Der Trainerwechsel beim FC Bayern München brachte bislang nicht den gewünschten Effekt. Thomas Tuchel wundert sich selbst über die schwache Leistung seiner Mannschaft. Die Vereinschefs rund um Oliver Kahn kassieren währenddessen Kritik von Experten und Ex-Spielern.

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Vor 24 Tagen wurde Thomas Tuchel als Trainer des FC Bayern vorgestellt. Die Zwischenbilanz ist ernüchternd: Fünf Pflichtspiele, zwei Siege, zwei Niederlagen, ein Unentschieden.

Zwei von drei Saisonzielen wurden nahezu verspielt. Aus dem DFB-Pokal ist der FC Bayern ausgeschieden, in der Champions League hilft nach der 0:3-Hinspiel-Niederlage gegen Manchester City lediglich ein Fussball-Wunder. Und selbst die Meisterschaft ist längst kein Selbstläufer mehr.

Julian Nagelsmann wurde am 24. März freigestellt, weil die Vereinsbosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic die Saisonziele offenbar gefährdet sahen. Nun droht sogar eine komplett titellose Saison. Das 1:1 gegen die TSG Hoffenheim am Samstag war leistungsmässig das schwächste Spiel unter Tuchel.

Der Trainer kritisierte die Leistung seiner Mannschaft scharf: "Zu wenig Spieltempo, zu wenig Tempowechsel, zu fehlerhaft. In der ersten Halbzeit hatten wir eine Phase, als wir in 60 Sekunden sechs oder sieben Fehlpässe gespielt haben."

Tuchel ist ratlos: "Weiss nicht, wieso das so ist"

Tuchel stellte fest, dass seine Mannschaft keine Sicherheit in das Spiel bekam und nachlässig verteidigt hat. Und das Besorgniserregende ist: Er hat selber keine Erklärung dafür, warum seine Spieler ihr Potenzial nicht auf den Platz bekommen.

"Die Art und Weise war einfach nicht genug. Das war eine Enttäuschung für mich. Ich weiss auch nicht genau, wieso das so ist", gab Tuchel zu und sprach von einem grossen Rückschritt. Im Training hätte er nämlich noch die Energie gespürt, die seine Spieler dann gegen Hoffenheim auf dem Platz vermissen liessen. "Das ist verwunderlich", sagte ein ratloser Tuchel.

Dem Trainer selber lässt sich kaum ein Vorwurf machen, weil er nahezu keine Zeit hatte, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Als er das Traineramt des FC Bayern übernahm, befand sich der Grossteil des Kaders auf Länderspielreise.

Seit dem ersten Pflichtspiel gegen Borussia Dortmund (4:2) sind alle drei bis vier Tage ein Spiel zu bestreiten. Es fehlte also die Zeit, um der Mannschaft eine Spielidee zu vermitteln. Stellt sich die logische Frage: War der Trainerwechsel in der heissen Phase der Saison wirklich die richtige Massnahme?

Effenberg stellt fest: "Die Mannschaft ist angeschlagen"

Stefan Effenberg bezweifelt dies im "Sport1 Doppelpass": "Der Trainerwechsel war in einer Phase, in der man gedacht hat, welchen Effekt hat dieser Trainerwechsel jetzt? Ich glaube, nach den ersten Spielen von Tuchel hat man gesehen, dass es eben nicht zündet", sagte der frühere Bayern-Spieler. "Ich glaube, die Mannschaft ist angeschlagen und hat nicht diese Ausstrahlung, die man eigentlich vom FC Bayern kennt. Und dann kommt noch die ganze Unruhe aus dem Umfeld hinzu."

Auch der frühere Bayern-Spieler Holger Badstuber sieht den FC Bayern in einer schwierigen Situation und sagte in der Sendung: "Es kommen viele verschiedene Faktoren zusammen – der Zustand der Spieler, der Trainerwechsel, der Druck auf die Bosse wächst. Es gibt viele Themen von ausserhalb, die die Unruhe vorantreiben. Und dann stimmt die Leistung nicht."

Heldt kritisiert Vereinsbosse: "Das darf man nicht machen"

Gut möglich, dass der Trainerwechsel sogar zu einem Bruch zwischen Verein und Spielern geführt hat. Der frühere Fussballmanager Horst Heldt (unter anderem Schalke und Köln) stellte im "Doppelpass" fest: "Da ist momentan vieles, was nicht funktioniert."

Ein Trainerwechsel sei zwar legitim, allerdings wurde er in diesem Fall schlecht moderiert: "Ich muss mir als Verantwortlicher genau überlegen, was ich sage. Was nicht funktioniert hat, ist zu sagen, er (Nagelsmann) habe die Mannschaft verloren, wenn im selben Augenblick die Spieler Interviews geben und sagen, der Trainer hätte die Mannschaft nicht verloren."

Gut möglich, dass Spieler sich genau daran stören. Heldt sagt: "Das stösst bei einer Mannschaft extrem auf. Denn sie wollen nicht für eine Entscheidung hergenommen werden, die die Bosse treffen. Das darf man nicht machen."

Verwendete Quellen:

  • Sport 1 Doppelpass vom 16.04.2023
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