• Seit fast einem Jahrzehnt dominiert der FC Bayern die Bundesliga nach Belieben.
  • In ein paar Monaten soll der zehnte Titel in Serie folgen.
  • Aber was hat Borussia Dortmund mit dieser unheimlichen Übermacht zu tun?

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An einem Mittwochabend im April 2012, kurz nach halb elf Uhr, entscheidet sich im Dortmunder Westfalenstadion das Schicksal der Bundesliga für eine ganze Dekade. Borussia Dortmund und der FC Bayern ringen um die deutsche Meisterschaft, mit einem Sieg überholen die Bayern den BVB vier Spieltage vor Schluss, bei einer Niederlage ist Dortmund mit dann sechs Punkten Vorsprung so gut wie Meister. Der BVB führt kurz vor Schluss mit 1:0 durch ein Hackentor von Robert Lewandowski, als Arjen Robben plötzlich im Dortmunder Strafraum zu Boden geht.

Robben bekommt den Pfiff und hat selbst die Chance, aus elf Metern das Titelrennen spannend zu halten. Aber Robbens Schuss ist so schwach getreten, dass ihn Roman Weidenfeller sogar festhalten kann. Es kommt zu ikonischen Bildern: Robben vergräbt sein Gesicht in seinen Händen und bekommt Neven Subotic‘ Tirade gar nicht so richtig mit. Dortmunds Verteidiger beschimpft Robben wüst nach dessen ergaunertem Elfmeter und nun dem Fehlschuss.

Vielleicht war das der Anfang vom Ende der Bayern in dieser Saison, die ein paar Wochen später im DFB-Pokal-Finale vom BVB regelrecht gedemütigt werden und 2:5 untergehen und dann auch noch das Champions-League-Finale zu Hause gegen den FC Chelsea auf dramatische Art und Weise - und unter anderem erneut auch wegen eines verschossenen Robben-Elfmeters - verlieren. Die Bayern werden dreimal Zweiter und der zweite Platz - wer wüsste das besser als die Münchener - ist nunmal der des ersten Verlierers.

BVB-Chef Watzke: "Wir haben einen grossen Fehler gemacht"

Seitdem sind die Bayern nicht mehr so oft Zweiter geworden, in ihrem natürlichen Habitat sind sie es, die die Gegner demütigen und eine ehemals spannende und unterhaltsame Liga in eine Monokultur verwandeln. Und der BVB ist indirekt schuld daran. Jürgen Klopps Borussia war der Brandbeschleuniger, den die Bayern gebraucht hatten für ihre Dekade der totalen Dominanz. Dortmunds erste Meisterschaft 2011 mochten die Bayern noch als einen Betriebsunfall einordnen, das gab es zu der Zeit ja immer mal wieder, dass ein anderer Klub eine Schwächephase der Dauergewinner nutzte.

Aber der Titel ein Jahr später, die Bestätigung des vermeintlichen One-Hit-Wonders, mit einer neuen Punkte-Bestmarke (81 Zähler), der dramatische Showdown im Westfalenstadion und der Untergang im Pokalfinale: Das war eine Kriegserklärung an den FC Bayern. "Der Ursprung liegt im Jahr 2012, als wir dreimal Zweiter wurden, in der Liga von Dortmund geschlagen, im Pokal 2:5 das Endspiel verloren und schliesslich noch das 'Finale dahoam'", erinnert sich Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview mit dem "Kicker".

Rummenigge war damals Vorstandsboss der Münchener, erlebte jeden einzelnen Tiefschlag hautnah mit. "Der Stachel sass tief. Dieser Sommer 2012, nach den ganzen Enttäuschungen, war aber entscheidend, der Verein befand sich in einer Krisensituation und wir mussten handeln. Aki Watzke hat mir später gesagt: 'Wir haben einen grossen Fehler gemacht: Wir haben euch zu sehr gereizt und da war klar, dass die Antwort nicht lange auf sich warten lässt.'"

Bayerns Transferoffensive ist der Wendepunkt

Die Bayern reagierten auf ihre Weise, drückten mit dem Kauf von Javi Martinez ihren damaligen Rekord-Transfer durch und gaben insgesamt 70 Millionen Euro für neue Spieler aus. Ein paar Monate danach verpflichtete Uli Hoeness mit Pep Guardiola den damals begehrtesten Trainer der Welt. Dazu holten sie Matthias Sammer vom DFB, um ein wenig an der Mentalitätsschraube zu drehen. Nacheinander verlor der BVB Mario Götze, Robert Lewandowski und Mats Hummels an die Münchener, wobei besonders der Wechsel von Lewandowski von entscheidender Bedeutung werden sollte.

"Da haben wir unheimlich gekämpft. Kurioserweise auch Matthias Sammer, der 2012 auf Christian Nerlinger als Sportdirektor gefolgt war - und der heute auf der anderen Seite in Dortmund sitzt. Er hat einen grossen Beitrag geleistet, dass Robert zum FC Bayern gekommen ist", erinnert sich Rummenigge. "Das war ein extrem schwieriger Transfer. Robert war zwar ablösefrei, aber wir hatten grösste Konkurrenz mit Real Madrid." Am Ende hatte Bayern aber offenbar doch die besseren Argumente.

Das alles - die vielen Transfers, die Schwächen des grössten Kontrahenten, der Triumph im Champions-League-Finale gegen den BVB mit dem ebenfalls ikonischen Bild des jubelnden Robben und des knienden Subotic, das erste Triple der Klubgeschichte - wäre nicht möglich gewesen ohne den frechen BVB. Die Bundesliga könnte heute noch ein bisschen ausgeglichener sein. Aber das konnte damals natürlich niemand ahnen.

Verwendete Quellen

  • kicker.de: Rummenigge erklärt: Darum gibt es seit 2013 nur Bayern als Meister
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