achten Spieltag, die Liga langweilt sich. Der Rekordmeister muss sich für seine Dominanz wahrlich nicht entschuldigen. Dennoch: Indirekt schadet der neuerliche Alleingang des FC Bayern nicht nur der Liga - sondern auch den Münchnern selbst.

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Der FC Bayern München ist ein Segen für die Bundesliga. Die Münchener spielen den schönsten Fussball des Landes, sie lassen ihre Mannschaft vom besten Trainer der Welt immer neu justieren und verbessern, sie haben den besten Torhüter und den besten Mittelstürmer der Welt in ihren Reihen und noch eine ganze Menge anderer überragender Spieler.

Die Bayern besitzen eine Strahlkraft wie sonst nur Real Madrid, der FC Barcelona oder vielleicht noch Manchester United. Wenn sie sich aufmachen zu einem Auswärtsspiel - wo auch immer auf der Welt - dann ist das Stadion garantiert ausverkauft, der Gegner preist bereits Monate davor das Spiel des Jahres an und verlangt ganz nebenbei auch noch einen zusätzlichen Bayern-Obolus von der Kundschaft.

Der FC Bayern macht nicht nur sich, sondern sehr vielen anderen Klubs, Unternehmen, Dienstleistern und Sponsoren die Kassen voll. Nicht zuletzt auch der Deutschen Fussball Liga (DFL). Die spannt den Rekordmeister in Sachen Auslandsvermarktung gerne vor den Karren und delegiert die Münchner in jene Gegenden der Welt, in denen noch Wachstum zu erwarten ist und ein ungeheuerliches Fanpotenzial schlummert.

Wenn ein 5:1 normal wird

Das ist die eine Seite des Erfolgs, den die Bayern haben. Aber es gibt eben auch noch eine andere. Der FC Bayern kann nichts dafür, dass die Liga-Konkurrenz nicht mehr mit ihm mithalten kann. Dass die Münchner jede Partie der Bundesliga fast nach Belieben diktieren, um am Ende teilweise haushoch zu gewinnen. Fast scheint es, dass besonders gegen jene Gegner, die den Rekordmeister im Vorfeld ein wenig pieksen, beim Aufeinandertreffen die geballte Wut zum Vorschein kommt.

3:0 gegen Leverkusen, jeweils 5:1 gegen Wolfsburg und nun auch gegen Dortmund. Aussergewöhnliche Ergebnisse, selbst in so genannten Spitzenspielen, sind gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass ein 5:1 der Bayern, gegen welchen vermeintlichen Verfolger auch immer, schon gar nicht mehr als aussergewöhnlich registriert wird, sondern irgendwie vorhersehbar ist und bei der Mehrzahl der Fans allenfalls noch ein belangloses Achselzucken provoziert.

Die Claims sind klar abgesteckt: "Niemand ausser uns holt den Titel!" Es wäre der vierte in Folge für die Bayern. Und schon jetzt lautet die Frage eigentlich nur noch, wann genau die Bayern gedenken, den Sack auch rechnerisch zuzumachen: Im April, im März oder - als logische Folge des wahnwitzigen Rekordstrebens - doch schon im Februar?

Das ist nicht nur ernüchternd, es ist auch äusserst bedenklich. Wenn reguläre Bundesligaspiele ausarten in einen Zirkus, in den Besuch der "München Globetrotters" in Darmstadt, Stuttgart oder Berlin und das Titelrennen der Bundesliga im Prinzip eine Farce ist - wie soll das auf Dauer vermittelbar bleiben?

Spanische Verhältnisse wären schön

Die Deutsche Meisterschaft ist der wichtigste Titel des Landes. Es gibt da noch die Nebenkriegsschauplätze, den Kampf um die Königsklasse, vielleicht die Europa League und natürlich den Abstiegskampf. Sie müssen aufpoliert und vermarktet werden, weil sich die Frage nach dem kommenden Meister schon gar niemand mehr ernsthaft stellen mag.

Der FC Bayern würde mit seiner Dominanz die Liga begraben, sagen einige nicht erst seit Sonntagabend. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde in der Liga über drohende spanische Verhältnisse debattiert. Also einen ewigen Zweikampf im Titelrennen, mit den Bayern und Dortmund als Pendants zu Real Madrid und dem FC Barcelona. Damals wurde die böse Vorahnung noch grösstenteils amüsiert zur Kenntnis genommen. Momentan wäre die Liga froh, wenn es wenigstens noch so etwas wie spanische Verhältnisse gäbe.

Ende der 90er Jahre hatten die Bayern mal einen verblüffenden Vorstoss gewagt und aus Verärgerung über die mickrigen Erlöse aus der heimischen TV-Vermarktung mit einem Umzug in die italienische Serie A geliebäugelt. Vermutlich waren die Attacken von Uli Hoeness damals nur eine Drohgebärde und nicht ernst gemeint.

Eine Milliarde für ein Produkt ohne Highlight?

In Sachen TV-Vertrag und Vermarktung sind die Serien-Siege für den Serien-Meister auf lange Sicht jedoch ein Problem; der Fluch der guten Tat könnte die Bayern am Ende sogar selbst treffen. Während in den anderen Top-Ligen Europas an der Spitze ein echter Wettbewerb herrscht und damit die Attraktivität der jeweiligen Spielklasse auch im Ausland aufrecht erhalten wird, kommt die Bundesliga als vergleichsweise langweiliges Produkt daher.

Die DFL hat die Unterlagen für die Ausschreibung der Medienrechte ab 2017 ans Kartellamt geschickt. Im April kommenden Jahres wird darüber entschieden, wer den Zuschlag für die TV- und Onlinerechte bekommt, von Armenien bis Zypern sind alle erdenklichen Länder im Bieterverfahren mit dabei.

Die DFL - und damit ihre 36 Profiklubs - wollen und müssen die Kluft zu den Reichsten der Reichen verringern. Spanien und England sind der Bundesliga längst enteilt. Und es sind natürlich die Bayern als einziger echter Wettbewerber auf internationaler Bühne, die sich nimmermüde für deutlich höhere Erlöse einsetzen.

"Es ist realistisch, dass die Gesamtsumme aus In- und Auslandsvermarktung über einer Milliarde Euro liegen wird", meint Christian Seifert. Aber wie ein Produkt am Markt platzieren, das ohne viel Spannung daherkommt? Der DFL-Boss bleibt zwar gelassen, zumindest wollte Seifert vor der Saison keine andere Sicht der Dinge gelten lassen.

"Wenn wir irgendwann die Diskussion führen, dass wir in den letzten zehn Jahren immer den gleichen Meister hatten, dann kann man in eine Diskussion treten. Aber das wird nicht so kommen. Die Meisterfrage ist eben nur eine von zehn sportlichen Entscheidungen der Bundesliga und 2. Bundesliga", sagt Seifert.

Das ist faktisch natürlich richtig. Aber eben auch Diplomaten-Sprech von einem, der sein eigenes Produkt attraktiv halten muss. Schliesslich geht es in den kommenden Monaten in die heisse Phase der Entscheidungsfindung. Und sehr wahrscheinlich würde es auch Christian Seifert gefallen, wenn die Bayern nach acht Spieltagen nicht schon wieder sieben Punkte vor dem Zweitplatzierten lägen. Aber zugeben würde er das wohl nie.

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