Die Vertragsverlängerung von Jamal Musiala beim FC Bayern hatte lange oberste Priorität, nun ist sie offiziell. Der 21-jährige Topstar weiss um seinen Wert und hatte sich bei den Verhandlungen deshalb offenbar getraut, etwas zu fordern, was die Bayern bislang kategorisch abgelehnt haben.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Jamal Musiala gehört mit seinen 21 Jahren noch immer zu Europas Top-Talenten – auch, wenn seine Titelsammlung und sein Spiel ein deutlich höheres Fussballalter vermuten lassen. Nicht umsonst hat sich der FC Bayern seit Monaten um eine Vertragsverlängerung bemüht. Seit dem 14. Februar steht nun auch fest: Musiala bleibt. Wie der Verein bekanntgab, hat der Nationalspieler seinen Vertrag in München bis 2030 verlängert.

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Im Zuge der Verhandlungen wusste Musialas Lager um den Stellenwert des dribbelstarken Offensivspielers. Die Bayern brauchen Musiala dringend, einmal fussballerisch, aber auch als Zeichen nach aussen: Der FC Bayern ist ein attraktiver Klub, hier spielen die grössten Spieler Europas gerne.

Und weil Musiala das weiss, traute sich sein Management auch, mit einer Forderung an den Verein heranzutreten, die bei den Bayern bislang kategorisch ausgeschlossen war: einer Ausstiegsklausel.

Musiala fordert Ausstiegsklausel – und bekommt sie wohl auch

Wie die "Sport Bild" Anfang Januar berichtete, soll die Musiala-Seite den Bayern einen Vertragsentwurf mit einer 175-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel bis 2030 vorgelegt haben. Der offensichtliche Hintergedanke: Je länger die Vertragslaufzeit, desto wichtiger eine Ausstiegsklausel. Besagte Ausstiegsklausel soll sich laut "Bild" nun auch in Musialas neuem Arbeitspapier befinden.

Denn Musiala will Titel gewinnen, das hatte er unlängst im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" einmal mehr betont: "Für mich geht es darum, Spass zu haben, zu arbeiten, weiter besser zu werden, hoffentlich Spiele und Titel zu gewinnen, aber mir auch nicht zu viel Druck zu machen."

Dass sich Musiala "nicht zu viel Druck" machen will, ist eine gute Nachricht für den FC Bayern. Auch, dass er sich in München sehr wohlfühlt, wie er immer wieder betont, auch im Rahmen der Vertragsverlängerung. Das spricht für den FC Bayern und war der Grund, dass man sich an der Säbener Strasse gute Chancen für eine Vertragsverlängerung ausrechnen durfte zurecht, wie sich nun zeigt.

Doch Musiala hat beim deutschen Rekordmeister auch schon Höhen und Tiefen erlebt. Er hat bereits Titel gewonnen, aber er weiss auch, dass die Bayern in Sachen Geld nicht mit den Klubs der Premier League mithalten können und der Gewinn der Champions League in München nicht unbedingt erwartet werden kann. Und Musiala weiss, wie gut er sich selbst entwickelt hat. "Vor allem bin ich fitter, ich habe mehr Energie, kann viele Spiele hintereinander 90 Minuten spielen", erklärte er gegenüber der "SZ". Von seiner neu gefundenen Kopfballstärke und der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ganz zu schweigen.

Dass sich ein solcher Spieler, dem die Fussballwelt offensteht, gewisse Optionen freihalten möchte, ist eigentlich nur logisch. Dennoch hatte die von Musiala geforderte Ausstiegsklausel tatsächlich das Potenzial, die Vertragsgespräche mit den Bayern-Bossen um Sportvorstand Max Eberl zu torpedieren. Denn der FC Bayern ist eigentlich kategorisch gegen diese Klauseln. Kein einziger Spieler hatte je eine Ausstiegsklausel im Vertrag stehen.

Mario Götze war der letzte, von dem bekannt ist, es überhaupt versucht zu haben, eine solche Klausel in den Vertrag zu bekommen. Er scheiterte. Zuletzt gab es noch Berichte, wonach Bayerns Topstar Harry Kane eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben soll. Laut "Sport Bild" soll dem Engländer im Zuge seines Wechsels von Tottenham Hotspur nach München im Sommer 2023 diese angeblich zugestanden worden sein. Bestätigt wurde das jedoch nicht.

Beim FC Bayern gibt es keine Ausstiegsklauseln

"Wir haben bei Bayern München Ausstiegsklauseln immer abgelehnt. Bei uns gibt es keine. Mit Ausstiegsklauseln bist du nicht mehr Herr des Geschehens", erklärte der ehemalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Zuge des Götze-Wechsels gegenüber der "Bild"-Zeitung.

Zwar ist die Aussage schon über zehn Jahre her und Rummenigge nur noch Mitglied des Aufsichtsrats, doch das Dogma gilt weiterhin. Bis jetzt? Für wen, wenn nicht für Musiala sollte man alte Grundsätze über Bord werfen?

Fest steht, dass 175 Millionen Euro für einige Vereine durchaus ohne grössere Anstrengung zu stemmen wären. Sollte der FC Bayern die Ausstiegsklausel im Prinzip nun wirklich zugelassen haben, bleibt also die Gefahr, dass Musiala dem Verein noch vor 2030 den Rücken kehrt.

Was die Bayern sicher auch wissen: Ein solches Zugeständnis an Musiala wäre ein Präzedenzfall, der die Stellung des Vereins bei kommenden Vertragsgesprächen mit anderen Spielern schwächen würde. Das Alleinstellungsmerkmal eines Vereins, der sich über die Regel des Marktes erhebt und selbst die Zügel in der Hand hält, wäre weggefallen.

Redaktioneller Hinweis

  • Dieser zuletzt am 8. Januar 2025 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und aktualisiert.

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