Der FC Bayern München muss in der Bundesliga eine Aufholjagd starten, um die achte Meisterschaft in Folge einzufahren. Herbstmeister RB Leipzig hat vier Punkte mehr auf dem Konto als der Titelverteidiger. Die Bayern brauchen eigentlich jeden Spieler. Trotzdem steht wieder Jerome Boatengs Abgang im Raum.

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Oliver Kahns Ansage an die Mannschaft ist eindeutig. "Wir wollen es uns nicht erlauben, in dieser Saison die Meisterschaft abzugeben", sagte das neueste Mitglied des Vorstands der FC Bayern München AG im Rahmen seiner Vorstellung in der Allianz Arena. Jeder Spieler müsse sich der Bedeutung des Titels bewusst sein. Deren sieben in Folge holte der Rekordmeister zuletzt - und setzte damit einen neuerlichen Rekord.

Nicht mal zu den Zeiten, als Kahn noch den Kasten der Bayern hütete, dominierten sie derart. Trotzdem lässt der Anspruch des Vereins einen Vier-Punkte-Rückstand auf Platz eins nicht zu.

Kahn sass kurz nach seiner Pressekonferenz im Flieger Richtung Katar, zur Mannschaft. Sie bereitet sich - mittlerweile schon traditionell - im Wüstenstaat auf die kommenden Aufgaben vor.

Jerome Boateng sollte im Herbst 2019 wechseln

26 Spieler hat Cheftrainer Hans-Dieter Flick dabei. Darunter ist auch Jerome Boateng. Der Weltmeister von 2014 war sich bereits im Sommer 2018 mit Paris St. Germain über einen Wechsel einig. Flicks Vorgänger und Ex-Chef Niko Kovac aber liess den heutigen Ex-Nationalspieler damals nicht gehen.

Im Herbst 2019 zerschlug sich ein Transfer Boatengs zu Juventus Turin. Auch Bayer Leverkusen soll anschliessend dankend abgelehnt haben. Obwohl er sportlich den Bayern nur noch bedingt hilft, hat das Verletzungspech des Klubs Boateng vorübergehend in die erste Elf zurückgespült.

Boateng aber ist in die Jahre gekommen und nicht zuletzt aufgrund von Verletzungen langsamer geworden. Als der 31-Jährige am 2. November 2019 im Auswärtsspiel in Frankfurt Eintracht-Stürmer Goncalo Paciencia nicht folgen konnte und foulte, war der FC Bayern schon nach neun Spielminuten auf zehn Mann dezimiert. Boatengs Fauxpas leitete eine 1:5-Blamage ein. Kovac, der ihn 2018 nicht nach Paris hatte ziehen lassen, verlor seinen Job als Cheftrainer.

Zuletzt, am 15. Spieltag daheim gegen Werder Bremen, rannte Milot Rashica Boateng davon und schoss die Gäste bei Bayerns 6:1-Sieg zwischenzeitlich mit 1:0 in Front.

Kimmich baut sich drohend vor Boateng auf

In jenem Spiel kam es auch zu einer Konfrontation Boatengs mit dessen sieben Jahre jüngeren Kollegen Joshua Kimmich. Von keiner Fernsehkamera dokumentiert, blieb nach der Betrachtung des Bildes aber der Eindruck hängen, wie schlecht es mittlerweile um Boatengs Standing innerhalb der Mannschaft bestellt sein muss.

Kurioserweise interessiert sich mit dem FC Arsenal jedoch ein Klub für Boateng, in dessen englischer Premier League üblicherweise noch schneller gespielt wird als in der Bundesliga.

Auch Arsenal hat nach der Verletzung von Calum Chambers eine Lücke in seinem Defensivverband zu füllen. Durch die Ausfälle von Niklas Süle, Lucas Hernandez und Javier Martinez besteht allerdings diesbezüglich beim FC Bayern akuterer Bedarf. Insofern würde ein Abgang Boatengs in dieser personellen Situation überraschen.

Die Bayern suchen einen Rechtsverteidiger

Flick möchte ihn angesichts der derzeit überschaubaren Auswahl im Abwehrverbund des Meisters aber vorläufig halten. Trotzdem müsse Boateng "die Entscheidung über seine Zukunft" selbst treffen, sagte Flick im Gespräch mit dem "kicker". Es sei Boatengs Karriere.

Unabhängig von dessen Entscheidung suchen die Bayern nach einem Rechtsverteidiger. Die Lücke, die Philipp Lahms Rücktritt dort 2017 hinterliess, ist offenbar nicht geschlossen worden.

Der Franzose Benjamin Pavard hat dort in seiner ersten Bayern-Hinrunde oft gespielt, kann aber auch als Innenverteidiger spielen. Aufgrund dieser Vielseitigkeit steckt er spätestens seit den Ausfällen Süles, Martinez' und seines Landsmanns Hernandez in der Mühle der Abwehrrotation.

Von Nationalspieler Benjamin Henrichs, den auch Leipzig verpflichten will, holten sich die Bayern einen Korb. Nun sollen sie auf Dortmunds Achraf Hakimi ein Auge geworfen haben. Der beste Nachwuchsspieler Afrikas kickt seit Sommer 2018 für den BVB, gehört aber Real Madrid.

Ginge Boateng doch und käme Hakimi, dann würde sich der Kader der Bayern für den geplanten Angriff auf Leipzig nominell nicht verändern. Offiziell umfasst er nur 23 Spieler, von denen in Doha Süle (Kreuzbandriss), Martinez (Muskelbündelriss), Robert Lewandowski (Leisten-Operation) und Kingsley Coman (Kapseleinriss im Knie) ohnehin verletzungsbedingt fehlen.

Flick fordert Verstärkungen

"Die Personalsituation ist echt mau", gab Flick im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" zu. Bayerns Trainer fordert noch "mindestens" zwei neue Spieler: einen auf der Aussenbahn, und einen für die Defensive.

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