- Vor dem Champions-League-Klassiker des FC Bayern gegen den FC Barcelona am Dienstagabend haben sich die Vorzeichen verkehrt.
- Der FC Bayern strahlt, während das einstmals grosse Vorbild aus Barcelona nur noch ein Schatten früherer Tage ist.
Wer die Geschichte des FC Bayern in den vergangenen zehn Jahren verstehen will, kommt am FC Barcelona nicht vorbei. Der 8. April 2009 wird in den Geschichtsbüchern einmal als Ausgangspunkt einer Ära gesehen werden, der die Münchner nicht nur zurück in die europäische Spitze brachte, sondern mit den Champions-League-Titeln 2013 und 2020 sogar auf den ultimativen Thron des Vereinsfussballs.
Ein 0:4 als Startpunkt einer Ära
Der Ausgangspunkt war eine Niederlage. 0:4 in Barcelona.
Oddo, Lell, Breno, Altintop. Alles ordentliche Fussballer, die damals gegen Barcelona beginnen durften. Aber eben auch mehr als eine Klasse entfernt von Messi, Xavi, Iniesta oder Henry. Es dauerte vier Jahre bis zur Revanche. 2013 gewann der FC Bayern unter
Und so gewannen 2015 wieder die Mannen um Messi, die sich zwischenzeitlich mit
Barcelona war für den FC Bayern lange sportliches Vorbild und Bezugspunkt. 2009 noch weit weg und kaum zu erreichen. In den 10er Jahren immer mehr auf Augenhöhe. Und heute?
Nach Messis Abgang fehlt endgültig der grosse Glanz
Das noch immer schwer zu begreifende 8:2 im Champions-League-Viertelfinale 2020 gibt die Kräfteverhältnisse sicherlich nicht adäquat wieder. Und doch kann von Augenhöhe eigentlich keine Rede mehr sein. Der FC Bayern ist heute taktisch, individuell und finanziell besser aufgestellt als der so stolze Club aus Katalonien. Einzig die Aura eines Lionel Messi vermochte zuletzt noch, den alten Barca-Glanz zu versprühen. Messi ist inzwischen in Paris. Genau wie Neymar. Antoine Griezmann, der andere verbliebene Weltstar, flüchtete nach eher verlorenen Jahren zurück zu Atlético Madrid.
Öffentliche Schlammschlachten und Berichte über unvorstellbare Schuldenberge bestimmen das öffentliche Bild des FC Barcelona. Die Taktik des knorrigen Niederländers Ronald Koeman ist zwar anspruchsvoller als ihr Ruf, aber elektrisierend ist das insgesamt nicht. Junge Wunderkinder wie Pedri (18) oder Ansu Fati (18) sollen nun eine neue Ära prägen. Dazu ein eleganter Spieler wie Frenkie de Jong (24), der an guten Tagen durchaus begeisternd spielen kann, und in die Jahre gekommene Stützen wie Piqué (34) oder Sergio Busquets (33).
De Jong und Coutinho statt Messi und Neymar
Das alles wirkt gewürfelt. Fast ein wenig verzweifelt. Luuk de Jong (31), der es mal in Mönchengladbach nicht packte und in Sevilla in zwei Saisons auf 10 Ligatore kam, spielt jetzt in Barcelona und hat gute Chancen, gegen Bayern als Mittelstürmer in der Startelf zu stehen. Oder Coutinho (29), der in München nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus kam.
An guten Tagen kann Barca natürlich gegen den FC Bayern gewinnen. Aber es ist bezeichnend, wie sehr die Münchner um Julian Nagelsmann und Thomas Müller sich in den letzten Tagen bemühen mussten, den FC Barcelona öffentlich stark zu reden, um nicht zu sehr in der Favoritenrolle zu stehen. Bayern tut das trotzdem.
Der FC Bayern ist zwölf Jahre nach dem 0:4 im Camp Nou im erlauchten Kreis der absoluten europäischen Top-Klubs plötzlich eine Klasse besser. Daran muss man sich vor dem heutigen Duell erst einmal gewöhnen. Aber so ist, nüchtern betrachtet, die Lage. Julian Nagelsmann und seine Mannen müssen nun zeigen, dass sie dieser neuen Realität im europäischen Fussball auch auf dem Platz gerecht werden.
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