Nach der Trennung von Hasan Salihamidzic zum Ende der Saison 2022/23 suchte der FC Bayern nach einem Ersatz für den Sportvorstand. Nun wurde Christoph Freund nach München gelotst. Doch wer ist der Österreicher, der in Zukunft die Fäden beim Rekordmeister ziehen soll?

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Verantwortlichen des FC Bayern betonten gebetsmühlenartig, dass der neue starke Mann zum Klub passen müsse, Gründlichkeit bei der Suche wichtiger sei als Eile. Nun wurde bekannt gegeben, dass die Wahl auf Christoph Freund fiel. Der 46-Jährige kommt von RB Salzburg, wird als Sportdirektor angestellt und startet im September.

Aktiv in Österreich, früh zu RB Salzburg

Christoph Freund hat seine aktive Zeit komplett in Österreich verbracht, spielte allerdings nicht bei den grossen Klubs. Unter anderem war er für Wattens, den FC Puch oder den FC Interwetten aktiv. Früh zeichnete sich ab, dass er nicht nur wie ein Spieler denkt, sondern auch einen Schritt weiter. Deswegen lotste ihn RB Salzburg frühzeitig zum Konstrukt, schon 2006 heuerte er dort als Teammanager an.

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In Salzburg wurde er zunächst eingearbeitet und an die Anforderungen dort herangeführt. Er lernte die Strukturen kennen, arbeitete mit vielen Experten zusammen und eignete sich Wissen an. Weil Freund extrem akribisch war und die nächsten Schritte beim österreichischen Klub gehen wollte, wurde er zunächst zum Koordinator Sport befördert, später dann ab 2015 zum Sportdirektor. Acht Jahre sammelte er dort nun Erfahrungen in dieser wichtigen Position, führte dabei zahlreiche Verhandlungen und knüpfte wichtige Kontakte.

Salzburgs Mastermind jetzt in Diensten des FC Bayern

Christoph Freund bringt in jedem Fall eine Menge Kompetenz mit. Er konnte sich in Salzburg in Ruhe entwickeln, persönlich wie beruflich. Lange Jahre war er für einen Klub tätig, gilt deswegen als loyal. Zudem ist er heimatverbunden, Avancen seitens des FC Chelsea lehnte er aufgrund der zu grossen Entfernung zu seiner Heimat und Familie ab. In München hat er das Problem nicht, Salzburg ist den berühmten Katzensprung von der bayerischen Metropole entfernt. Der familiäre Aspekt passt ohnehin zu seinem neuen Klub, denn diesen schrieb sich der FC Bayern schon immer auf die Fahne.

Wichtig ist natürlich auch, dass der 46-Jährige seine sportlichen Kompetenzen einbringen kann. Dass der Technische Direktor Marco Neppe mit ihm zusammenarbeiten wird, erleichtert die Integration. Freund dürfte der Aufgabe beim Rekordmeister gewachsen sein, denn 2015 folgte er in Salzburg auf den damaligen Sportchef Ralf Rangnick. Die Fussstapfen waren gross, der Übergang gelang fliessend. Mit acht Jahren Erfahrung mehr auf dem Buckel sollte das in München ebenfalls gelingen.

Eben jener Rangnick gratulierte dem FC Bayern indes schon zur Verpflichtung. "Er lebt für diesen Job. Neben der hohen sportlichen Kompetenz und seinem internationalen Netzwerk bringt er auch seine starke Persönlichkeit mit ein, menschlich ist er top und absolut integer. Man kann ihn und den FC Bayern zu diesem Schritt nur beglückwünschen", teilte er gegenüber der TZ mit. Aufgrund der Vorgeschichte kann Rangnick diese Aussagen guten Gewissens treffen. Für Salzburg ist der Abgang von "Mastermind" Freund jetzt ähnlich schwer zu verkraften wie der von Rangnick.

Die Freund-Bilanz in Salzburg spricht für sich

Sowohl in den Medien als auch von ehemaligen Weggefährten wird nur Positives über Freund berichtet. Die Vorschusslorbeeren sind also gross, dafür findet er beim FC Bayern aber auch hervorragende Strukturen vor. Das Scoutingsystem wurde in den letzten Jahren erst revolutioniert, er muss nicht bei null anfangen. Seine Erfolge bei RB Salzburg lassen sich auch in Zahlen messen. Er hat den Klub nicht nur sukzessive verbessert, sondern auch Einnahmen generiert und Spieler mit einem deutlichen Gewinn verkauft. Alleine die Personalien Dayot Upamecano, Naby Keita, Amadou Haidara und Karim Adeyemi bescherten den Salzburgern ein Plus von 80 Millionen Euro.

Die gute Vernetzung von Freund sorgt ausserdem dafür, dass Spieler von Klubs gekauft werden, die niemand so wirklich auf der Rechnung hat. Benjamin Sesko, mittlerweile in Leipzig, kam von der U17 aus Domzale, der angesprochene Haidara aus Bamako, Stürmer Patson Daka vom Kafue Celtic FC. In München wird der Österreicher in anderen Grössenordnungen denken können, damit der Klub aber dauerhaft mit den Finanzriesen Chelsea, PSG und Manchester City mithalten kann, müssen auch kreative Transfers her. Heisst im Klartext: Es sollen Spieler geholt werden, die zeitnah zur Weltklasse aufsteigen können.

Die Voraussetzungen überzeugen

Noch sind es einige Wochen, ehe der neue Sportdirektor beim FC Bayern seine Arbeit aufnimmt. Dass er menschlich ein Gewinn für den Rekordmeister sein dürfte, zeichnet sich aber schon jetzt ab. Behält er seine Akribie ebenso wie seine Trefferquote und sein Verhandlungsgeschick bei, dann wird die durch den Salihamidzic-Abgang entstandene Lücke schnell und adäquat gefüllt sein. Die Voraussetzungen, die Christoph Freund mitbringt, überzeugen jedenfalls.

Verwendete Quellen:

  • Transfermarkt.de: Christoph Freund
  • Transfermarkt.de: RB Salzburg - Alle Transfers
  • tz.de: Christoph Freund und ein Dauerbrenner bilden die neue sportliche Doppelspitze beim FC Bayern
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