Die mögliche Vertragsverlängerung von Jamal Musiala hat beim FC Bayern oberste Priorität. Das weiss auch der 21-Jährige und traut sich nun etwas zu fordern, was die Bayern bislang kategorisch abgelehnt haben.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Jamal Musiala gehört mit seinen 21 Jahren noch immer zu Europas Top-Talenten – auch, wenn seine Titelsammlung und sein Spiel ein deutlich höheres Fussballalter vermuten lassen. Sein Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis 2026, dann wäre er ablösefrei zu haben und könnte sich seine nächste Station wohl aussuchen. Ein Horrorszenario für die Münchner, die in Musiala am liebsten den nächsten Thomas Müller sähen. Ein Verein für immer; eine Klubikone, prägend für eine Ära.

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Die Vertragsverlängerung mit Musiala, am liebsten bis 2031, hat deshalb derzeit absolute Priorität beim deutschen Rekordmeister. Musiala weiss natürlich um seinen Stellenwert beim FC Bayern, er weiss, wie dringend ihn der Verein braucht. Einmal fussballerisch, aber auch als Zeichen nach aussen: Der FC Bayern ist ein attraktiver Klub, hier spielen die grössten Spieler Europas gerne.

Und weil Musiala das weiss, traut sich sein Management auch, mit einer Forderung an den Verein heranzutreten, die bei den Bayern bislang kategorisch ausgeschlossen war: einer Ausstiegsklausel.

Musiala fordert Ausstiegsklausel

Wie die "Sport Bild" berichtet, soll die Musiala-Seite den Bayern einen Vertragsentwurf mit einer 175-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel bis 2030 vorgelegt haben. Der offensichtliche Hintergedanke: Je länger die Vertragslaufzeit, desto wichtiger eine Ausstiegsklausel. Denn Musiala will Titel gewinnen, das hatte er unlängst im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" einmal mehr betont: "Für mich geht es darum, Spass zu haben, zu arbeiten, weiter besser zu werden, hoffentlich Spiele und Titel zu gewinnen, aber mir auch nicht zu viel Druck zu machen."

Dass sich Musiala "nicht zu viel Druck" machen will, ist eine gute Nachricht für den FC Bayern. Auch, dass er sich in München sehr wohlfühlt, wie er immer wieder betont. Das spricht für den FC Bayern und ist der Grund, dass man sich an der Säbener Strasse gute Chancen für eine Vertragsverlängerung ausrechnen darf.

Doch Musiala hat beim deutschen Rekordmeister auch schon Höhen und Tiefen erlebt. Er hat bereits Titel gewonnen, aber er weiss auch, dass die Bayern in Sachen Geld nicht mit den Klubs der Premier League mithalten können und der Gewinn der Champions League in München nicht unbedingt erwartet werden kann. Und Musiala weiss, wie gut er sich selbst entwickelt hat. "Vor allem bin ich fitter, ich habe mehr Energie, kann viele Spiele hintereinander 90 Minuten spielen", erklärte er gegenüber der "SZ". Von seiner neu gefundenen Kopfballstärke und der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ganz zu schweigen.

Dass sich ein solcher Spieler, dem die Fussballwelt offensteht, gewisse Optionen freihalten möchte, ist eigentlich nur logisch. Dennoch hat die von Musiala geforderte Ausstiegsklausel tatsächlich das Potenzial, die Vertragsgespräche mit den Bayern-Bossen um Sportvorstand Max Eberl zu torpedieren. Denn der FC Bayern ist kategorisch gegen diese Klauseln. Kein einziger Spieler hatte je eine Ausstiegsklausel im Vertrag stehen. Mario Götze ist der letzte, von dem bekannt ist, es überhaupt versucht zu haben, eine solche Klausel in den Vertrag zu bekommen. Er scheiterte.

Beim FC Bayern gibt es keine Ausstiegsklauseln

"Wir haben bei Bayern München Ausstiegsklauseln immer abgelehnt. Bei uns gibt es keine. Mit Ausstiegsklauseln bist du nicht mehr Herr des Geschehens", erklärte der ehemalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge damals gegenüber der "Bild"-Zeitung.

Zwar ist die Aussage schon über zehn Jahre her und Rummenigge nur noch Mitglied des Aufsichtsrats, doch das Dogma gilt weiterhin. Bis jetzt? Für wen, wenn nicht für Musiala sollte man alte Grundsätze über Bord werfen? Ein Signal der Bereitschaft für eine solche Klausel liesse die Vertragsgespräche sicherlich deutlich schneller voranschreiten, zumal die Höhe der Klausel und wohl auch die Länge des Vertrags noch verhandelbar wären.

Fest steht, dass 175 Millionen Euro für einige Vereine durchaus ohne grössere Anstrengung zu stemmen wären. Sollte der FC Bayern die Ausstiegsklausel im Prinzip zulassen, wäre der Verein allerdings angeraten, sie noch einmal deutlich zu erhöhen.

Was die Bayern allerdings auch wissen: Ein solches Zugeständnis an Musiala wäre ein Präzedenzfall, der die Stellung des Vereins bei kommenden Vertragsgesprächen mit anderen Spielern schwächen würde. Das Alleinstellungsmerkmal eines Vereins, der sich über die Regel des Marktes erhebt und selbst die Zügel in der Hand hält, fiele weg.

Ist das der Preis einer möglichen neuen Ära? Die kommenden Wochen werden es zeigen.

Verwendete Quellen

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