Harry Kane vom FC Bayern München spricht im Interview über seine bisherige Zeit in der Bundesliga, über den Meisterschaftskampf und über Thomas Müller. Ausserdem kündigt er an, seine ehemaligen Mitspieler aus der Premier League in der Winterpause ein bisschen zu ärgern.
Er ist der teuerste Spieler der Bundesliga-Geschichte und wurde bislang allen Erwartungen gerecht.
"Das war über das ganze halbe Jahr eine Top-Leistung von ihm", sagte Trainer
Nach dem Spiel sprach Kane mit einigen Journalisten, unter anderem auch mit unserer Redaktion, über sein erstes halbes Jahr in der Bundesliga.
Herr Kane, Sie haben in der Bundesliga nun 21 Tore erzielt. Wie fällt Ihr Fazit aus, bevor Sie nun in die Winterpause gehen?
Harry Kane: Als ich im August hierherkam, wusste ich nicht so richtig, was mich erwarten würde und wie es für mich laufen würde. Und jetzt muss ich sagen, dass ich mit dem Start von mir persönlich und von dem Team nicht glücklicher sein könnte. Es ist richtig gut gelaufen, auch wenn es manchmal schwierig war. Das war heute ein sehr wichtiger Sieg, um das Jahr vor der Winterpause mit einem guten Gefühl abzuschliessen. Wir werden die Pause geniessen und dann geht es weiter.
Ihre Mannschaft schien in der 1. Halbzeit das Spiel gegen Wolfsburg im Griff zu haben, bekam aber in der 2. Hälfte des Spiels grosse Probleme. Was war der Grund dafür?
Ich denke, wir haben einfach zu oft den Ball verloren. Dass Wolfsburg vor der Halbzeit noch der Anschlusstreffer gelang, hat ihnen wohl den Glauben zurückgegeben und sie haben mit einer höheren Intensität gepresst. Wir verloren zu oft die Bälle, unsere Beine waren vermutlich auch etwas müde. Aber in solchen Phasen musst du kämpfen und wieder an dich glauben – gerade bei Auswärtsspielen. Auch wenn wir etwas schlampig gespielt hatten, gab es nicht viele Situationen, in denen Neuer Paraden zeigen musste. Es war einfach so, dass wir den Ballbesitz nicht kontrollieren konnten und sie mehr Ballbesitz hatten.
Mit welchen Zielen blicken Sie dem Jahr 2024 entgegen?
Ich will einfach die Entwicklung fortsetzen und immer am Limit spielen. Bayer Leverkusen ist grossartig in die Saison gestartet und treibt uns dadurch an. Wir müssen immer weiter versuchen, noch besser zu werden. Wir hatten einen richtig guten Start in die Saison, aber ich habe das Gefühl, dass wir noch mehr im Tank haben. Wir haben mit der Bundesliga und der Champions League zwei wichtige Wettbewerbe, in denen wir dabei sind. Im Januar und Februar sind viele wichtige Spiele zu bestreiten. Und dann steht im Sommer auch noch die Europameisterschaft hier in Deutschland an. Ein grosses Jahr steht vor uns, ich freue mich darauf.
"Tommy ist ein fantastischer Spieler und Anführer in der Kabine"
Sie haben eben gerade Bayer Leverkusen erwähnt, die weiterhin auf dem ersten Tabellenplatz stehen. Bereitet es Ihnen Sorgen, dass Leverkusen derzeit keine echten Schwächen zu haben scheint?
Nein, sie sind ein grossartiges Team und spielen einen grossartigen Fussball. Sie haben einen grossartigen Trainer und viele grossartige Spieler. Wir können ohnehin nicht kontrollieren, wie sie spielen und was sie machen. Alles was wir tun können, ist, weiterhin Druck auf sie auszuüben. Wir spielen ja auch noch einmal gegen sie. Es ist noch ein langer Weg. Es ist noch nicht einmal die halbe Saison vorbei. Wir sollten uns nicht zu sehr auf sie konzentrieren, sondern einfach weiterhin das machen, was wir tun können.
Thomas Müller hat erst in dieser Woche seinen Vertrag verlängert und nun beim 2:1 gegen Wolfsburg beide Treffer vorbereitet – auch ihr Tor. Was sagen Sie über ihn?
Ich gratuliere Tommy. Er ist ein fantastischer Spieler und ein fantastischer Anführer in der Kabine. Er ist all das, wann man sich von einem Fussballspieler und einem Mannschaftskameraden wünscht. Ich bin sehr glücklich, dass er seinen Vertrag verlängert hat. Mit seinen Vorlagen war er auch heute wieder fantastisch. Er setzt den Standard für alle – nicht nur in den Spielen, sondern auch im Training und drumherum. Wir versuchen, uns gegenseitig zu pushen. Tommy ist ein wichtiger Teil davon.
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Der 19-jährige defensive Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlovic stand nun zum zweiten Mal in Folge in der Startelf. Wie ist Ihr Eindruck von ihm? Ist er ein grosses Talent?
Ja, er hat es bisher wirklich gut gemacht. Er ist in einer wichtigen Phase der Saison reingekommen, obwohl er vorher nicht viele Spiele bestritten hat. Daher ist es wirklich beeindruckend, wie er in aufeinanderfolgenden Partien seine Leistung abruft. Das Gleiche trifft auf Raphael Guerreiro zu, der ebenfalls nicht viele Spiele gemacht hatte und zuletzt auch noch krank war. Es ist schön, dass wir uns jetzt alle ein bisschen erholen können.
Sie sprechen es an: Nun steht die erste Winterpause Ihrer Fussball-Karriere bevor, weil in England zwischen den Feiertagen immer weitergespielt wird. Wie sehr freuen Sie sich auf die Winterpause?
Ich kann es kaum erwarten (grinst). Ich freue mich wirklich sehr darauf. Vor allem, nachdem ich in den vergangenen vier Monaten viel Zeit ohne meine Familie, ohne meine Kinder und ohne meine Frau verbringen musste. Nun ist es an der Zeit, Quality-Time mit ihnen zu verbringen. Wir werden irgendwo hinfahren, wo es warm ist. Und wenn wir nach Weihnachten zurückkommen, ziehen alle mit rüber nach Deutschland.
Und Ihre ehemaligen Mitspieler in der englischen Premier League müssen weiter Fussball spielen…
(lacht) Ja, ich werde all meinen Mitspielern ein Bild von mir am Strand schicken, wenn sie spielen müssen. Das wird lustig.
Über den Gesprächspartner
- Harry Kane (Jahrgang 1993) ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft. Auf Vereinsebene spielte er den Grossteil seiner Karriere für Tottenham Hotspur. In den Jahren 2016, 2017 und 2021 wurde er Torschützenkönig der englischen Premier League. Im vergangenen Sommer wechselte der Stürmer zum FC Bayern München. Kane ist verheiratet und hat vier Kinder.
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