Gabriel Vidovic gilt als eines der grössten Talente des FC Bayern München und wurde an Dinamo Zagreb verliehen, wo er stark aufspielt. Im Interview mit unserer Redaktion erzählt der 20-Jährige, warum er sich in Kroatien so wohlfühlt, wie er auf seine ersten Jahre beim FC Bayern zurückblickt und wie er seine Zukunft plant.

Ein Interview

Gabriel Vidovic wurde vom FC Bayern München an den kroatischen Top-Verein Dinamo Zagreb verliehen, um dort als Leistungsträger zu fungieren und sich weiterzuentwickeln. In 19 Pflichtspielen gelangen ihm bislang vier Tore und zwei Vorlagen.

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Herr Vidovic, wie zufrieden sind Sie mit den vergangenen Monaten in Zagreb?

Ich bin natürlich zufrieden, denn ich bin hierhergekommen, um Spielzeit zu bekommen und meiner Mannschaft zu helfen. Das läuft bislang gut. Aber ich bin mir sicher, dass das noch besser wird.

Dinamo Zagreb ist der erfolgreichste Verein in Kroatien. Wie gross sind die Parallelen zum FC Bayern München?

Es gibt viele Parallelen zum FC Bayern. Beim FC Bayern muss man praktisch jedes Spiel gewinnen, das ist hier bei Dinamo Zagreb genauso. Von beiden Vereinen wird erwartet, dass sie jedes Jahr die Meisterschaft gewinnen. Auch medial stehen beide Vereine sehr im Fokus. Es wird sehr viel über uns geschrieben.

Sie sind zwar in Augsburg geboren, haben aber die kroatische Staatsbürgerschaft. Haben Sie eine persönliche Bindung zu dem Verein Dinamo Zagreb?

Ja, auf jeden Fall. Mein Vater ist ein ganz grosser Fan von diesem Verein. Daher ist es für mich eine besondere Ehre, hier zu spielen. Früher sass mein Vater hier selber im Stadion und hat sich die Spiele angesehen. Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich mir früher mit meinem Vater praktisch alle Spiele von Zagreb im Fernsehen angesehen habe.

Der ewige Leihspieler

Bereits in der vergangenen Saison sind Sie vom FC Bayern München verliehen worden – damals in die Niederlande zu Vitesse Arnheim. Auch dort bekamen Sie viel Spielzeit und haben vier Tore erzielt. Wie blicken Sie auf diese Ausleihe zurück?

Das war eine wichtige Station für mich. Es war das erste Mal, dass ich weg von zu Hause gewesen bin. Mir war wichtig, dass ich vom FC Bayern an einen Verein verliehen werde, bei dem ich viel Spielpraxis bekomme. Das hat auch gut geklappt.

Nach dieser Ausleihe sind Sie zunächst zum FC Bayern München zurückgekehrt, ehe die erneute Ausleihe beschlossen wurde. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Eigentlich war es mein Plan, nach München zurückzukommen und mich in den Trainingseinheiten unter Trainer Thomas Tuchel zu beweisen. Aber dann wurde mir klar, dass es für mich auch in dieser Saison das Wichtigste ist, viel Spielzeit zu bekommen. Beim FC Bayern wäre ich wahrscheinlich nicht so viel eingesetzt worden. Daher war eine Ausleihe die beste Lösung. Aber ich stehe weiterhin mit dem FC Bayern in Verbindung. Der Kontakt ist sehr gut

Wir haben im Sommer 2022 ein Interview mit Jochen Sauer, dem Nachwuchsleiter des FC Bayern München, geführt. Damals hatte er Sie sehr gelobt. Das wirkt so, als würden Sie viel Wertschätzung beim FC Bayern bekommen.

Ja, das stimmt. Ich bin für diese Wertschätzung sehr dankbar. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Der Weg in den Profifussball

Sprechen wir über Ihren Werdegang: Sie wurden zunächst beim FC Augsburg ausgebildet, wechselten dann aber noch vor Ihrem 13. Geburtstag in die Jugendabteilung des FC Bayern. Fiel Ihnen die Entscheidung damals schwer?

Nein. Der FC Bayern ist der grösste Verein in Deutschland und einer der grössten der Welt. Wenn man als kleiner Junge diese Möglichkeit bekommt, sagt man nicht nein. Ich hatte sogar noch früher die Chance, zum FC Bayern wechseln können, aber das wäre zu früh gewesen. Mit 13 war dann der richtige Zeitpunkt gekommen.

Wie verlief Ihre Jugendzeit im FC Bayern Campus? Gab es auch Rückschläge auf dem Weg in den Profifussball?

Ja, es gab Höhen und Tiefen. In der U14 und in der U16 lief alles super, ich habe viele Tore und Vorlagen gemacht. Dann kam ich in die U17 und hatte eine super Vorbereitung gespielt. Trotzdem wurde ich plötzlich weniger eingesetzt.

Das war die Zeit, als Miroslav Klose Ihr Trainer gewesen ist …

In solchen Phasen ist es wichtig, dass man sich durchkämpft. Später wurde ich dann wieder häufiger eingesetzt. Dann kam die Corona-Pandemie, sodass wir keine Spiele mehr hatten und nur noch trainierten. Das war sehr schade, wobei ich mich im Training trotzdem weiterentwickeln konnte. Ich wurde dann in die 2. Mannschaft berufen und habe in der Regionalliga gespielt. Von diesem Zeitpunkt an lief es super. Ich habe in einer Saison 21 Tore und zehn Vorlagen gemacht. Dann kam ich bereits mit 17 Jahren zu den Profis und erhielt meinen ersten Profivertrag. Alles ging sehr schnell.

Wie hat es sich angefühlt, erstmals bei den Profis mit all den Superstars wie Thomas Müller, Joshua Kimmich & Co. zu trainieren?

Das war der Wahnsinn, ein sehr spezielles Gefühl. Man sieht all diese Top-Spieler ansonsten im Fernsehen, plötzlich sitzt du mit denen in der Kabine und trainierst mit ihnen. Das war etwas ganz Grosses. Mit der Zeit gewöhnt man sich natürlich daran. Zumal die Spieler auch menschlich alle top sind. Alle haben mit mir geredet, haben mir gut zugesprochen. Manuel Neuer war super, auch Dayot Upamecano und noch viele weitere Spieler. Spielerisch ist das natürlich ein ganz anderes Level, wenn man bei den Profis ankommt - vor allem das Tempo ist viel höher. Man muss versuchen, sich anzupassen, aber trotzdem der Spieler zu bleiben, der man ist.

Wer waren auf dem Weg zu den Profis des FC Bayern Ihre grossen Unterstützer?

Ich muss mich vor allem bei Martin Demichelis (ehemaliger Trainer der 2. Mannschaft, Anm.d.Red.), Stefan Buck (ehemaliger Co-Trainer von Demichelis) und Danny Schwarz (ehemaliger Jugendtrainer des FC Bayern) bedanken, die mich sehr unterstützt haben. Sie haben mir auch in der schwierigen Zeit immer wieder gesagt, dass ich durchhalten soll. Und natürlich habe ich Julian Nagelsmann viel zu verdanken. Er hat mich zu den Profis hochgezogen und mich eingesetzt.

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Die Zukunft bleibt offen

Sie haben vier Bundesligaspiele für den FC Bayern München bestritten. An welches Spiel denken Sie besonders gerne zurück?

Ich habe gegen Bochum ein Tor vorbereitet, das war natürlich ein Highlight. Aber auch mein Debüt gegen Arminia Bielefeld war etwas ganz Besonderes.

Wie planen Sie Ihre Zukunft? Dinamo Zagreb soll eine Kaufoption haben.

Ich denke immer nur an das Jetzt. Ich will mich gut weiterentwickeln und der Mannschaft helfen. Dabei möchte ich so gut wie möglich spielen – und dann schauen wir, was passiert. Dass Dinamo Zagreb die Kaufoption zieht, kann eine Option sein. Ich fühle mich sehr wohl.

Der FC Bayern München soll allerdings eine Rückkaufoption haben. Das heisst, Sie könnten selbst dann eines Tages nach München zurückkehren, oder?

Ja, das stimmt, Bayern hat eine Rückkaufoption, daher ist alles möglich.

Über den Gesprächspartner:

  • Gabriel Vidovic (Jahrgang 2003) wurde beim FC Augsburg und beim FC Bayern München ausgebildet. Sein Bundesligadebüt gab er im April 2022 beim Spiel des FC Bayern gegen Arminia Bielefeld. Seitdem absolvierte er insgesamt vier Bundesligaspiele für den deutschen Rekordmeister. Der kroatische U21-Nationalspieler wurde vergangene Saison in die Niederlande an Vitesse Arnheim verliehen und nun an den kroatischen Top-Verein Dinamo Zagreb.
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