David Alaba zählt zu den Leistungsträgern bei Real Madrid. Er zeigt aktuell, wie sehr er dem FC Bayern fehlt.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die 57. Minute im Champions League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Manchester City muss jedem Bayern-Fan noch einmal besonders weh getan haben. Ilkay Gündogan spielte 20 Meter vor dem Tor einen Steckpass auf Erling Haaland, der sofort mit grossen Schritten Richtung Tor marschierte. Zwischen ihm und dem 1:1 nur noch Real-Keeper Courtois. Haaland im Strafraum mit drei Metern Platz - normalerweise ist klar, was als nächstes passiert.

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Doch als Haaland mit links aus neun Metern zum Schuss ausholt, hatte Real Verteidiger David Alaba mit einem starken Sprint bereits Tuchfühlung aufgenommen. Als Haaland schiesst, blockt Alaba den Ball mit einer gewaltigen Grätsche in letzter Sekunde noch zur Ecke ab.

Carvajal, Rüdiger, Courtois - alle kommen danach zum Abklatschen oder Umarmen zum Österreicher. Jeder spürte sofort, was das für eine überragende Defensivaktion war, die Real zu diesem Zeitpunkt vor dem Ausgleich bewahrte.

Ausgerechnet Alaba. Ausgerechnet gegen Haaland, werden sich viele Bayern-Fans in diesem Moment gedacht haben. Denn es ist nur wenige Wochen her, dass der 22-Jährige City-Stürmer mit drei Torbeteiligungen wesentlichen Anteil am Ausscheiden des FC Bayern aus der Champions League hatte.

Zwei ordentliche Leistungen reichten am Ende nicht für den deutschen Rekordmeister. Auch, weil die Defensive mehrfach patzte oder unglücklich agierte. Vor allem Dayot Upamecano, der 2021 auch als Ersatz für David Alaba verpflichtet wurde, musste sich danach zu Recht Kritik anhören.

Alaba beeinflusst jedes Spiel positiv

Auch jenseits der beschriebenen Szene machte Alaba am Dienstag ein starkes Spiel. Gemeinsam mit Antonio Rüdiger meldete er Haaland komplett ab. Einzig ein schwer zu verteidigender Fernschuss von Kevin De Bruyne sorge am Ende noch für den Ausgleich für City.

Alaba ist auch bei Real Abwehrchef. Er ist auf dem Papier wahrscheinlich nicht mal der beste Abwehrspieler im Kader. Das war er auch in der Schlussphase beim FC Bayern nicht immer. Doch er bringt so viel ein, was am Ende Spiele gewinnt, dass Carlo Ancelotti in Madrid inzwischen kaum einmal auf ihn verzichten mag.

Alaba: Ausstrahlung und Spielgefühl zeichnen ihn aus

Denn noch wichtiger als sein gutes Passspiel und seine nach wie vor konkurrenzfähige Schnelligkeit ist die Ausstrahlung und das Spielgefühl des erfahrenen Österreichers. Er kommuniziert unheimlich viel. Er spürt, wann es mal ein Zeichen braucht. Er hat durch seine riesige Erfahrung eine enorme Fähigkeit, das Tempo des Spiels so zu bestimmen, wie es der Spielverlauf oder die eigene Mannschaft gerade braucht.

Das sind Qualitäten, die in keiner Statistik auftauchen. Und es sind Qualitäten, die dem FC Bayern in dieser Saison allzu offensichtlich fehlen.

Vielleich wurde rund um den etwas unrühmlichen Abgang von Alaba aus München 2021, bei dem zuvor über Monate öffentlich über Gehälter und Anstand diskutiert wurde, tatsächlich ein wenig vergessen, wie wichtig Alaba bis zuletzt für das Gesamtgefüge der Münchner war. Er war öffentlich und medial immer noch leiser und weniger präsent als viele andere Stars beim FC Bayern. Aber er war, wie viele Spieler nach seinem Abgang auch öffentlich bestätigten, Fixpunkt in der Kabine und auf dem Platz.

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Bayerns Kader ist zu leise

Wahrscheinlich fehlt Alaba dem FC Bayern in dieser so komplizierten Saison sogar noch mehr als Robert Lewandowski. Als jemand, der in schwierigen Phasen präsent ist und vorangeht. Als Kommunikator und Wachmacher auf dem Platz und auch als konstant guter Abwehrspieler, denn weder Upamecano noch Alphonso Davies auf Alabas zweiter Position links aussen konnten in dieser Saison konstant und regelmässig Weltklasse-Niveau bieten.

Zudem ist der gesamte Kader der Bayern aktuell zu leise und manchmal auch zu brav auf dem Platz. Allein Mathijs de Ligt stach hier zuletzt positiv heraus. Nun sind Upamecano und Davies mit 24 und 22 Jahren noch ein ganzes Stück jünger als Alaba und haben alle Möglichkeiten, einmal in eine ähnliche Rolle hineinzuwachsen. Doch im Hier und Jetzt sind die Unterschiede deutlich.

Alaba ist in Madrid angekommen

Alaba, auch das ist für Bayern-Fans wohl nur schwer zu akzeptieren, hat der Schritt nach Madrid gutgetan. Er betonte stets, dass es ihm nicht allein ums Geld, sondern um die persönliche Weiterentwicklung gegangen sei. Ein neuer Reiz, nachdem er in München alles mehrfach gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab.

Das ist nach über zehn erfolgreichen, aber mit all den Nebengeräuschen auch kräftezehrenden Jahren nur allzu nachvollziehbar. Selbst Thomas Müller hat sich diese Gedanken über einen Schritt ins Ausland nach eigener Aussage immer wieder gemacht.

In der Tat wirkte Alaba in der Endphase in München manchmal müde. Alaba war damals schon so lange dabei, dass man vergessen konnte, dass er beim Abschied aus München gerade einmal 28 Jahre alt war.

Als er im Sommer 2021 ging, waren viele traurig, weil er Sympathieträger war. Sportlich wirkte er damals ersetzbar. Durch Lucas Hernández oder eben Dayot Upamecano, der neu aus Leipzig gekommen war. Heute fühlt sich das deutlich anders an. Alaba fehlt an allen Ecken und Enden. Nicht nur wegen der Szene gegen Haaland.

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