- Der FC Bayern empfängt zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League an diesem Mittwoch (21 Uhr, hier im Live-Ticker) PSG.
- Im Interview erklärt der französische Sportjournalist Alexis Menuge, warum Paris ohne Neymar besser dran ist.
- Und weshalb alles von Kylian Mbappé abhängt.
Herr Menuge, in Paris ging es zuletzt turbulent zu. Dann schlug PSG Olympique Marseille auswärts 3:0.
Alexis Menuge: Ich frage mich, ob der hohe Sieg in Marseille nicht der Wendepunkt war. Mit allen drei Superstars vornedrin –
Neymar fällt verletzt aus.
Ich glaube, dass sie nun in einem 3-5-2 spielen werden. Heisst, mit Achraf Hakimi rechts und mit Nuno Mendez links, damit das Mittelfeld deutlich kompakter ist und sie die Bayern besser im Griff haben. Wenn
Selbst gegen den FC Bayern?
Für beide Klubs steht extrem viel auf dem Spiel. Beim Verlierer wird es im Sommer Konsequenzen geben. Im Kader und vielleicht auch auf der Trainerbank. Wenn die Bayern mit dem Rücken zur Wand stehen, liefern sie immer eine Antwort. Wie gegen Union Berlin (3:0, Anm. d. Red.). Nichtsdestotrotz habe ich das Gefühl, dass Paris für Bayern ein Angstgegner ist. Die Münchner haben im Hinspiel die Chance verpasst, alles klarzumachen. Weil Paris nicht anwesend war, bis Mbappé auf den Platz kam. Bayern hätte zwei, drei Tore mehr machen können. Bei einem 1:0 bleibt für PSG alles möglich, erst recht mit Mbappé von Anfang an.
Alexis Menuge: "Mbappé spricht nicht oft vor der Presse, aber wenn, dann gibt er Stoff"
Weil er in wirklich jeder Situation ein Tor schiessen kann?
Er ist mit 24 Jahren der beste Spieler der Welt. In Deutschland wird er gerne mit
Als es um seine Vertragsverlängerung ging, soll der französische Staatspräsident Emmanuel Macron für einen Verbleib in Paris geworben haben. Er elektrisiert die Stadt.
Mittlerweile. Es gab Zeiten, in denen er nicht so beliebt war, weil er mit einem Wechsel geliebäugelt hat. Aber seit er sich mehr identifiziert, hat sich das geändert. Sergio Ramos und Lionel Messi werden wohl nicht verlängern, damit wird er noch mehr Macht im Klub bekommen. Präsident Macron weiss, dass Mbappé für Frankreich und für die Stadt ein Aushängeschild ist. Im Sommer 2024 hat Paris die Olympischen Spiele. Mbappé würde gerne mitspielen. Das war sicher ein Hintergedanke Macrons, dass Mbappé mindestens bis zu den Sommerspielen in Paris bleibt. Für die Repräsentation.
Mbappé ist in Paris geboren. Als er gegen Bayern eingewechselt wurde, stand der Prinzenpark kopf. Auch, weil nach dem milliardenschweren Investment der Katarer Identifikation zum Thema wird?
Ja, klar. Die Fans haben nie verstanden, warum PSG die jungen Juwelen gehen liess: Christopher Nkunku (RB Leipzig), Moussa Diaby (Bayer Leverkusen), Kingsley Coman (Bayern) oder Adrien Rabiot (Juve). Sie gingen alle ablösefrei, was im Nachhinein ein Kardinalfehler war. In naher Zukunft wollen die Bosse Spieler zurückholen und mehr auf junge französische Spieler setzen. Ein Beispiel: Randal Kolo Muani war letzten Sommer kostenlos zu haben. Dass er jetzt bei Eintracht Frankfurt auftrumpft und plötzlich 80 bis 100 Millionen Euro Ablöse kostet, ist für PSG eine Riesenniederlage. PSG hat kürzlich zum ersten Mal seit zwölf Jahren ein öffentliches Training gemacht, vor 33.000 Fans. Das war eine Initiative der Bosse auf dem Höhepunkt der Krise. Sie hoffen, dass Mbappé seine ganze Karriere lang in Paris bleibt. Weil er sich dermassen mit den Fans und mit der Stadt identifiziert.
Weil er zum Beispiel was tut?
Er hat ein Foto zum Tod von Just Fontaine (1. März, Anm. d. Red.) gepostet, der bei der WM 1958 für Frankreich 13 Tore geschossen hat. Sowas macht Mbappé dem Vernehmen nach selbst. Das machen nicht Social-Media-Mitarbeiter. Er weiss, wie es geht, sich zu identifizieren. Er weiss, wie die Branche läuft – von A bis Z. Er hat alles verstanden.
Sein Trainer auch? Beim 4:3 gegen Lille stürmte der Technische Direktor Luis Campos von der Tribüne in die Coaching Zone, um selbst der Mannschaft Anweisungen zu geben.
Ohne das knappe 4:3 gegen OSC Lille wäre der PSG-Trainer in der Münchner Allianz Arena wohl ein anderer. Luis Campos wurde auf den grossen Wunsch von Mbappé hin angestellt. Das war eine Bedingung für seine Vertragsverlängerung. Beide wurden mit Monaco 2017 Meister, Campos gilt als sein Ziehvater. Campos und Galtier dachten im Sommer, sie könnten Neymar verkaufen. Dann hätten sie die Mannschaft anders zusammenstellen können. Galtier wusste, dass die WM für ihn zum Problem werden würde, weil sich alle Superstars besonders vorbereitet hatten. Neymar hat seine Verletzung danach nie wirklich auskuriert. Auch Messi hatte nach der WM Probleme. Ich denke, dass PSG für Galtier eine Nummer zu gross ist. Für die kommende Saison kursieren schon die Namen Thomas Tuchel und Zinédine Zidane.
Neymar? "Vertragsverlängerung war der grösste Fehler von PSG"
Sie klingen sehr überzeugt davon, dass der als launisch bekannte Neymar nicht mehr der Richtige für PSG ist.
Klub-Präsident Nasser Al-Khelaifi hat erklärt, dass sie dieses Spektakel drumherum nicht mehr wollen, sondern dass sie eine verschworene Einheit auf dem Platz wollen. Damit hat er Neymar angesprochen. Der grösste Fehler von Paris Saint-Germain in den letzten Jahren war die Vertragsverlängerung mit Neymar bis 2027. Was man hört, spielt er die ganze Nacht Poker und erscheint müde im Training. Und dass er nicht die beste Ernährung hat. Er schreit Mitspieler auf dem Platz an, behandelt sie nicht mit Respekt und sorgt für Reibungen. Deswegen wäre mancher erleichtert, wenn er geht.
Ist PSG gegen Bayern ohne Neymar somit stärker?
Paris wird dadurch gefährlicher. Sie können stabiler auftreten. Die Bayern werden gemäss ihrer DNA vor heimischem Publikum das Spiel machen und Freiräume lassen. Sobald Mbappé bedient wird, wünsche ich Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt viel Spass. Sie werden viel Arbeit haben.
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