Die Führungsetage des FC Bayern hat viel Arbeit vor sich. Zwar haben Thomas Müller und Manuel Neuer verlängert, aber es laufen noch zwei Spielerverträge im kommenden Sommer aus, drei weitere ein Jahr später. Die Verhandlungen werden nicht mit allen einfach. Ein Überblick.
Der Vorstand des FC Bayern rund um den Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen sowie Sportdirektor
Der Vertrag von zwei Spielern endet bereits am 30. Juni 2024. Hier droht ein ablösefreier Abgang, wenn nicht bald eine Vertragsverlängerung erreicht wird: Andere Vereine dürfen ab sechs Monaten vor Vertragsende ohne Einverständnis des FC Bayern mit den Spielern in Verhandlungen treten.
Zwei Baustellen hat der FC Bayern immerhin bereits geschlossen: Sowohl der erst kürzlich vollständig genesene
Auch der Vertrag mit Vereinslegende Thomas Müller wurde um ein weiteres Jahr bis 2025 verlängert. Zwar ist der 34-Jährige mittlerweile kein Stammspieler mehr, für die Mannschaft ist er aber weiterhin extrem wichtig.
Eric Maxim Choupo-Moting
Damit bleiben noch Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr. Bei Ersterem stehen die Zeichen eher auf Abschied. Seit der Ankunft von Superstar Harry Kane hat er deutlich weniger Spielzeit als in der vergangenen Saison.
Stürmer Nummer zwei ist perspektivisch eher der aufstrebende Edeljoker Mathys Tel (18). Medienberichten zufolge ist der FC Bayern offen für einen Verkauf noch im Wintertransferfenster. Im kommenden Sommer könnte der 34-Jährige den Verein ablösefrei verlassen.
Bouna Sarr
Bouna Sarr kam 2020 auf den letzten Drücker zum FC Bayern und entpuppte sich bereits in seiner ersten Saison als Fehlkauf. Weil er einen vorzeitigen Abschied nie in Betracht zog und auch keine passenden Angebote eintrudelten, steht er bis heute bei den Münchnern unter Vertrag.
Es wäre sehr überraschend, sollte Bayern München diesen noch verlängern. Zwar kam Sarr in der laufenden Saison öfter zum Einsatz als gewöhnlich. Das ist allerdings mit dem in der Abwehr sehr dünnen Kader und diversen Verletzungen zu erklären. Was die Chancen auf eine Verlängerung ausserdem mindert: Sarr riss sich Anfang Dezember das vordere Kreuzband im linken Knie.
Etwas mehr Zeit hat der FC Bayern bei den Spielern, deren Vertrag im Sommer 2025 ausläuft. Auch hier ist allerdings zu bedenken, dass bei einem möglichen Abschied nur noch im kommenden Winter und Sommer darauf eine Ablösesumme generiert werden kann. Mit
Joshua Kimmich
Joshua Kimmich spielt seit mittlerweile über acht Jahren für die Münchner und ist in dieser Zeit zum Führungsspieler im zentralen Mittelfeld gereift. Sein Vertrag läuft in eineinhalb Jahren aus. Will man einen ablösefreien Abgang verhindern, muss man sich also zeitnah mit einer Verlängerung beschäftigen.
Kimmich galt lange als unumstritten. In den letzten Monaten bröckelte dieser Status jedoch. Vor allem von aussen wurden Zweifel an seiner Führungsfähigkeit und seiner Eignung auf der defensiven Sechserposition geäussert. Auch Tuchel sieht Kimmich nicht als eine "Holding Six". Eine Aussage, der Kimmich vor einigen Wochen trotzig widersprach.
Auch Thomas Helmer ist bei Kimmich "ein bisschen zwiegespalten. Ich finde, als gar keine Kritik an ihm aufkam, wurde er vielleicht zu gut dargestellt, und jetzt ist es eher das Gegenteil", erklärte der ehemalige Bayernspieler im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gebe ein paar Punkte, in denen Kimmich besser werden müsse. Aber von seinen Fähigkeiten her stehe er ausser Frage. "Ich habe trotz der aktuell eher schwierigen Situation aber auch nicht das Gefühl, dass er damit kokettiert wegzugehen", so Helmer.
Eine Vertragsverlängerung, die Kimmich beim letzten Mal übrigens selbstständig und ohne Berater verhandelte, ist also weiter wahrscheinlich, aber keinesfalls garantiert. Bereits im vergangenen Sommer baggerte der FC Barcelona offen am Triple-Sieger von 2020.
Leroy Sané
Leroy Sané spielt zweifellos seine beste Saison beim FC Bayern seit seinem Wechsel im Sommer 2020. Bereits jetzt hat er so oft getroffen wie in der gesamten Vorsaison. Da überrascht es nicht, dass die Bayern mit ihm verlängern wollen. "Er ist einer der Spieler, auf die wir die Zukunft der Mannschaft aufbauen wollen", sagte Sportdirektor Freund über ihn. Es sei zudem nicht korrekt, dass es noch keine Gespräche mit Sanés Berater gegeben habe.
Hinzu kommt, dass sich Sané und seine Familie laut einem Bericht der "Bild" in München mittlerweile offenbar sehr wohlfühlen. Gute Voraussetzungen für eine baldige Vertragsverlängerung. Sané selbst bleibt noch vage. "Bayern wird der erste Ansprechpartner für mich sein", versprach der Flügelstürmer auf einer Pressekonferenz im Kreise der Nationalmannschaft. Allerdings schränkte er auch ein: "Ich will mich aber zunächst mal auf die Saison konzentrieren". Die Tendenz geht aktuell klar in Richtung Verlängerung.
Laut Helmer funktioniert Sané unter Trainer Tuchel sehr gut. "Auch Sané sollte bedenken, wie wichtig Tuchel für seine aktuell guten Leistungen ist. Wenn er so weiterspielt, wie vor allem zu Anfang der Saison, dann muss er bleiben", lautet die Meinung des Europameisters von 1996.
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Alphonso Davies
Bei
Seit der unrunden Entlassung des ehemaligen Sportvorstands Hasan Salihamidzic, der Davies im Januar 2019 nach München gelotst hatte - direkt nach der gewonnenen Meisterschaft im vergangenen Mai -, sollen die Verhandlungen ins Stocken geraten sein.
Freund, seit September im Amt, gab nun immerhin an, dass es mit dem Agenten von Davies einen Austausch gegeben habe. "Ich spreche mit ihm über unsere Pläne mit Phonzy hier beim FC Bayern", sagte der Österreicher. Auf die Frage, ob das Ziel sei, den pfeilschnellen Verteidiger zu halten, sagte er: "Ja, selbstverständlich – und zwar möglichst langfristig."
Angeblich tendiert Davies derzeit jedoch zu einem Wechsel zu Real Madrid. Davies' Berater sagte aber der "tz" dazu: "Das stimmt nicht. Im Moment ist Phonzy bei Bayern München, nur das ist sein Fokus." Insbesondere wegen der Deutlichkeit dieser Meldungen sei er überrascht gewesen. Eine Vertragsverlängerung scheint derzeit wieder realistischer als noch vor wenigen Wochen. Ein Wechsel zu Real Madrid dürfte aber noch immer nicht vom Tisch sein.
Thomas Helmer hat zu dem Kanadier eine klare Meinung: "Ich würde Davies nicht einfach abgeben wollen. Den finanziellen Rahmen kann ich nicht einschätzen, aber vom sportlichen Wert her sollte er bleiben." Man sehe auch am Beispiel der deutschen Nationalmannschaft, dass sehr gute Aussenverteidiger Mangelware seien. Helmer: "Deswegen sollte man sich so viel Mühe wie möglich geben, um Davies zu halten."
Über den Gesprächspartner
Thomas Helmer ist ein ehemaliger Fussballspieler, der in seiner Karriere unter anderem für Borussia Dortmund als auch den FC Bayern spielte. Insgesamt bestritt er 390 Bundesligaspiele. Seit dem Jahr 2004 ist der Europameister von 1996 für SPORT1 (vorher DSF) tätig. Seit 2012 moderiert er unter anderem den "Fantalk", in dem er im Deutschen Fussballmuseum in Dortmund an Champions-League-Spieltagen mit seinen Gästen die Spiele live diskutiert und analysiert. Zudem ist Helmer ab 15. Januar mit der Bühnenshow "Doppelpass on Tour" unterwegs.
Verwendete Quellen
- Telefon-Interview mit Thomas Helmer
- abendzeitung-muenchen.de: "Hainer will FC-Bayern-Duo langfristig einbinden – Präsident spricht auch über Schweinsteiger"
- sport1.de: "Kimmich und Bayern: Wo führt das hin?"
- bild.de: "So denkt Sané jetzt über seine Bayern-Zukunft"
- tz.de: "Davies-Berater: 'Phonzys Fokus ist beim FC Bayern!'"
- Agenturmaterial von dpa und SID
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