Joshua Kimmich und Thomas Tuchel scheinen sich in mehrerer Hinsicht uneinig zu sein. Dies deutete sich zuletzt bei der frühen Auswechslung gegen Bayer Leverkusen an. Die früheren Bayern-Spieler Michael Ballack, Lothar Matthäus und Didi Hamann bewerten die Unstimmigkeiten sehr unterschiedlich.

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Der Frust war ihm anzusehen! Als Joshua Kimmich am Freitagabend beim Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen nach 60 Minuten ausgewechselt wurde, stapfte er wütend vom Feld. Als der Mittelfeldspieler des FC Bayern München mit Trainer Thomas Tuchel abklatschte, hielt er sich die Hand vor den Mund. Niemand sollte an seinen Lippen ablesen können, was er gesagt hat. Es dürfte nichts Positives gewesen sein.

Das Verhältnis zwischen Tuchel und Kimmich scheint belastet zu sein. Der Trainer spielte den Vorfall herunter und sagte bei DAZN: "Der Josh will immer drauf sein. Aber 60 Minuten waren das Maximum vom Arzt (Kimmich war nicht 100-prozentig fit, Anm.d.Red.). Und daran haben wir uns gehalten. Das ist nicht die Phase der Saison, in der wir Muskelverletzungen riskieren."

Kimmich schien das anders zu sehen. Als er nach dem Spiel in der Mixed Zone gefragt wurde, ob seine Auswechslung körperliche Gründe hat, antwortete Kimmich kurz angebunden: "Frag' den Trainer."

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Die "Sechser-Diskussion" belastet Verhältnis von Tuchel und Kimmich

Nun ist es nicht völlig ungewöhnlich, dass Trainer und Spieler sich wegen einer Auswechslung uneinig sind. Doch Tuchel und Kimmich scheinen in mehrerer Hinsicht Differenzen zu haben. Dies deutete sich bereits in der Saisonvorbereitung an, als der Trainer öffentlich bemängelte, keinen typischen Sechser im Kader zu haben. Kimmich sah das anders und stellte öffentlich klar: "Ich bin ein Sechser."

Sky-Experte Didi Hamann sieht in der Unstimmigkeit ein grosses Problem: "Was denkt sich jetzt ein Kimmich? Der Kimmich sagt, er ist ein Sechser. Der Trainer sagt, er ist keiner. Das war nicht diplomatisch von Tuchel. Kimmich weiss nun, dass der Trainer ihn für diese Rolle als nicht gut genug empfindet."

Kimmich ist ein besonderer Spielertyp. Er lässt sich kaum in eine taktische Schablone pressen, sondern möchte praktisch alles machen. Kaum ein Spieler hat so viele Ballkontakte wie er, kaum ein Spieler spult so viele Kilometer herunter. Kimmich ist gefühlt überall auf dem Feld zu finden, möchte vorne die Spiele am liebsten entscheiden und hinten an jeder Abwehraktion beteiligt sein.

Ballack: "Kimmich ist nur als Rechtsverteidiger Weltklasse"

Der frühere Bayern-Spieler Michael Ballack findet, dass Kimmich daher eher ein Aussenverteidiger als ein defensiver Mittelfeldspieler ist. "Er ist ein sehr interessanter Spieler mit einer herausragenden Entwicklung, die aber auch noch nicht abgeschlossen ist. Und dass er beide Positionen spielen kann, hat er bewiesen. Weltklasse ist er für mich aber nur als Rechtsverteidiger", sagte er im Interview mit dem "kicker". "Da ist er gross geworden mit der Art und Weise, wie er Fussball gespielt hat. Im Zentrum will er manchmal zu viel, das macht die Mannschaft mitunter anfällig."

Auffällig ist, dass der FC Bayern oft völlig unerwartet die Spielkontrolle verliert. Beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen hatte der FC Bayern die ersten 20 Minuten alles im Griff, verlor dann allerdings die Dominanz und machte einfache Fehler. "Wir müssen stabiler und griffiger werden. Da haben wir Luft nach oben", sagte Tuchel hinterher. Zwar kritisierte er Kimmich nicht namentlich. Doch es ist eine Kernaufgabe des Sechsers, also von Kimmich, für Stabilität zu sorgen.

Matthäus kritisiert den Umgang von Tuchel mit Kimmich

Allerdings lässt sich nicht nur die Spielweise von Kimmich kritisieren, sondern auch der Führungsstil von Tuchel. Lothar Matthäus schreibt in seiner Sky-Kolumne: "Joshua Kimmich ist nicht irgendein Spieler, sondern einer der drei Kapitäne im Team des FC Bayern und der Sprecher der jungen Generation. Er interpretiert die Sechser-Position vielleicht anders als Thomas Tuchel es gerne hätte. Er ist nicht der Typ Javi Martinez, aber solange ich keinen anderen habe oder bekommen habe, muss ich als Trainer Kimmich stark machen."

Laut Matthäus sei es ein Fehler gewesen, die Rolle von Kimmich im defensiven Mittelfeld überhaupt infrage zu stellen: "Wenn ich Kimmich in der Mannschaft habe und weiss, dass er ein Leadertyp ist und dass er den Unterschied ausmachen kann, dann muss ich ihn auf seiner Position stärken. Als Trainer verlierst du deinen Spieler, wenn du ihm nicht mehr das Vertrauen schenkst."

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Ex-Bayern-Spieler Martinez bezeichnet Kimmich als "Anführer"

Auch der frühere Bayern-Spieler Javi Martinez, der sechs Jahre mit Kimmich zusammengespielt hat, kann die Diskussionen nicht nachvollziehen. Im Interview mit der "Sport Bild" erklärt er, dass Kimmich genauso wie Leon Goretzka durchaus ein echter Führungsspieler ist.

"Als ich noch mit ihnen gespielt habe, hatte ich definitiv das Gefühl, dass sie aus dem richtigen Holz geschnitzt sind, um Anführer zu werden", sagte der Spanier. "Wie die Situation in der Kabine jetzt ist, kann ich nicht sagen. Aber ich sehe in ihnen das Zeug, gerade in schweren Momenten vorwegzugehen und das Team zu tragen."

Die Frage ist eben nur, ob Tuchel das genauso sieht.

Verwendete Quellen:

  • sport.sky.de: "In der Task Force sitzen keine Bratwürste"
  • Sport Bild Champions League Sonderheft: "Manu ist körperlich eine Bestie"
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