Mehr als zehn Monate konnte Manuel Neuer nicht im Tor des FC Bayern München stehen. In einer Video-Doku erklärt der Torwart, wie er sich beim Skifahren schwer verletzte, welche Rückschläge es gab und was ihn motivierte.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass
Kurz bevor sich Neuer verletzte, war bereits das Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar eine bittere Erfahrung für den Torwart: "Es ist sehr viel eingeprasselt auf uns. Und es trifft ja meistens auch so ein bisschen die Führungsspieler. Die ganze Mannschaft leidet darunter, dass man in so einem Turnier so früh ausscheidet und zu Hause ist."
Der Skiunfall: "Irgendwas unterm Schnee hat mich blockiert"
Sein Winterurlaub war erst für die Zeit nach der WM gebucht, weil er im Idealfall mit einer Finalteilnahme rechnete. "Daher gab es überhaupt keine Planung, was ich mache, wenn ich daheim bin. Ich bin nicht im Urlaub gewesen, sondern blieb daheim und habe gewartet, bis der richtige Urlaub starten kann. Die negativen Vibes waren dabei natürlich noch im Kopf."
Daher begann Neuer, aktiv zu werden: "Ich habe angefangen, zu wandern, bin laufen gegangen. Die fünfte Einheit, die ich dann gemacht habe, war eine Skitour auf dem Berg zusammen mit erfahrenen Leuten am Tegernsee."
Laut Neuer wäre dies keineswegs riskant gewesen: "Es war für mich wie Brötchen holen. Ich fahre Ski, seitdem ich sechs Jahre bin. Ich bin seit 30 Jahren auf Skiern gewesen und nie ist so etwas passiert. Leider ist irgendetwas unterm Schnee gewesen, was mich blockiert hat. Dadurch bin ich gestürzt und habe mich verletzt."
Neuer zog sich einen Unterschenkelbruch zu, der ihn mehr als zehn Monate ausser Gefecht setzen sollte. "Wir wussten relativ zeitig, was die Verletzung sein könnte. Ich war dennoch relativ positiv, weil ich dachte, es ist vielleicht doch nicht so schlimm", verrät Neuer. Erst im Krankenhaus wurde klar, dass der Unterschenkel, bestehend aus Schien- und Wadenbein, gebrochen war.
Kurz darauf informierte er seine Mannschaftskameraden beim FC Bayern: "Ich habe direkt eine WhatsApp in die Mannschaftsgruppe geschrieben, habe mich dafür sofort entschuldigt und gesagt, ich werde sehr wahrscheinlich bis zur nächsten Saison, also bis zum Sommer, ausfallen."
Teamarzt spricht von der "schwersten Verletzung seit Jahrzehnten"
Laut dem Teamarzt Peter Ueblacker war dies "wahrscheinlich die schwerste Verletzung, die wir hier seit Jahrzehnten in Verbindung mit dem Profifussball erlebt haben." Umso herausfordernder sei es laut Ueblacker gewesen, sich wieder zurückzukämpfen: "Ich denke schon, dass es eine besondere Willenskraft erfordert, das so zu überstehen und dann so zurückzukommen. Umso mehr Respekt, dass er immer weitergekämpft hat, bis dahin, wo er jetzt glücklicherweise ist."
Für Neuer war sofort klar, dass ein Karriereende für ihn keine Option sei. "Es kann natürlich sein, dass der eine oder andere gesagt hätte: Okay, ich habe nun ein gewisses Alter, ich habe schon viel erreicht, habe viele Erfolge eingefahren und bin jetzt zufrieden mit meiner Karriere."
Dies wäre bei ihm allerdings anders gewesen: "Natürlich bin ich zufrieden mit meiner Karriere. Aber ich weiss, dass noch etwas Grosses kommen kann. Ich bin bereit, dafür weiterzukämpfen und brauche das auch einfach für mich, weil ich ehrgeizig bin und es liebe, in einer Mannschaft zu sein und Fussballer zu sein. Ich habe den Anspruch, mir selber noch einmal zu zeigen: Ich packe das."
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Die Rückschläge: Neuer konnte keinen Pass über drei Meter spielen
Zwischenzeitlich hätte es immer wieder Rückschläge gegeben. "Die sind bei so einer Verletzung einzuplanen. Trotzdem will man das als Sportler nicht wahrhaben. Man möchte immer stärker sein als die Natur", erklärt er. Vor allem fussballerisch war Neuer, der eigentlich für seine besonderen Fähigkeiten am Ball bekannt ist, stark limitiert: "Ich konnte keinen Pass spielen über drei Meter."
Hinzu kam, dass er die Belastung im Training vor allem auf das gesunde linke Bein verlagerte. Dies sollte sich rächen, wie Neuer berichtet: "Dadurch hatte ich einen kleinen Faserriss in der linken Wade." Dies verzögerte einerseits seine Rückkehr in den Spielbetrieb. Andererseits war dies der letzte grössere Rückschlag, ehe er am 28. Oktober gegen den SV Darmstadt 98 sein Comeback gab.
"Ich habe immer volles Vertrauen gespürt, auch vom Trainerteam. Ich glaube, nur so kann man auch gut zurückkommen", sagt der Torwart. Am meisten hätte er sich bei seiner Rückkehr darüber gefreut, "mit meinen Mannschaftskameraden wieder auf dem Platz zu stehen. Natürlich freue ich mich auch, vor den eigenen Fans wieder zu spielen."
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