Die Deutsche Meisterschaft hat der FC Bayern fast sicher, dafür scheiterten sie in der Champions League und im DFB-Pokal. Die früheren Bayern-Spieler Stefan Effenberg, Didi Hamann und Markus Babbel bewerten die Arbeit von Trainer Vincent Kompany differenziert.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Deutsche Meisterschaft dürfte dem FC Bayern München sicher sein. Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf Bayer Leverkusen. Gewinnen sie am Samstag (15:30 Uhr) das Auswärtsspiel bei RB Leipzig, ist ihnen die Meisterschale zwei Spieltage vor Saisonende auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen.

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Doch es gab auch Rückschläge: Das Viertelfinal-Aus in der Champions League bei Inter Mailand schmerzt noch immer. Im DFB-Pokal scheiterte der FC Bayern bereits im Achtelfinale an Bayer Leverkusen. Wird die Spielzeit 2024/25 als eine erfolgreiche in Erinnerung bleiben? Die Meinungen der ehemaligen Bayern-Spieler und heutigen Experten gehen auseinander.

Stefan Effenberg hob am Sonntag im "Doppelpass" auf "Sport1" die positive Entwicklung hervor: "Nachdem sie in der letzten Saison von Bayer Leverkusen abgekocht wurden, haben sie ein Zeichen gesetzt. Die Art und Weise, wie Bayern München spielt, ist deutlich attraktiver geworden als unter Tuchel."

Allerdings stellte Effenberg auch klar: "Was sie in der Champions League abgeliefert haben gegen einen sehr, sehr unangenehmen und starken Gegner, war natürlich enttäuschend." Sein Fazit lautete: "Es war eine gute Saison, aber es geht noch besser. Da ziehe ich das Pokalfinale zur Seite und sage, da waren sie seit fünf Jahren nicht mehr. Das muss das Ziel und der Anspruch sein. Genauso, dass sie in der Champions League weiterkommen als in das Viertelfinale."

Von Hamann bekommt Kompany kein Gut

Auch Didi Hamann und Markus Babbel äusserten sich im "Doppelpass", waren allerdings unterschiedlicher Meinung. Hamann kennt Kompany aus gemeinsamen ManCity-Zeiten gut. "Ich wusste, dass er ein Leader ist", erinnerte sich Hamann und bezeichnete Kompany als einen "sehr intelligenten jungen Mann".

Und doch gab es Kritik von Hamann: "Ein Gut würde er von mir nicht bekommen. Er hat (das Umfeld des Vereins, Anm.d.Red.) beruhigt. Das hat er ordentlich gemacht. Das DFB-Pokal-Aus war unglücklich. Da waren sie (nach der Roten Karte von Manuel Neuer, Anm.d.Red.) die bessere Mannschaft, auch mit zehn Mann. Das war im Herbst allerdings auch die beste Phase der Bayern."

In der zweiten Saisonhälfte hingegen hätten die Bayern "viele Spiele gehabt, wo sie einfach nicht gut gespielt haben." Dies war laut Hamann "einfach nicht genug. Über die ganze Saison würde ich ihm eine 3 oder eine 3 Minus geben. Er hat das ordentlich gemacht. Aber in der nächsten Saison muss er sich vielleicht ein Stück weit anpassen."

Hamann stört sich daran, dass Kompany "immer nur auf Harmonie" setzt. "Du brauchst auch Reibung." Er hätte sich gewünscht, dass der Trainer nach schwächeren Spielen auch öffentlich klar sagt: "Männer, wenn wir uns nicht zusammenreissen und nicht besser sind, dann wird irgendwann im Achtelfinale oder Viertelfinale Schluss sein."

Dies trat tatsächlich ein, denn die Bayern scheiterten in der Runde der letzten Acht an Inter Mailand. Für Hamann lautet daher die Erkenntnis: "Immer nur auf Harmonie zu setzen und Händchen zu halten, ist, glaube ich, nicht der richtige Weg."

Babbel lobt Kompany: "Er hat den Verein beruhigt"

Markus Babbel, der von 1991 bis 2000 für den FC Bayern spielte, vertritt eine andere Meinung zu Kompany: "Ich finde, er hat den Verein wieder beruhigt. Es ist viel, viel entscheidender für die Zukunft, um wieder die ganz grossen Erfolge zu erringen, dass du den Verein wieder ruhig bekommen hast. In den letzten Jahren unter Nagelsmann, Tuchel, Brazzo (Hasan Salihamidžić, Anm.d.Red.) und Oliver Kahn war eine totale Unruhe in dem Laden drin. So kannte man den FC Bayern gar nicht."

Dies hätte Babbel Sorgen bereitet: "Aber mit der Verpflichtung von Eberl und auch Kompany gibt es eine gewisse Ruhe." Unruhe würde nur gelegentlich entstehen, wenn "die älteren Herren" sich öffentlich zu Wort melden. Damit dürfte er Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge gemeint haben.

"Dann musst du wieder Brände löschen, die gar nicht vorgesehen waren. Aber es ist ruhiger geworden. Und erst wenn ein Verein zur Ruhe gekommen ist, kannst du auch wieder für Reibung sorgen, um maximalen Erfolg zu haben", so Babbel.

Effenberg vergleicht Kompany mit Heynckes und Hitzfeld

Auch für Effenberg sei es entscheidend, dass ein Trainer des FC Bayern Ruhe ausstrahlt. "Und das tut Kompany. Ottmar Hitzfeld war genauso. Von dem habe ich in der Öffentlichkeit nie etwas Blödes, Böses oder Kritisches gehört. Er hat immer seine Mannschaft geschützt und das auch ausgestrahlt. Das war enorm wichtig, damit du erfolgreich arbeiten kannst."

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Vorgänger Thomas Tuchel "war ein Stück weit das Gegenteil. Er ging nach draussen, sorgte für Reibungspunkte, hat Dinge angesprochen – aber das war nicht gut. Dann besteht die Gefahr, dass du die Kabine und deine Spieler verlierst. Das ist bei Thomas Tuchel geschehen. Und so ein Trainer ist nicht das Richtige für den FC Bayern. Das Gegenteil ist der richtige Trainer – nämlich ein Ottmar Hitzfeld, ein Jupp Heynckes oder, Stand jetzt, Vincent Kompany."

Verwendete Quellen:

  • Sport 1: Doppelpass, 27.04.2025