Thomas Tuchel verlangt nach dem 4:0 des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund von den kritisch eingestellten Experten eine "180-Grad-Wende". Tatsächlich aber bleibt die Situation in München angespannt, weil eine altbekannte Schwäche nicht behoben ist und sich der FC Bayern kaum noch Ausrutscher erlauben darf.
Der 4:0-Triumph des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund war für Thomas Tuchel mit ordentlich Genugtuung verbunden. Der Trainer des FC Bayern machte danach eine Ansage an die Experten, die ihn in den vergangenen Wochen kritisiert hatten: "Heute haben wir 4:0 gewonnen, heute müsst ihr eine 180-Grad-Wende machen, viel Spass dabei."
Nach der Pokal-Blamage gegen den 1. FC Saarbrücken ist das Selbstvertrauen wieder zurück. "Die Mannschaft wollte nach Mittwoch eine Reaktion zeigen", sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen. "Das ist die Qualität, von der wir auch sprechen. Die Spieler wollten gewinnen. Wir sind in der Lage, grosse Spiele zu gewinnen."
Dreierpack: Harry Kane stellt seine Qualität "Woche für Woche unter Beweis"
Der grosse Unterschied zwischen Bayern München und Borussia Dortmund lag in der Effektivität. Das Torschussverhältnis von 14:15 sprach nämlich für Dortmund. Doch die Qualität von
"Die Erfahrung und die Abläufe, die er in der Box (Strafraum, Anm.d.Red.) hat, sind einmalig", lobte Torwart
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Vergangene Saison brachte Sieg gegen Dortmund nicht die Wende
Doch war der Auswärtssieg in Dortmund tatsächlich die grosse 180-Grad-Wende, die
Zur Erinnerung: In der Rückrunde der vergangenen Saison gewann der FC Bayern im ersten Pflichtspiel unter Tuchel ebenfalls gegen Borussia Dortmund – damals mit 4:2. Drei Tage später folgte das Aus im DFB-Pokal, 15 weitere Tage später das Aus in der Champions League. Auch in der Bundesliga gab der FC Bayern trotz Meisterschaft kein gutes Bild ab: Nur fünf der verbleibenden acht Spiele wurden gewonnen. Heisst also: Ein Sieg gegen Dortmund muss nicht zwingend die grosse Wende sein.
Ob das jetzt anders sein wird? Der Spielverlauf gegen Dortmund kam dem FC Bayern jedenfalls entgegen. Und das nicht nur, weil Bayern bereits in der 4. Minute nach einem Eckball durch Dayot Upamecano in Führung ging.
Im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften verschanzte sich Dortmund nicht in der eigenen Hälfte. Sie hatten über das komplette Spiel 50 Prozent Ballbesitz, sodass der FC Bayern bei schnellen Gegenangriffen die Geschwindigkeitsvorteile ausspielen konnte. Zwei der vier Treffer resultierten aus Konter.
Bayern hat Probleme gegen defensivere Mannschaften
Der FC Bayern hat eher Probleme, wenn sie viel Ballbesitz haben und selber Konterchancen zulassen. Gegen Saarbrücken hatten sie 75 Prozent Ballbesitz und kassierten ein Konter-Gegentor. Beim Supercup gegen RB Leipzig, welches sie im August mit 0:3 verloren hatten, kamen sie auf 67 Prozent Ballbesitz und konnten diese Übermacht ebenfalls nicht nutzen.
Ein Grund dafür: In den beiden Spielen stand Kane nicht in der Startelf beziehungsweise in Saarbrücken kam er gar nicht erst zum Einsatz. Der frühere Bayern-Spieler Jürgen Kohler stellt daher eine hohe Abhängigkeit von Kane fest und sagte im "Doppelpass" von "Sport1": "Der wichtigste Spieler ist Kane. Nicht, weil er die drei Tore macht. Sondern wegen der Art und Weise, wie er als Mannschaftsspieler vorneweg geht. Wenn Kane nicht gespielt hat oder nicht von Anfang an dabei war, bekam der FC Bayern immer Probleme, ins Spiel zu finden."
Zwei Titel hat Bayern bereits verloren: "Daran muss sich Tuchel messen"
Dies sei gegen Dortmund völlig anders gewesen. Kohler spricht von einem "Spiel, das sie fast in Perfektion abgeliefert haben. Insgesamt war es für mich das beste Spiel in den letzten drei Jahren." Überzeugt habe ihn vor allem die "Art und Weise, wie die Räume besetzt worden sind, wie sie gegen den Ball gearbeitet haben, wie die einzelnen Mannschaftsteile miteinander gespielt haben. Es war immer eine gewisse Homogenität und eine gute läuferische Leistung da. Das war eine tolle Mannschaftsleistung."
Auch der ehemalige Bayern-Spieler
In der Gesamtabrechnung allerdings täten die beiden Pflichtspiel-Niederlagen gegen Leipzig und Saarbrücken noch immer weh, wie Effenberg klarstellt: "Wir haben November und sie haben bereits zwei Titel verloren – nämlich den Supercup und den DFB-Pokal. Daran muss sich Tuchel auch messen lassen."
Das Zwischenfazit von Effenberg lautet daher: "Die Konstante fehlt bei Bayern München, das ist Fakt. Du haust Darmstadt mit 8:0 weg, gewinnst gegen Dortmund beeindruckend mit 4:0. Aber dann verlierst du dazwischen im DFB-Pokal gegen den 15. der 3. Liga (Saarbrücken, Anm.d.Red.) mit 1:2. Das darf einfach nicht passieren."
FC Bayern darf sich kaum noch Ausrutscher leisten
Der Druck bleibt somit gross. Die Champions League ist bei starken internationalen Konkurrenten wie Manchester City oder Real Madrid naturgemäss schwer zu gewinnen. Übrig bleibt dann lediglich die Meisterschaft, in der es mit Tabellenführer Bayer Leverkusen einen neuen starken Konkurrenten gibt.
Das heisst: Der FC Bayern darf sich im weiteren Saisonverlauf kaum Ausrutscher erlauben – nicht in der Bundesliga und schon gar nicht in der späteren K.-o.-Phase der Champions League. Denn selbst wenn der FC Bayern die 12. Meisterschaft in Serie gewinnen sollte: Ein Titel allein ist in München nicht genug.
Verwendete Quellen:
- fcbayern.com: Leon Goretzka: "Das macht einfach Spass"
- fcbayern.com: Die Interviews zum Klassiker beim BVB
- Sport1 Doppelpass: 5.11.2023
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