- Marokko hat mit dem Achtelfinal-Sieg gegen Spanien für die grösste Sensation der Weltmeisterschaft gesorgt.
- Bayern-Star Noussair Mazraoui glaubt, dass Marokko genügend Selbstvertrauen hat, um Weltmeister zu werden.
- Mazraoui kehrte erst im September in die Nationalmannschaft zurück, nachdem er zuvor verbannt wurde.
Als Achraf Hakimi den entscheidenden Elfmeter verwandelte, kannte die Freude keine Grenzen mehr. Marokko ist die grosse Überraschung der Weltmeisterschaft. Mit dem 3:0 Sieg im Elfmeterschiessen gegen Spanien gelang eine Sensation.
"Das ist ein spezieller Moment für ganz Afrika, für die gesamte arabische Welt und für alle Moslems um uns herum. Wir versuchen, sie glücklich zu machen und uns glücklich zu machen", sagte der Mittelfeldspieler Abdelhamid Sabiri.
Im Jahre 2016 spielte er noch für die 2. Mannschaft des 1. FC Nürnberg in der Regionalliga Bayern. Nun zählt er zu den grossen WM-Helden: "Für uns Spieler ist das der glücklichste Tag in unserem Leben. Denn es ist nicht einfach, dorthin zu kommen, wo wir jetzt hingekommen sind. Deshalb haben wir das auch verdient."
Mazraoui sieht in Marokko eine der "technisch stärksten Mannschaften"
Sabiri ist heute für Sampdoria Genua in Italien aktiv. Der einzige marokkanische Nationalspieler aus der Bundesliga ist der Aussenverteidiger
Mazraoui weiss um die besonderen Qualitäten seiner Nationalmannschaft. "Ich denke, dass wir technisch eine der stärksten Mannschaften sind, die bei der WM dabei sind. Ausserdem haben wir eine hervorragende Mischung im Team mit vielen jungen Spielern und einigen Älteren, die schon eine grosse Karriere vorweisen können und die nötige Erfahrung reinbringen", sagte er im Interview mit "fcbayern.com".
"Wir haben einige grosse Namen im Team, die bei europäischen Top-Clubs spielen, etwa Achraf Hakimi bei PSG oder Hakim Ziyech bei Chelsea. Und dazu noch Spieler wie Sofiane Boufal, Abdelhamid Sabiri und unseren Torhüter Bono."
Torwart Bono wurde zum besten Torwart Spaniens gewählt
Letzterer wurde im Achtelfinale zum grossen Helden, weil er im Elfmeterschiessen gegen keinen der drei spanischen Schützen ein Tor zuliess. Der 31-Jährige mag in Deutschland kaum bekannt sein, ist aber in der spanischen Liga beim FC Sevilla ein grosser Star.
In der vergangenen Saison blieb Bono bei 31 Liga-Einsätzen 13 Mal ohne Gegentor, wurde zum besten Torhüter der La Liga ernannt und setzte sich gegen namhafte Konkurrenten wie Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) oder Welttorhüter Thibaut Courtois (Real Madrid) durch. "Es ist wichtig, einen Schlussmann zu haben, der auch mal einen Unhaltbaren halten kann. Bono kann das", sagte der frühere marokkanische Nationalspieler Abdelaziz Ahanfouf der "Sport Bild".
Grundsätzlich verbindet Marokko technische Qualität mit taktischer Disziplin und Stabilität. Spanien hatte gegen Marokko zwar 73 Prozent Ballbesitz, konnte daraus aber wenig echte Chancen kreieren. Der spanische Mittelfeld-Routinier Sergio Busquets, der bereits Welt- und Europameister wurde, sagte resignierend: "Das war eine marokkanische Wand. Wir haben die Lücke gesucht, aber nicht gefunden."
"Ganz Afrika steht hinter Marokko"
Marokko ist erst das vierte afrikanische Land, das bei einer Weltmeisterschaft das Viertelfinale erreicht hat. Dies gelang zuvor nur Ghana 2010, Senegal 2002 und Kamerun 1990. Nicht nur die marokkanischen Fans unterstützen ihre Nationalmannschaft, sondern viele Menschen auf dem ganzen Kontinent.
"Sie gehen für alle Afrikaner aufs Feld", sagte ein ägyptischer Restaurantbesitzer in Katar namens Mahmoud im Gespräch mit "dw.com". Bintou, ein Mitglied der senegalesischen Fangruppe "12eme Gainde", sagte ebenfalls: "Ganz Senegal, ganz Afrika steht hinter Marokko. Sie sind jetzt unsere Mannschaft und wir hoffen, dass sie das Finale erreichen können."
Nicht nur die Fans, sondern auch Spieler und Verantwortliche träumen von dem ganz grossen Coup. Trainer Walid Regragui fragt: "Warum sollten wir nicht davon träumen, den Pokal in die Höhe zu stemmen? Es wird noch viel von uns kommen. Wir sind eine schwer zu schlagende Mannschaft."
Ziyech und Mazraoui wurden vom Ex-Trainer verbannt
Regragui übernahm erst im Sommer 2022 das Traineramt in Marokko. Sein Vorgänger Vahid Halilhodzic führte Marokko zwar erfolgreich durch die WM-Qualifikation, verbannte aber mit Bayern-Star Mazraoui und Ziyech die zwei Top-Stars aus der Mannschaft, weil er ihnen vorwarf, die Stimmung innerhalb der Mannschaft zu vergiften.
Der marokkanische Fussballverband wollte beschwichtigen, doch Halilhodzic blieb stur, sodass die Trennung erfolgte. Ziyech sowie Mazraoui kehrten daraufhin in die Nationalmannschaft zurück und sind nun ein wichtiger Bestandteil des Fussball-Märchens von Marokko. Im Viertelfinale am Samstag wird Portugal der nächste Gegner sein.
Mazraoui glaubt an weitere Erfolge: "Von jetzt an ist alles möglich. Ich habe schon vor dem Beginn der WM gesagt: Wir können Weltmeister werden. Wenn du dieses Selbstvertrauen nicht hast, dann wirst du es nicht schaffen. Ich sage nicht: Wir werden das Turnier gewinnen. Aber wir können es gewinnen."
Verwendete Quellen:
- dw.com: Marokko erreicht überraschend WM-Viertelfinale
- transfermarkt.de: Nach erstem Achtelfinal-Einzug seit 36 Jahren: Bayerns Mazraoui traut Marokko WM-Titel zu
- fcbayern.com Mazraoui: "Wir sind technisch eine der stärksten Mannschaften"
- Sport Bild WM-Sonderheft: "Ein so starkes Team hatten wir noch nie"
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