• Kolumnist Olaf Thon hält Julian Nagelsmanns Job beim FC Bayern nicht mehr für sicher.
  • Als möglichen Grund für die Schwächephase des FCB nennt er neben der WM-Müdigkeit auch den Verlust von Manuel Neuer.
  • Trotzdem werden die Münchner am Ende wieder Meister, sagt der Weltmeister von 1990.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es ist ganz schön was los beim FC Bayern. Der Rekordmeister hat Probleme in der Bundesliga, wenn auch auf hohem Niveau. Ich bin überzeugt, dass die Bayern aus ihrem Tal wieder herauskommen und am Ende erneut deutscher Meister werden. Ob sie die Meisterschaft auch mit demselben Trainer feiern, ist eine andere Frage.

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Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn spricht von zwei Mannschaften des FC Bayern, einer vor und einer nach der Weltmeisterschaft. Julian Nagelsmann sieht das anders – wenn der Trainer aber die nötigen Punkte nicht holt, ist das ein schlechtes Zeichen.

Nagelsmann ist bereits angezählt

Mit seinen Aussagen möchte sich Nagelsmann im Haifischbecken FC Bayern behaupten. Ich traue es ihm durchaus zu – aber er muss aufpassen, dass es ihm nicht ähnlich ergeht wie einst Otto Rehhagel oder Felix Magath, der mit dem FCB sogar zweimal das Double gewann. Beides grosse Trainerpersönlichkeiten, die bei den Bayern aber am Ende gehen mussten.

Die vielen Randgeräusche in dieser Saison stossen den Bossen des FC Bayern verstärkt auf. Es macht den Eindruck, als würden die Vorstandsmitglieder um Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn in die eine Richtung ziehen und Julian Nagelsmann in die andere. Ich glaube, der Trainer ist schon jetzt angezählt. Auch weil er bereits in seinem ersten Jahr mit „nur“ einer Meisterschaft nicht das abgeliefert hat, was sich die Bayern-Bosse vorgestellt hatten.

Thon: "An die Fähigkeiten von Neuer kommt Yann Sommer nicht heran"

Die Schwächephase des FCB hat aber mehrere Gründe: Zum einen kann es passieren, dass die Spieler nach einer Weltmeisterschaft in ein kleines Loch fallen, das ist ganz normal. Auch nachdem wir bei der WM 1990 den Titel gewonnen haben, hatten wir bei den Bayern eine solche Situation.

Dazu kommt, dass der Rekordmeister nach Robert Lewandowski einen weiteren Schlüsselspieler verloren hat: Manuel Neuer. Klar, auch Yann Sommer gehört zu den besten Torhütern der Bundesliga, aber an die Fähigkeiten von Neuer kommt er nicht heran. Der Transfer von einem schwächeren Bundesligisten macht es für die gegnerischen Trainer ausserdem leichter, ihr Team zu motivieren: „Guckt euch den Torwart an, der hat vorher bei Borussia Mönchengladbach um Platz acht gespielt. Seid ihr da wirklich schlechter?“

Olaf Thon ist sicher: "Bayern ist weiterhin klar die beste Mannschaft der Liga"

Von der spielerischen Qualität sind die Münchner aber weiterhin klar die beste Mannschaft der Liga. Und welche Mannschaften sollten die Bayern schon herausfordern? Der erste Anwärter wäre für mich Leipzig, Dortmund sehe ich nicht stark genug. Auch Freiburg und Frankfurt sind nicht dazu in der Lage, Meister zu werden.

Und wenn Union die Meisterschaft gewinnen würde, wäre das wohl eine ähnlich grosse Überraschung wie Leicester City 2016. Dass der Hauptstadtklub immer noch auf Champions-League-Kurs steht, ist aber kein Zufall. Ja, sie haben das nötige Spielglück, dass sie sich aber immer wieder auch erzwingen. In einer solchen Drucksituation das Derby gegen die Hertha zu gewinnen, das hat mich beeindruckt.

Falls es also doch einen anderen deutscher Meister geben sollte, bin ich gerne der Dumme, der falsch getippt hat. Denn wir brauchen wieder einen neuen deutschen Meister in der Bundesliga, egal wer es am Ende wird. Zur Not auch Borussia Dortmund.

Redaktionell bearbeitet von Julian Münz
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