Nicht immer ist es eine gute Entscheidung, als Top-Talent zum FC Bayern München zu wechseln. Jann-Fiete Arp, Sinan Kurt und Michael Cuisance konnten sich beim Rekordmeister nicht durchsetzen und bekamen auch danach Probleme.
Es dürfte für einen jungen Fussballprofi verlockend sein, wenn der grosse FC Bayern München Interesse bekundet. Ein hohes Gehalt und viele Titel scheinen mit diesem Wechsel nahezu garantiert zu sein. Tatsächlich aber kann der Schritt zum Rekordmeister für junge Talente auch ein Karriereknick sein.
Jann-Fiete Arp, Sinan Kurt und
Jann-Fiete Arp: Selbst in der 2. Liga nur Reservist
Bereits von diesem Zeitpunkt an ging es bergab: In der 2. Bundesliga war Arp nur noch Reservist und schoss lediglich ein Tor. Im Sommer 2020 erfolgte der Wechsel zum FC Bayern. Dort fand er sich nie zurecht. Innerhalb von zwei Jahren kam er in keinem einzigen Bundesligaspiel zum Einsatz. Sein einziges Profispiel für den FC Bayern war ein 13-minütiger Einsatz im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren. Spielpraxis sammelte er ansonsten lediglich in der 2. Mannschaft.
Seit Sommer 2021 spielt Arp in der 2. Bundesliga bei Holstein Kiel, ist aber auch dort meist nur Ersatzspieler. In der vergangenen Saison schoss er lediglich ein Tor. Kiel-Trainer Marcel Rapp deutet an, dass der Wechsel zum FC Bayern Arp geschadet hat.
"Man muss sehen, wie viel er in den letzten drei Jahren gespielt hat. Bei Bayern München ist er gefühlt zwischen drei Mannschaften gependelt", erinnerte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er wolle den 23-Jährigen zwar "nicht abschreiben", stellte aber klar: "Er kommt jetzt in eine Phase, in der er langsam zeigen muss: Hü oder Hott."
Sinan Kurt: Beim Bayern-Wechsel gab es Morddrohungen
Sinan Kurt wurde in der Nachwuchsabteilung von Borussia Mönchengladbach ausgebildet und galt ebenfalls als Ausnahmetalent. Im Alter von 18 Jahren wechselte der Flügelspieler zum FC Bayern - noch bevor er in Gladbach überhaupt ein Bundesligaspiel absolviert hat.
"Es war krass für mich, wenn man hört, Pep Guardiola will einen haben", erinnert er sich in einem Youtube-Interview mit Bilal Kamarieh. "Es war klar, dass es schwer wird, in die Mannschaft zu kommen. Aber ich wusste, dass ich auf höchstem Niveau trainiere und viel lernen kann." Als sein Wechsel im Sommer 2014 bekannt wurde, spürte er den Hass einiger Gladbach-Fans: "Das hatte krasse Auswirkungen. Es gab Morddrohungen. Das war heftig."
Beim FC Bayern spielte er kaum eine Rolle: In eineinhalb Jahren hatte er lediglich einen Bundesligaeinsatz, als er im April 2015 beim Heimspiel gegen Hertha BSC eingewechselt wurde. Im Sommer 2015 wurden mit Douglas Costa und Kingsley Coman zwei weitere Flügelspieler verpflichtet, sodass Kurt kaum noch Perspektive hatte. "Daher wollte ich weg. So kam der Kontakt zu Hertha zustande", erzählt Kurt.
Im Januar 2016 erfolgte der Wechsel nach Berlin. Einsätze waren auch dort selten: Nur dreimal wurde er spät eingewechselt, ansonsten spielte er in der 2. Mannschaft. Rückblickend gibt er selber zu: "Ich habe nicht viele gute Spiele gemacht."
Weiter ging es in der österreichischen 2. Liga, in der deutschen Regionalliga und in der 1. Liga der Slowakei. In der Slowakei bekam er laut eigener Aussage nicht sein Gehalt, weshalb er den Vertrag auflöste. Es folgten eineinhalb Jahre Vereinslosigkeit, ehe er im Januar 2023 beim türkischen Viertligisten Karaman FK unterkam.
Wie der 26-Jährige seine Karriere bewertet? "Ich bin kein Typ, der in die Vergangenheit guckt. Für mich geht es weiter, ich spiele weiter Fussball und gucke, was geht. Mir macht Fussball noch immer Spass." Über seinen damaligen Wechsel zum FC Bayern sagt er: "Ich bereue es nicht. Ich würde es immer wieder machen. Man weiss ja auch nicht, wie es in Gladbach weitergelaufen wäre."
Michael Cuisance: Zwei Abstiege innerhalb von 12 Monaten
Der französische Mittelfeldspieler brachte bereits ein bisschen Bundesliga-Erfahrung mit, als er im Jahre 2019 zum FC Bayern wechselte. Zuvor absolvierte der damals 20-Jährige 39 Pflichtspiele für Borussia Mönchengladbach. In seiner ersten Bayern-Saison hatte er immerhin neun Bundesliga-Einsätze, stand allerdings nur dreimal in der Startelf. Zur Spielzeit 2020/2021 wurde er nach Frankreich zu Olympique Marseille verliehen, um dort mehr Spielpraxis zu sammeln.
Als Cuisance im Sommer 2021 nach München zurückkehrte, hatte er unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann keine Perspektive. In der Bundesliga wurde er nur ein einziges Mal eingewechselt. Die Konsequenz: Cuisance wechselte im Januar 2022 in die italienische 1. Liga. Dort bekam er zwar seine Einsätze, erlebte aber gleich zwei Abstiege.
Im Sommer 2022 stieg er mit dem FC Venedig ab, in diesem Jahr mit Sampdoria Genua. Seine Leistungen waren eher enttäuschend. In 25 Erstliga-Spielen gelang ihm weder ein Tor noch eine Vorlage.
Genuas Trainer Dejan Stankovic findet für Cuisance klare Worte. "Er hat so viel Qualität. Meiner Meinung nach schöpft er aber nur 50 Prozent seines Potenzials aus, auch körperlich", wird er von "Spox" zitiert.
Cuisances Ausleihe nach Genau ist beendet. Sein Vertrag in Venedig gilt noch bis Sommer 2025. Den erhofften Wiederaufstieg hat der Klub aus der Stadt der Lagunen verpasst. Da Cuisance sich nicht für höhere Aufgaben empfohlen hat, dürfte sich seine Zukunft in der 2. Liga abspielen.
Verwendete Quellen:
- Youtube.com: Das Jahrhunderttalent Sinan Kurt | Morddrohungen, Verletzungen und Helikopterausflüge
- Spox.com Der tiefe Fall des früheren Bayern-Profis Michael Cuisance: Runtergesprudelter Bursche
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