Philipp Lahm hört auf und wird nicht Sportdirektor beim FC Bayern. Das schmerzt die Münchner, nun müssen sie einen anderen Kandidaten finden. Die Liste ist relativ lang. Doch es gibt einen klaren Favoriten.
Erst sagte
Kapitän
Hoeness: "Für Lahm bleibt die Tür offen"
Lahm wird also erstmal "Privatier". Sein Entschluss schmerzt den FC Bayern, nicht nur, weil er die Klub-DNA mit Standing und Stallgeruch (momentan 501 Pflichtspiele) auf eine administrative Ebene hätte übertragen können.
Lahm wäre nicht unvorbereitet gewesen, der Mann hat eine Meinung, und er bildete sich als Gesellschafter des Pflegeprodukteherstellers Sixtus und des Naturkost-Riesen Schneekoppe fort. "Für Philipp bleibt die Tür offen. Ich kann mir vorstellen, dass er eines Tages hier arbeitet", sagt Hoeness der "Funke Mediengruppe".
Zunächst muss Bayerns Denkwerkstatt aber ohne den 33-Jährigen planen. Strukturell sind die Voraussetzungen gegeben: Präsident Hoeness ist wieder Chef des Aufsichtsrats und faktisch Hauptkontrolleur von
"Die Entscheidung über den Sportdirektor-Posten fällt der Vorstand, ich werde mich da nicht einmischen. Karl-Heinz weiss aber natürlich, dass ich immer für einen Rat zur Verfügung stehe", sagte Hoeness der "Sport Bild" im November 2016.
FC Bayern: Das muss ein Sportdirektor können
Dennoch: dass die Alphatiere Rummenigge und Hoeness in Sachen Sportdirektor offenbar uneins sind. Auf der Jahreshauptversammlung tendierte Rummenigge eindeutig zu Lahm: "Wir haben da einen im Kopf, den Namen haben Sie sicher schon gehört, den werden wir auch holen, aber der muss im Moment noch Fussball spielen."
Lahms Spielervertrag lief bis 2018, und Hoeness warb dafür, dass er ihn doch bitteschön erfülle. Wie das mit einem Ämteraufstieg anno 2017 hätte zusammenpassen sollen...?
Konsens herrscht über die Notwendigkeit eines Sportdirektors. Hoeness nannte die Position "wichtig und wertvoll". Aber: Rummenigge klagte in der "Süddeutschen Zeitung": "Einen guten Sportdirektor kann man leider nicht in Oberammergau zum Schnitzen bestellen."
Beim FC Bayern braucht‘s eine frische, mutige, gut vernetzte Person mit Gespür, Hang zur Innovation und idealerweise identitätsstiftender Vergangenheit. Bloss: wen?
Max Eberl: Der Favorit
"Wir haben gar keine Namen im Kopf, weil wir bisher nur mit Lahm gesprochen haben", sagte Hoeness am Wolfsburg-Abend. Überaus lang ist die Anwärterliste nicht; oben soll
Gegenüber "Sky" äusserte sich der 43-Jährige im Dezember so: "Es ist Spekulation. Ich habe keinen Einfluss darauf, was letztendlich entschieden wird. Dieses Thema schiebe ich weit weg, weil es keinen offiziellen Hintergrund hat." Grundsätzliche Abneigung klingt anders.
Nach "Express"-Informationen besitzt Eberl eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2020 datierten Gladbacher Kontrakt - wenn Bayern anklopft. "Er hat dieses Amt von der Pike auf gelernt, bewies Stressresistenz und hat eine Nähe zum FC Bayern. Eberl wäre eine Topvariante", findet beispielsweise der Ex-FCB-Manager Christian Nerlinger.
Der "Abendzeitung" offenbarte wiederum Eberl: "Dass ich für immer ein Stück weit Roter bleiben werde, weiss jeder, der mich kennt..."
Oliver Kahn und Stefan Effenberg: Die Legenden
Ein Bayern-Angebot kommt nicht oft, deshalb versteht "Sky"-Experte Lothar Matthäus den Lahm-Entschluss nicht. "Bis 2019 warten?
Kahn (47) beendete 2008 seine Karriere, ein Münchner Comeback gab‘s nicht, obwohl ihn viele Beobachter aufgrund seiner Vita (Legende, Charakterkopf, BWL-Studium) für prädestiniert halten. Bis 2018 ist Kahn ans "ZDF" gebunden, womit ein Job bei Bayern seiner Meinung nach kollidiert.
Im "Kicker" räumte er zumindest lose Gespräche ein: "Da läuft immer mal was."
Stefan Effenberg (48), Anführer der Champions-League-Sieger von 2001, signalisierte im selben Blatt seine Bereitschaft. Eine Aufgabe beim FC Bayern sei "immer interessant, für jeden, für mich natürlich auch. Es liegt aber nicht bei mir."
Ein erster Trainer-Gehversuch scheiterte beim SC Paderborn, krachend. Wirtschaftlichen Hintergrund hat er nicht.
Hansi Flick, Stefan Reuter, Thomas Linke: Die Aussenseiter
Hansi Flick (51) war acht Jahre lang Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, nach dem WM-Triumph 2014 wurde er - wie passend - Sportdirektor beim DFB. Jetzt ist Schluss, um sich "in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren" zu können.
Will er dann die Dauerdröhnung bei Bayern? Flick bestritt 104 Partien für den Rekordmeister, zwischen 1985 und 1990.
Unwesentlich seltener lief Stefan Reuter (50) im FCB-Trikot auf, 95 Mal (1988 - 1991). Später arbeitete er beim TSV 1860 und fungiert seit 2012 als Geschäftsführer in Augsburg, mit dem Höhepunkt einer Europa-League-Teilnahme.
Für die Freigabe von Trainer Markus Weinzierl an Schalke 04 holte er fünf Millionen Euro Ablöse heraus, Reuter gilt als gewiefter Verhandlungspartner.
Ebenfalls profiliert hat sich Thomas Linke (47). Einst Bayerns eisenharter Innenverteidiger (166 Spiele, 1998 - 2005), dann Sportdirektor beim damaligen Regionalligisten RB Leipzig, ehe er im November 2011 beim FC Ingolstadt anheuerte, wo 2015 der Bundesliga-Aufstieg gelang.
In seinem Fall wäre der Dienstweg für einen Plausch besonders kurz: Am Samstag gastiert der FC Bayern in Ingolstadt.
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