Es war eine Hinrunde mit grossen Siegen, aber auch manchen Irrungen und Wirrungen beim FC Bayern München. Unruhig war es dabei vor allem ausserhalb des Platzes. Die wochenlange Diskussion um ungeimpfte Spieler und die verkorkste Mitgliederversammlung mit Fan-Protesten zum Katar-Sponsoring blieben dabei zum Beispiel im Gedächtnis.
Sportlich läuft es dafür erneut ziemlich rund. Souverän Herbstmeister, sicher in der nächsten Runde der Champions League - nur im Pokal gab es eine - zudem ziemlich denkwürdige - 0:5-Pleite gegen Borussia Mönchengladbach. Wer hat also beim Rekordmeister überzeugt und wer nicht? Das sind die Gewinner und Verlierer der Vorrunde:
Gewinner: Leroy Sané
Was ist vor der Saison nicht alles über Leroy Sané geschrieben worden. Von letzter Chance war da die Rede. Von verschüttetem Talent. Beim Blick auf die Leistungen des jungen Flügelspielers in weiten Teilen der Vorsaison und auch bei der Europameisterschaft im Sommer war das auch nicht völlig von der Hand zu weisen.
Doch
Mehr Torschüsse, mehr Torschussvorlagen, mehr Pässe, mehr Dribblings, mehr Balleroberungen. Sané hat sich überall verbessert. Ein klarer Gewinner der Vorrunde.
Verlierer: Joshua Kimmich
Man kommt in dieser Kategorie nicht wirklich an
Wie sehr ihn das selbst wurmte, war ihm bei seinen jüngsten Interviews zu diesem Thema deutlich anzumerken. Nun gilt es für den Führungsspieler wieder ganz gesund und fit zu werden. Diese schwierige Vorrunde wird Kimmich in 2022 möglichst schnell abhaken wollen.
Gewinner: Josip Stanisic
Stanisic kann sich in vielen Bereichen noch verbessern. Vor allem in strategischen Dimensionen - zum Beispiel bei der Frage, wann ein Vorstoss Sinn ergibt und wann nicht. Welcher Pass zu welcher Zeit der Richtige ist oder wann ein Tackling wirklich angebracht ist. Trotzdem hat er das Vertrauen nicht enttäuscht.
Seit November fehlte Stanisic zwar fast durchgehend verletzt oder krank. Trotzdem muss er als Gewinner der Hinrunde genannt werden.
Verlierer: Tanguy Nianzou
Zeigen konnte er das bisher jedoch nicht. Immerhin 13 Mal durfte er mitspielen. Meist jedoch als Joker spät in der Partie. Ruhe strahlte er dabei bisher nicht aus. Viele Fehlpässe, manche unüberlegte Aktion schmälerten dabei den Gesamteindruck zusätzlich.
Nianzou ist noch nicht da wo er sein muss, um eine ernsthafte Alternative zu sein.
Gewinner: Das Rotationsprinzip
25 Spieler kamen in der Hinrunde zum Einsatz. 20 verschiedene Spieler haben dabei mindestens einen Startelfeinsatz zu verzeichnen: Das ist auffällig. Vor allem, weil Hansi Flick in den Vorjahren stark darauf setzte, eine Mannschaft einzuspielen und nur situativ zu wechseln. Unter Nagelsmann ist das Rotationsprinzip zurück. Und mit wenigen Ausnahmen durchaus sehr erfolgreich.
Natürlich lag das auch an verstärkten Quarantäne- oder Verletzungssorgen, doch insgesamt scheint der neue Coach die ganze Breite des Kaders nutzen zu wollen. Das schärft den Konkurrenzkampf. Zum Beispiel in der Offensive, wo sich Serge Gnabry zuletzt nach einigen Wochen als Joker mit starken Auftritten zurückmeldete. Die Rotation tut Bayern gut.
Verlierer: Marcel Sabitzer
Die Rolle des Österreichers ist noch nicht wirklich klar. Durfte er spielen, wirkte für ihn alles irgendwie ein Stück zu schnell und zu anspruchsvoll im Zentrum. Die Lernkurve in München ist steil. Abschreiben sollte man den vielseitigen Ex-Leipziger trotz schwächerer Vorrunde noch nicht.
Gewinner: Julian Nagelsmann
Es gab die ein oder andere Situation in dieser Runde, in der die Münchner durchaus hätten falsch abbiegen können. Das 0:5 gegen Mönchengladbach im Pokal war so ein Moment. Die heftige Debatte rund um ungeimpfte Spieler. Oder das Topspiel gegen Dortmund, als beide Mannschaften noch Anfang Dezember nur ein einiges Pünktchen trennte.
Nagelsmann hat in seiner ersten Saison als Bayern-Trainer bisher all diese Klippen gemeistert. Er beeindruckt dabei vor allem ausserhalb des Feldes durch seine Fähigkeiten als Kommunikator und Erklärer.
Spielerisch ist die Weiterentwicklung im Vergleich zu den Vorjahren eher mit der Lupe zu suchen. Bayerns Spiel wirkt etwas kontrollierter als unter Flick, etwas flexibler im Angriffsdrittel und etwas (mit wenigen Ausnahmen) stabiler gegen den Ball. Dafür ist es insgesamt etwas unspektakulärer und nüchterner - auch wenn bereits eine Reihe von klaren, dominanten Siegen wie gegen Leipzig (4:1), Leverkusen (5:1), Bochum (8:0) oder Wolfsburg (4:0) dabei waren.
Der FC Bayern ist insgesamt unter Nagelsmann nicht in neue Sphären explodiert, aber auf einem sehr guten Weg. Insgesamt kann sich deshalb auch der Coach als klarer Gewinner dieser Vorrunde fühlen.
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