Manuel Neuer hat in einem Interview erklärt, mit welchen mentalen Tricks er während eines Spiels arbeitet. Dabei blendet er manchmal sogar den Spielstand aus.
Manuel Neuer gilt als einer der besten Torhüter aller Zeiten. Im Interview mit der Online-Redaktion des FC Bayern verriet der 37-Jährige, was ihn so stark macht und wie er mental funktioniert. "Die Ausstrahlung kann für einen Torhüter spielentscheidend sein", erklärt
"Ich bin der letzte Mann, die Lebensversicherung meiner Mannschaft, da muss ich dem Gegner zeigen: Halt, an mir kommst du nicht vorbei! Dieses Selbstverständnis muss ein Torwart haben, sonst hast du auf der Position nichts verloren."
Als Torwart sei es allerdings wichtig, auch mit Fehlern richtig umgehen zu können. Laut Neuer ist es einerseits normal, dass man sich ein Schutzschild aufbaut und eigene Fehler nicht eingestehen möchte. "Aber ich habe für mich gelernt, dass ich den Kopf schneller freibekomme, wenn ich offen darüber spreche, mir auch mal selbst einen Fehler eingestehe. Dann geht es weiter", erklärt Neuer.
Während eines Spiels allerdings dürfe sich ein Torwart nicht verunsichern lassen. Daher habe Neuer sich "angewöhnt, dass ich einen Fehler, der zu einem Gegentor geführt hat, zunächst komplett ausblende und mir einrede, dass es immer noch 0:0 steht. Ich verdränge das bis zum Abpfiff und lasse so keine Selbstzweifel aufkommen."
Bei Schalke ausgebildet, trotzdem von Sepp Maier gelernt
Neuer durchlief zwar die Nachwuchsabteilung des FC Schalke 04 und trat dem Verein bereits kurz vor seinem fünften Geburtstag bei, liess sich aber in seiner Kindheit auch von Bayern-Torwart-Ikone Sepp Maier inspirieren.
"Ich bin zu jung, als dass ich ganze Spiele von ihm gesehen hätte. Aber klar kenne ich viele seiner klassischen Szenen aus Zusammenschnitten. Und seine Methoden als Torwarttrainer sind mir sowieso in Fleisch und Blut übergegangen: Ich hatte als Kind ein Buch von Sepp, in dem er verschiedene Trainingsformen vorstellt", erinnert er sich.
"Dieses Buch hatten wir in jedem Urlaub auf dem Campingplatz dabei, und da hat mein Vater immer die Übungen mit mir gemacht. Das war speziell für Kinder, da wurden einem die ersten Torwartschritte erklärt, wie hechtet man sich richtig und so. Das hat Riesenspass gemacht."
Sepp Maier lobt Neuer: Man könnte ihn als "Mittelstürmer aufstellen"
Überhaupt habe Neuer viel Respekt vor Maier, der am Mittwoch seinen 80. Geburtstag feierte. "Wenn ich mit Wegbegleitern aus anderen Generationen spreche, seien es Oliver Kahn oder meine Torwarttrainer: Für alle ist Sepp das grosse Vorbild. Er hat es geschafft, dass im Torwarttraining strukturiert und spezifisch gearbeitet wird, das gab es vorher einfach nicht", sagt Neuer.
Im Gegenzug spricht auch Meier im selbigen Interview voller Hochachtung von Neuer: "Manuel war der Erste, für den es ganz normal war, dass er als Torhüter weit mit aufrückt und mitspielt. Er ist immer im Geschehen, das macht er perfekt. Und ich bin mir sicher, wenn man ihn mit seinen technischen Fähigkeiten beim FC Bayern mal als Mittelstürmer aufstellen würde, könnte er das auch."
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Neuer droht zweite titellose Saison beim FC Bayern
Neuer spielt bereits seit dem Jahre 2011 für den FC Bayern, gewann elfmal die Deutsche Meisterschaft, sechsmal den DFB-Pokal (einmal davon mit Schalke) und zweimal die Champions League. Die bislang einzige Spielzeit ohne Titel erlebte er in München 2011/2012 – seiner damals ersten Saison beim FC Bayern.
Die Gefahr ist gross, dass sich dies nun in der laufenden Spielzeit wiederholt. In der Bundesliga beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen acht Punkte. Ein Sieg am Freitagabend gegen den SC Freiburg wäre notwendig, um weiterhin Druck auf den Tabellen-Ersten auszuüben.
Last-Minute-Sieg gegen RB Leipzig als "kleiner Türöffner"?
Neuer hofft, dass der späte Siegtreffer am vergangenen Wochenende beim 2:1 gegen RB Leipzig der Mannschaft einen Push gibt. "So ein Tor haben wir am Ende gebraucht. Das hat uns sehr gutgetan, denn die jetzige Situation war für uns alle sehr hart und schwer. Gerade so ein Erfolg in der Schlussphase, fast in der letzten Minute, ist vielleicht ein kleiner Türöffner, dass es jetzt bis zum Ende der Saison positiv weitergehen kann", sagte Neuer direkt nach dem Spiel in der Mixed Zone gegenüber "ran".
Dabei nimmt er die gesamte Mannschaft in die Pflicht: "Ich habe viel nachgedacht, viel auch persönlich hinterfragt – was wir falsch gemacht haben. Auf andere zu zeigen und zu sagen, die sind schuld oder das Trainerteam, ist natürlich immer leicht. Aber ich glaube, wir stehen alle in der Verantwortung, weil wir auch erfahrene Spieler haben, die schon etwas länger bei Bayern und in den Nationalmannschaften spielen. Wir alle stehen in der Verantwortung."
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