Der FC Bayern München ist ein grosser Player auf der weltweiten und erst recht auf der europäischen Fussballbühne. Nun äussert sich Bayern Präsident Uli Hoeness erneut zur Klub-WM - und sorgt damit für Fragezeichen.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Wort der Münchner hat Gewicht und so liess es aufhorchen, als Bayern-Präsident Uli Hoeness sich nach dem Bundesliga-Spiel gegen Mainz wie folgt zur neuen FIFA-Klub-WM zitieren liess: "Die Klub-Weltmeisterschaft finde ich super. Dieser Confed Cup ist für die Katz. Eine Klub-WM mit tollen Mannschaften alle vier Jahre statt Confed Cup - das ist wunderbar."

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Die neue Klub-WM ist Teil eines grösseren Reformpakets von FIFA-Präsident Gianni Infantino, das auch die Erweiterung der Weltmeisterschaft und Pläne für eine globale Nations League umfasst.

Die neue Klub-WM, die von der FIFA bereits beschlossen wurde, soll erstmals 2021 ausgetragen werden. Mit 24 statt bisher 7 Teams. Dass der Wettbewerb reformbedürftig ist, darüber gibt es im Grundsatz Einigkeit im Weltfussball.

Der derzeitige Modus mit den Kontinental-Champions (in Europa der Sieger der Champions League) wird bisher jedes Jahr kurz vor Weihnachten ausgetragen und gilt meistens eher als leidiges Pflichtprogramm.

Seit 2012 gewann zudem immer der europäische Teilnehmer, was nicht gerade für die Spannung des Wettbewerbs spricht.

Welche Teams dürfen teilnehmen?

So gross die grundsätzliche Unterstützung für eine Reform, so gross ist aber auch der Widerstand in den Details. Vor allem unter den europäischen Top-Clubs.

Dort sorgten die klaren Aussagen von Uli Hoeness für Fragezeichen, denn eigentlich hatte sich die European Club Association (ECA), in der der FC Bayern ebenfalls vertreten ist, gemeinsam gegen Infantinos Pläne ausgesprochen.

Sogar von einem Boykott war in den vergangenen Tagen die Rede. Neben dem FC Bayern scherte nur Real Madrid aus und begrüsste die Pläne ebenfalls.

Mancher Beobachter geht ohnehin davon aus, dass der Widerstand der ECA eher taktisch motiviert ist, um den Preis nach oben zu treiben und Einfluss zu gewinnen. Einige Details sind nämlich noch ungeklärt.

Infantino lockt mit millionenschweren Geldgebern, die von FIFA-Kennern als dubios bezeichnet werden, aber den teilnehmenden Teams hohe Prämien garantieren würden.

Auch die genaue Zusammensetzung der Klub-WM ist offenbar noch offen. Zuletzt war von acht europäischen Teams die Rede. Nach welchen Kriterien diese ausgewählt werden? Offen. Der nächste Streitpunkt.

Um das Ganze noch komplizierter zu machen, tobt auch innerhalb der UEFA ein Machtkampf um eine mögliche Reform der Champions League. Auch hier wird eine enorme Aufblähung und ein neuer Modus ab 2024 diskutiert.

Sogar Spiele am Wochenende sollen dabei kein Tabu mehr sein. Ein Plan, der wiederum der Bundesliga überhaupt nicht passt. Ein ziemliches Knäuel, das hier entwirrt werden muss. Sportpolitik der kompliziertesten Sorte.

Für den FC Bayern wäre die Klub-WM lukrativ

Mittendrin agiert der FC Bayern natürlich auch mit ganz eigenen Interessen. Und da ist die Begeisterung für eine neue, aufgewertete Klub-WM nur allzu verständlich.

Selbst bei nur acht europäischen Teams (zwischenzeitlich waren auch mal zwölf im Gespräch) dürfte der FC Bayern als deutscher Vertreter gesetzt sein.

Sollten Infantinos Zusagen stimmen, garantiert das weitere Einnahmen, die für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Münchner wichtig wären.

Dazu kommen eine Reihe von weiteren Nebeneffekten. Insbesondere ausserhalb Europas könnte ein Turnier mit den besten Teams der Welt durchaus seinen Reiz entfalten, weil sich nur dort Teams aus Südamerika, Asien und anderen Teilen der Welt mit den besten Teams aus Europa messen könnten.

Für den FCB, der in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen hat, seine Bekanntheit etwa in den USA oder in China zu steigern, wäre das eine willkommene Gelegenheit, die eigene Marke in neuen Absatzmärkten zu präsentieren. Und das nicht bei Freundschaftsspielen auf kräftezehrenden Trips in der Saisonvorbereitung, sondern unter Wettkampfbedingungen mit grossen finanziellen Anreizen.

Auf der anderen Seite steht die zusätzliche Belastung, die die Bayern dafür in Kauf nehmen müssten.

Die Bundesliga bekommt ein Problem

Ein weitaus grösseres Problem bekäme derweil die Bundesliga. Fraglos würde die aufgewertete Klub-WM die Schere zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund auf der einen und dem Rest der Bundesliga auf der anderen Seite weiter vergrössern.

Schon jetzt hat der deutsche Ligabetrieb ein gewaltiges Qualitätsproblem. Es fehlen Stars und es fehlt seit über fünf Jahren auch so etwas wie Spannung im Titelkampf. Die laufende Saison ist die erste seit 2012, in der die Münchner zumindest herausgefordert wirken.

Die DFL muss hier dringend gegensteuern, allerdings ohne die Bayern dabei auszubremsen. Denn am Ende profitiert die Bundesliga auch davon, ein Aushängeschild zu haben, das sie in der Champions League und ab 2021 vielleicht auch bei der neuen Klub-WM repräsentiert.

Über all diesen Diskussionen schwebt noch ein ganz anderes Szenario, das die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen des europäischen Fussballs endgültig sprengen könnte: Eine europäische Super League, die konsequent zu Ende gedacht die nationalen Ligen überflüssig machen würde.

Zukunftsmusik. Sicher. Doch der Profi-Fussball ist in Bewegung wie lange nicht. Und der FC Bayern München ist nicht gerade bekannt dafür, sich lohnenden Veränderungen entgegenzustellen.

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