Der FC Bayern hat den zweiten Titel der Saison fast verspielt. Der Schock sitzt nach dem 0:3 bei Manchester City tief. Nach dem Spiel soll zudem Sadio Mané seinen Mitspieler Leroy Sané geschlagen haben. Die Bayernbosse beschäftigen sich mit dem Vorfall.

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Vorstandschef Oliver Kahn beschwor im noblen Ballroom des altehrwürdigen Kimpton Clocktower Hotels das Wunder von München - doch bis zum Rückspiel muss der schwer angeschlagene FC Bayern noch ganz andere Dinge als die niederschmetternde Niederlage bei Manchester City aufarbeiten.

Nach übereinstimmenden Medienberichten soll Sadio Mané Mitspieler Leroy Sané nach dem 0:3 (0:1) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League erst beschimpft und dann sogar ins Gesicht geschlagen haben. Die dicke Lippe des Nationalspielers, der der wohl beste Bayernspieler des Abends war, passte ins Bild eines schmerzhaften Abends.

Die Münchner wollten den Vorfall auf SID-Anfrage am Mittwochabend nicht kommentieren. Auch zu möglichen Konsequenzen hielt sich der Tabellenführer der Fussball-Bundesliga bedeckt. Übereinstimmenden Berichten zufolge berieten sich die Bayern-Verantwortlichen jedoch am Mittwochabend, laut "Sport1" sollen Vorstandschef Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic bei den Gesprächen beteiligt gewesen sein. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über den Vorfall berichtet.

Wie die "Bild" weiter berichtet, soll es am Donnerstagmorgen ein weiteres Treffen gegeben haben. Dabei sollen auch die beiden Streithähne Mané und Sané anwesend gewesen sein. Ausserdem soll es auch Gespräche mit Manés Management gegeben haben.

Mané erschien dementsprechend überpünktlich an der Säbener Strasse. Mehr als eine Stunde vor Trainingsbeginn kam der Senegalese am Donnerstag am Vereinsgelände des FC Bayern an. Am späten Vormittag joggten beide Spieler zum Start des Trainings über den Platz. Worte wechselten sie beim Warmlaufen nicht, Mané lächelte einige Male.

Oliver Kahn verbreitet Zweckoptimismus

Kahn versuchte in seiner Rede noch, Zweckoptimismus zu verbreiten. "Es sieht nicht so gut aus, nur ich habe im Fussball schon Unglaubliches erlebt. Es ist immer alles möglich", sagte der Vorstandschef beim Bankett.

Trainer Thomas Tuchel und seine geschockten Stars lauschten den eindringlichen Worten ihres Bosses bei Beef Wellington, Garnelen und schottischem Lachs allerdings mit ausdruckslosen Gesichtern und hängenden Köpfen. Allzu gross ist bei Thomas Müller, Joshua Kimmich und Co. der Glaube nicht mehr, im Rückspiel am kommenden Mittwoch (21:00 Uhr/DAZN) das Unmögliche doch noch möglich zu machen.

Der spät eingewechselte Müller bewertete das Ergebnis als "absolut katastrophal. Das ist ein Schlag in die Magengrube". Leon Goretzka sprach von einer "miserablen Ausgangsposition" und einer "riesigen Hypothek". Und auch Kimmich war weit vom berühmten "Mia san mia" entfernt: "Wir können alle rechnen."

Dennoch: "Abgeschenkt wird nichts", sagte Tuchel trotzig. Auch Kahn forderte bei seiner kurzen Ansprache vor 300 Edelfans eine Reaktion. "Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch einmal alles reinzuwerfen."

Deshalb bringe es "jetzt auch nichts", betonte der Bayern-Boss mit ernster Miene, "gross zu lamentieren und alles negativ zu sehen. Wir haben die grosse Möglichkeit, deutscher Meister zu werden. Wir können es uns nicht erlauben, hier in Gedanken zu versinken. Wir müssen sofort am Samstag nachlegen". Dann geht es gegen Hoffenheim.

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Selbst die Meisterschaft ist für den FC Bayern in Gefahr

Und so wie es derzeit aussieht, müssen sich die Bayern nach dem überraschenden Pokal-K.o. bei nur zwei Zählern Vorsprung auf Dortmund gewaltig strecken, um auf ihrer bereits gescheiterten Triple-Mission wenigstens noch den Pflichttitel einzufahren. Dabei sollte Tuchel in den Wochen der Wahrheit den grossen Erfolg garantieren.

Und jetzt? Jetzt steht nach vermeidbaren Gegentoren von Rodri (27.), Bernardo Silva (70.) und Erling Haaland (76.) ein "unfassbar ärgerliches Ergebnis", so Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der zusammen mit Kahn bei der Entlassung von Julian Nagelsmann ins Risiko gegangen war.

Rein statistisch gesehen hat der FC Bayern wie schon in den vergangenen beiden Jahren keine Chance mehr aufs Halbfinale. Doch Kritik am neuen Coach gab es keine. Zumal sich die Bayern bis zum verhängnisvollen 0:2, das der völlig indisponierte Dayot Upamecano mit einem schweren Patzer eingeleitet hatte, mindestens auf Augenhöhe mit "der besten Mannschaft Europas" (Kahn) sahen.

Thomas Tuchel nach Bayern-Niederlage "schockverliebt"

"So wie wir spielt hier selten eine Mannschaft", sagte Salihamidzic. Auch Tuchel verstand die klare Niederlage im Trainerduell mit Pep Guardiola "überhaupt nicht. Wir sind bestraft worden in Phasen, wo wir absolut die bessere Mannschaft waren". Bis zur 70. Minute habe er sich sogar "ein bisschen schockverliebt" in sein Team, sagte Tuchel. Er habe "so viele gute Dinge gesehen, dass ich mich weigere, nur das Ergebnis in den Mittelpunkt zu stellen. Das hat Spass gemacht zu coachen."

Das Ende war dann weniger erfreulich. Dennoch war Routinier Müller nach dem herben Rückschlag weit davon entfernt, alles in Frage zu stellen - schon gar nicht den neuen Trainer. Tuchel mache das "super", sagte er, "wir fühlen uns alle wohl". Umso wichtiger sei es, ergänzte Abwehrchef Matthijs de Ligt, "dass wir jetzt zusammenbleiben und nach vorne schauen". Auf ein Wunder von München? (SID/lh)

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