Holger Badstuber teilt seine Sicht auf das Topspiel zwischen Bayern und Leverkusen, welches zur eindeutigen Angelegenheit wurde.
Servus Fussball-Freunde!
Ich bin wehmütig, denn ich hatte mir weitaus mehr erwartet. Okay, die Messlatte lag nach dem Pokalfight unter der Woche zwischen Bayer 04 und Stuttgart, den ich im Stadion geniessen durfte, ziemlich hoch. Das war sehr gutes spielerisches Niveau! Aber das Duell zwischen Leverkusen und dem FC Bayern war kein Topspiel im eigentlichen Sinn. Es war eine eindeutige Angelegenheit.
Was hat der FC Bayern da gemacht? Ich schätze
Abwehrspieler bilden keinen Verbund
Selbstverständlich weiss ich, dass er auf viele Spieler, die den Unterschied in solchen Partien ausmachen können, verzichten musste, wie beispielsweise einen Coman oder Gnabry. Mir ist klar, dass er stetig improvisieren muss. Aber woher kommen die vielen Verletzungen überhaupt? Dafür gibt es immer Gründe. Bayern sollte dringend Ursachenforschung betreiben, denn das ist wirklich auffällig.
Die dauerhaften Umstellungen führen wiederum zum Grundproblem beim FCB. Niemand ist festgespielt. Das Resultat davon ist Unsicherheit, die sich insbesondere einmal mehr in der letzten Kette mit katastrophalen Fehlpässen zeigte - teilweise ohne Druck sogar ins Aus! - und Bällen, die unter der Sohle wegrutschten. Das sind vier, fünf gute Einzelspieler in der Abwehr, aber sie bilden keinen Verbund.
Wieder Souveränität und Arroganz ausstrahlen
Mein langjähriger Wegbegleiter Thomas Müller hat den Ernst der Lage mit seinem Frust-Interview verdeutlicht. Er sah das Problem der „Verkopftheit“ im Spiel der Bayern, die fehlende spielerische Freiheit. Ich ergänze, dass diese nur zurückkommen kann, wenn echtes Vertrauen zwischen den Spielern herrscht. Das muss gefördert werden. Dann folgen Souveränität und auch die „Arroganz“, die Bayern wieder ausstrahlen und auszeichnen muss.
Ich habe Zweifel, dass diese in dieser Saison noch zurückkommt, lasse mich aber auch gerne vom Gegenteil überraschen. Spätestens im Sommer wird es punktuelle Veränderungen beim FC Bayern geben müssen, um wieder Klarheit zu schaffen. Es wäre kein Wunder, wenn dabei Entscheidungen getroffen werden, die für Aufsehen sorgen.
So lange zolle ich der Leistung von Leverkusen hohen Respekt. Das 3:0 war ein Ausrufezeichen und der Ausdruck von massiver Stabilität im Team von Xabi Alonso. Seine Spieler lieben es, zu gewinnen. Durch einige Last-Minute-Erfolge gehen sie mit dem Selbstverständnis eines Gewinners ins Spiel. Diese Eigenschaft macht Leverkusen so gefährlich.
Leverkusen wie damals Dortmund
Ich finde das erfrischend für den deutschen Fussball, der unbedingt Mannschaften braucht, die Bayern wehtun können. Bayer ist jetzt Topfavorit auf das Double in Deutschland - diese Spannung gab es in der Form zuletzt vor zwölf Jahren mit dem BVB als unserem damaligen Widersacher. Damals war es Dortmund - jetzt macht Leverkusen die Liga attraktiver.
Performt Leverkusen weiter so wie zuletzt, werden sie verdient Meister. Die Qualität der Pässe, Abläufe, Abstände und das gegenseitige Vertrauen sind herausragend, was auch auf eine hervorragende Belastungssteuerung und die taktische Flexibilität zurückzuführen ist. Spieler wie Andrich, Xhaka und Palacios zeigen, dass die Rotation funktioniert, während Grimaldo mit seinem linken Fuss immer wieder für besondere Momente sorgt.
Es ist kein Zufall, dass Leverkusen momentan dort steht, wo sie sind. Hinter dem Erfolg steckt harte Arbeit, Leidenschaft und der Spass am Spiel, der durch Siege verstärkt wird.
Das grosse ABER bleibt: Kann Leverkusen wirklich durchziehen? Und wie wird Bayern reagieren? Es bleibt spannend.
Bis bald!
Euer
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