Bayern-Sportvorstand Max Eberl sprach nach dem 5:0 gegen Werder Bremen über den erfolgreichen Saisonstart, die herausragende Leistung von Michael Olise und das bevorstehende Top-Spiel gegen Bayer Leverkusen.
Dieses Mal war Werder Bremen dran. Die Münchner zerlegten die Gastgeber regelrecht. Auch nach einem kurzfristigen Ausfall von Torwart
Herr Eberl, sind Sie beeindruckt, dass der FC Bayern München so stark aufspielt?
Max Eberl: Ja, es ist von Mal zu Mal besser. Du merkst momentan, dass das Vertrauen wächst. Die Aktivität ist da. Das brauchen wir als Grundvoraussetzung. Und im Spiel nach vorne haben wir natürlich momentan sehr, sehr viel Freude. Erst kommt die Arbeit, dann die Freude – und wir belohnen uns dafür mit den Toren.
Ich freue mich einfach, wenn wir als Bayern München gewinnen. Das ist das Entscheidende. Dass wir einen sehr, sehr guten Spieler dazu geholt haben, hat man jetzt gesehen. Das gilt es natürlich weiter zu beweisen. Klar, heute wird sehr viel über die Offensive gesprochen, über die Tore, die wir machen. Aber die Voraussetzung dafür ist, wie wir verteidigen, wie wir hinten stehen und Mann gegen Mann verteidigen. Wir sind da sehr aktiv. Dadurch, dass die Stürmer den (gegnerischen) Passgeber so unter Druck setzen, haben sie meistens keine Zeit, den Pass in Ruhe zu spielen.
"Wenn die Statistik stimmt, hatte Bremen keinen einzigen Torschuss"
Lassen Sie uns trotzdem noch einmal über Olise sprechen. Hätten Sie erwartet, dass er sich als junger Spieler in der Bundesliga so schnell zurechtfindet?
Man hat schon einige junge Spieler in die Bundesliga geholt. Das Alter ist nicht ausschlaggebend. Michael ist einen Weg gegangen, der nicht ganz einfach war. Er hat dann aber bereits in der Premier League bei Crystal Palace gezeigt, was er kann. Dann kam er bei uns in eine neue Mannschaft. Anfangs sass er ja auch noch auf der Bank. Aber die Mannschaft drumherum versteht, was wir wollen. Das macht es für ihn natürlich auch leichter.
Der Verteidiger
Wir könnten jetzt einzelne Spieler herausnehmen. Aber das Kollektiv ist bei uns so, dass wir uns gegenseitig unterstützen. In der Defensive macht, wie ich gerade gesagt habe, jeder mit und setzt den Passgeber unter Druck. Das macht es für unsere Abwehrspieler einfacher. Auf der anderen Seite machen es die Abwehrspieler den Stürmern leichter, weil sie den Ball in relativ hohen Regionen gewinnen. Kim und Upa (Innenverteidiger Dayot Upamecano, Anm.d.Red.) haben heute beide herausragend gespielt. Wenn die Statistik stimmt, hatte Bremen keinen einzigen Torschuss.
Sechs Tore gegen Holstein Kiel, neun Tore gegen Dinamo Zagreb, jetzt fünf Tore gegen Werder Bremen. Woher kommt der Hunger Ihrer Mannschaft, immer noch mehr Tore schiessen zu wollen?
Das ist einfach die Lust, die wir haben. Wir haben Jungs, die zocken wollen, die Fussball spielen wollen. Wenn Du (als Gegenspieler, Anm.d.Red.) ständig hinterherläufst, geht die Lust irgendwann verloren. Im Moment ist es so, dass wir die Bälle sehr hoch gewinnen. Unsere Jungs sind dann in Räumen, in denen sie Platz haben, sodass sie ihre Kreativität ausspielen können. Und warum spielen wir Fussball? Um Tore zu schiessen. Ich weiss, dass man bei 3:0 oder 4:0 auch mal einen Schritt langsamer machen könnte. Aber dann kommen eben die Einwechselspieler, die auch noch Tore schiessen wollen.
"Manchmal muss sich ein Spieler opfern"
Konrad Laimer stand erstmals unter
Gut. Er hat auf dieser Position bereits in der letzten Saison gespielt, als wir Not hatten. Jetzt haben wir auf der Position zwei Verletzte. Gegen Zagreb hat "Raffa" (Raphael Guerreiro, Anm.d.Red.) gespielt, jetzt war es Konny. Das macht "Vinnie" (Vincent Kompany, Anm.d.Red.) so gut. Er gibt jedem Spieler das Gefühl, dass er auf dem Platz gebraucht wird - auch wenn er von der Bank kommt. Das Gefühl macht sich in der Mannschaft breit.
Der einzige Spieler, der heute keinen guten Eindruck hinterliess, war
Manchmal ist es einfach so, dass sich der Gegner vielleicht besonders auf Coman konzentriert und ihn doppelt, wenn er ins Eins-gegen-Eins geht. Aber wenn du auf der einen Seite doppelst, steht auf der anderen Seite Michael frei. Manchmal muss sich ein Spieler opfern, dann hast du auf der anderen Seite mehr Platz.
Manuel Neuer sollte eigentlich spielen, wurde dann aber kurzfristig von Sven Ulreich ersetzt. Wie kam es dazu?
Es hiess, Manu kann spielen. Aber dann hat er heute minimal etwas gespürt. Wozu sollte man dann dieses Risiko eingehen? Wenn etwas reisst, fällt er dir acht, neun Wochen aus und du schaust in die Röhre. Natürlich tut es weh, weil man immer die Besten auf dem Platz haben möchte. Aber mit Ulle haben wir jemanden, der kalt aufs Spielfeld kommt und hält.
"Das wird der erste richtige Gradmesser sein"
Nächste Woche findet das Top-Spiel gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen statt. Wie gehen Sie das Spiel an?
Mit Freude, denn wir haben von den ersten vier Bundesligaspielen drei auswärts gehabt. Wir freuen uns einfach, dass wir zum zweiten Mal zu Hause spielen dürfen. Natürlich ist das auch ein besonderes Spiel.
Welche Eigenschaften werden kommende Woche im Spiel gegen Bayer Leverkusen noch wichtiger sein als heute?
Wir werden uns gut auf das Spiel vorbereiten. Wenn du konzentriert verteidigst und diese Spielfreude mit Ball an den Tag legst und den Gegner beeindrucken kannst, hat es jeder Gegner schwer. Aber klar, Leverkusen ist amtierender deutscher Meister und hat eine herausragende Qualität. Deswegen wird das der erste richtige Gradmesser sein.
Zur Person
- Max Eberl (Jahrgang 1973) ist seit März 2024 der Sportvorstand des FC Bayern München. In seiner aktiven Zeit gab er beim FC Bayern sein Profidebüt, spielte danach allerdings für den VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth und Borussia Mönchengladbach. Als Funktionär war er bereits für Gladbach und RB Leipzig tätig, ehe er nach München kam.
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