Wenige Monate nach dem Abschied bei RB Leipzig hat Max Eberl einen neuen Job. Er beginnt am 1. März als neuer Sportvorstand beim FC Bayern München. Nach 30 Jahren, damals wurde er als Spieler nach Bochum verkauft, kreuzen sich die Wege also wieder.
Eberl selbst machte nie einen Hehl daraus, dass er noch immer eine gute Verbindung zum Rekordmeister habe und er, wenn sich die Chance ergäbe, gerne für den Klub arbeite. Das ist nun der Fall. In besonderen Zeiten, denn es steht einer der grössten Umbrüche der vergangenen Jahre bevor.
Eberl: Eine schnelle Bestandsaufnahme ist erforderlich
Am Dienstag wurde Max Eberl in der Allianz Arena als neuer Sportvorstand des FC Bayern vorgestellt. Und das vor einem extrem wichtigen Sommer für den Rekordmeister. Es muss ein neuer Trainer gefunden werden, ausserdem stehen wichtige Personalentscheidungen an. Für den neuen "starken Mann" wird es also wichtig sein, in den ersten Wochen im Amt schnell alle Strukturen kennenzulernen, sich in den aktuellen Stand diverser Gespräche einzuarbeiten und somit im Idealfall zeitnah eine komplette Übersicht über den Status quo zu haben.
Unvorbereitet geht der neue Sportvorstand aber nicht ans Werk: "Sie werden mir nicht glauben, wenn ich sage, dass ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht habe. Natürlich gibt es da einen Zettel." Und der muss schnellstmöglich abgearbeitet werden. Sportdirektor
Die Aufgaben beim Rekordmeister sind derart vielfältig, dass es aus Klubsicht sehr sinnvoll war, einen neuen Sportvorstand zu installieren. Auch die verschlankte Führung, die zukünftig Entscheidungen trifft, hilft der schnelleren Abstimmung. Bayern muss viele Szenarien entwerfen, weil eine Personalentscheidung mit der nächsten zusammenhängt. Homogenität im Kader ist ein essenzieller Faktor, darauf wurde zuletzt zu wenig Wert gelegt. "Ich will jetzt versuchen, meine Kompetenzen und Fähigkeiten einzubringen, um die Ziele zu erreichen. Es kommen viele Aufgaben auf uns zu, angefangen bei der Trainersuche über die Fragen rund um den Kader", betonte Eberl.
Ein geordneter, strukturierter Austausch auf allen Ebenen ist wichtig. Für jede prekäre Position benötigt es einen Plan A, B und vielleicht auch C. Vertragsgespräche mit Alphonso Davies, der zu einem Wechsel tendiert, müssen ebenso geführt werden wie mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala oder Leroy Sané. Die einen Gespräche früher, die anderen später. Auch das hohe Gehaltsniveau im Kader soll durch einen Teilumbruch sinken, um wieder mehr junge Spieler mit Entwicklungspotenzial heranzuführen und eine Sattheit, wie sie sich aktuell andeutet, künftig zu verhindern.
Kader mit Wiedererkennungswert
Die Nachhaltigkeit bei der Planung im gesamten Klub ist ein essenzielles Stichwort. Auch für Eberl: "Wir wollen einen Kader bauen, in dem man Nachhaltigkeit erkennt, der einen Wiedererkennungswert hat, bei dem die Menschen erkennen, dass das sinnvoll ist. Damit wir am Ende auch gemeinsam erfolgreich sind." Konkret bedeutet das: Toptransfers wie der von Harry Kane sind vorstellbar, wenn sie sportlich als wichtig erachtet werden. Talente oder Spieler, die sich erst in der richtigen Umgebung in Richtung des gewünschten Levels entwickeln, sollen aber ebenfalls regelmässig verpflichtet werden.
Gerade hier wird die Zusammenarbeit mit Christoph Freund eine grosse Rolle spielen. Er veränderte in den vergangenen Wochen und Monaten schon einiges im Bereich der Schnittstelle zwischen den Profis und der Jugend, verpflichtete junge Talente wie Nestory Irankunda und Jonah Kusi-Asare. Hier läuft die Revolution, die anderen Bereichen noch bevorsteht, bereits.
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FC Bayern als Chance oder Risiko für Eberl?
Stellt sich abschliessend noch die Frage, ob der FC Bayern als nächster Karriereschritt eine Chance oder ein Risiko für Max Eberl darstellt. Wahrscheinlich trifft beides zu. Nach seiner Zeit in Mönchengladbach litt seine Glaubwürdigkeit mit dem Wechsel zum verhassten Klub RB Leipzig natürlich deutlich. Zudem passte es dort zwischen ihm und den anderen Funktionären auf mehreren Ebenen nicht. Einige interessante Spieler wurden geholt, aber eine passende Chemie herrschte nicht. Das Standing von Eberl hat durch die kurze Leipzig-Liaison gelitten, das steht ausser Frage.
Und es spricht für den neuen Bayern-Sportvorstand, dass er sich zutraut, diese wichtige Rolle auszufüllen. Wohl wissend, dass es einen Karriereknick geben kann, wenn der Umbruch nicht in dem Masse über die Bühne geht, der notwendig ist, um den Anschluss an die europäische Spitze nicht zu verlieren. Gleichermassen muss Eberl selbst es auch als riesengrosse Chance begreifen, seinen Herzensklub mitzuprägen.
Denn klar ist auch: Sitzen die Entscheidungen in diesem Sommer und werden die Defizite behoben, dann kann der FC Bayern das ideale Umfeld sein, um grosse Ziele zu erreichen, national wie international. Die nächsten Monate werden den Weg ebnen, in die eine oder in die andere Richtung.
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