Vincent Kompany hat dem FC Bayern München zu einem perfekten Saisonstart verholfen, weil er nicht nur taktisch gut ist, sondern offenbar auch einen engen Draht zu den Spielern hat. Seine Stärke bezieht der 38-Jährige nicht zuletzt aus seinem ungewöhnlichen Werdegang.

Mehr News zum FC Bayern München

Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, 24 Tore und nur fünf Gegentreffer: Der FC Bayern München hat unter Vincent Kompany einen perfekten Saisonstart hingelegt. Mit dem 9:2 zum Auftakt der Champions-League-Ligaphase gelang sogar der höchste Sieg in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Trainer Kompany sagte danach: "Es hat Spass gemacht, die Energie war gut. Die Mannschaft hat Spielfreude gezeigt."

Auch der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen stellte fest: "Es ist spürbar, dass wir eine gute Energie haben und man merkt auch von denen, die nicht spielen, dass sie die Mannschaft mittragen und wir insgesamt eine gute Stimmung haben." Dass der FC Bayern wieder als Mannschaft funktioniert, was in der zurückliegenden titellosen Saison unter Thomas Tuchel nicht immer der Fall war, hängt massgeblich mit dem Trainer zusammen.

Der Sommer-Neuzugang Joao Palhinha sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wenn man ein Gespräch mit ihm hat, sind es die vielen kleinen Details, die einen wirklich grossen Unterschied in unserem Spiel machen. Ich bin stolz, mit ihm zu arbeiten. Ich weiss, dass er mich als Spieler verbessern wird. Ich bin auch seinetwegen hier."

Sportdirektor Christoph Freund ergänzte: "Er hat ein gutes Gefühl für die Jungs. Er sieht sie jeden Tag im Training und spricht viel mit den Jungs. Er kann sich gut in sie hineinversetzen. Ich glaube, das ist eine grosse Stärke von ihm."

Lob von Thomas Müller und Lothar Matthäus

Tatsächlich scheint es so, als hätte Kompany die Mannschaft (zumindest grösstenteils) vereint hinter sich. Auch Thomas Müller, der in den letzten vier Pflichtspielen lediglich als Einwechselspieler fungierte, lobte die Geschlossenheit: "Wir sind eine gute Einheit. Egal wer spielt, jeder bringt nicht nur seine Skills ein, sondern arbeitet auch für die Mannschaft. Das hat uns jetzt in den letzten Spielen ausgezeichnet und das wollen wir auch mit in die nächsten Partien nehmen."

Der frühere Bayern-Spieler und heutige Sky-Experte Lothar Matthäus stellte bei Kompany einen grossen Unterschied gegenüber Tuchel fest: "Er hat den Kontakt zu den Spielern, den ich eineinhalb Jahre vermisst habe. Ich will nicht sagen, dass er ein besserer Trainer ist als seine Vorgänger. Aber er ist ein anderer Trainer, der jetzt schon versteht, wie man den FC Bayern zu händeln hat – auf und neben dem Platz."

Es festigt sich der Eindruck, dass Kompany von der Persönlichkeit gut zum deutschen Rekordmeister passt. "Ich hatte schon immer die Qualität, dass ich gut leben kann ohne all das, was rund um den Verein und das Geschäft passiert. Ich habe nur eine Rolle – das sind die Spieler. Wenn sie gut spielen, bin ich zufrieden. Wenn sie nicht gut spielen, schlafe ich nicht gut", sagte er.

Bayern-Trainer ist laut Kompany "ein simpler Job"

Dabei stellt sich Kompany selbst nicht in den Vordergrund. "Es ist ein simpler Job. Ich liebe es, mit den Spielern zu arbeiten. Ich versuche, sie zu verbessern, das Team zu verbessern und mich selber zu verbessern."

Auch taktisch scheint Kompany bislang immer die richtige Herangehensweise zu haben. Er passt die Systeme je nach Gegner an, liess zum Beispiel gegen Freiburg in der Verteidigung mit einer Dreierkette und gegen Holstein Kiel sowie gegen Zagreb mit einer Viererkette agieren.

Er scheut keine Risiken und setzte gegen Zagreb zum Beispiel den Linksfuss Raphaël Guerreiro als Rechtsverteidiger ein, obwohl dieser eigentlich auf der anderen Seite seine Position hat und in seiner langen Karriere erst ein einziges Mal als Rechtsverteidiger spielte. Doch der Plan ging auf: Guerreiro erzielte per Traumtor sogar das 2:0.

Lesen Sie auch

Kompany verweist auf seine Lebensgeschichte

Die anfänglichen Zweifel, der Rekordmeister könnte für Kompany eine Nummer zu gross sein, weil er in der vergangenen Saison mit dem Premier-League-Aufsteiger FC Burnley in die 2. Liga abgestiegen ist, sind verflogen. Skeptiker können ihm ohnehin nichts anhaben, wie er mit einem Verweis auf seine besondere Lebensgeschichte erläutert.

"Ich bin in der Region Brüssel geboren. Mein Vater war ein Flüchtling, der aus dem Kongo nach Belgien kam. Wie gross war meine Chance, dass ich jemals als Spieler einen Fuss in die Premier League setzen würde, dass ich dort etwas gewinnen und für die Nationalmannschaft spielen würde? Die Chance, dass all das passiert, lag für mich bei 0,001 Prozent. Und nun bin ich der Trainer", erklärte er.

"Die Frage ist, ob du aufhörst an dich zu glauben, wegen dem, was andere Leute sagen. Ob du aufhörst daran zu glauben, weil andere Leute sagen, dass die Chance sehr gering ist. Es geht um die Mentalität, weiterzumachen. Wenn du fällst, dann fällst du. Wenn du Erfolg hast, dann hast du Erfolg. Aber du wirst jedes Mal besser. Das ist sehr wichtig."

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz des FC Bayern München
  • DAZN: FC Bayern MünchenDinamo Zagreb
  • Sky: Holstein KielFC Bayern München
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.