Der 18-jährige Stürmer Mathys Tel identifiziert sich voll mit dem FC Bayern München, trifft verlässlich und hat eine hervorragende Arbeitseinstellung. Doch so lange Harry Kane der Superstar der Mannschaft ist, blickt der junge Franzose in eine ungewisse Zukunft.
Mathys Tel dürfte sich den Saisonabschluss anders vorgestellt haben. Vier der letzten sechs Bundesligaspiele verbrachte er die kompletten 90 Minuten auf der Bank. Auch beim Jahresabschluss gegen den VfL Wolfsburg, welchen der FC Bayern mit 2:1 gewann, kam der 18-jährige Stürmer nicht zum Einsatz.
Sprechen wollte er über seine Situation beim FC Bayern zuletzt eher nicht. Als Tel nach dem Spiel in der sogenannten Mixed Zone, wo Journalisten und Spieler miteinander sprechen können, angesprochen wurde, schüttelte er den Kopf. Als er dann jedoch merkte, dass er gar nicht von einem Journalisten angesprochen wurde, sondern von einem Fan, der lediglich ein Selfie machen wollte, setzte er sofort sein freundliches Lächeln auf und willigte ein.
Tel arbeitet daran, "einen Platz in der Startelf zu bekommen"
Doch wie schaut es in ihm wirklich aus? "Ich bin nicht frustriert über meine Spielzeit. Aber ich arbeite auf jeden Fall daran, einen Platz in der Startelf zu bekommen", sagte er noch im November in einem Interview mit der französischem Sport-Tageszeitung "L’Équipe".
"Heute habe ich einen Joker-Status. Das ist nicht das, was ich langfristig haben möchte. Aber so ist es momentan. Ich bin immer noch am Lernen, um einen wichtigeren Platz im Team einzunehmen. Ich gehe von dem Grundsatz aus, dass man, um gross zu werden, lernen muss, klein zu sein. Es geht um das Lernen."
Das französische Sturm-Talent wurde im Sommer 2022 für eine Ablöse von rund 20 Millionen Euro verpflichtet. Zuvor ist Tel für den französischen Erstligisten Stade Rennes aktiv gewesen. Seit seinem Wechsel erweist er sich als ein Spieler, der nach seinen Einwechslungen nicht viel Zeit benötigt, um zu treffen.
Fünf Bundesliga-Tore und ein Treffer im DFB-Pokal gelangen ihm in der vergangenen Saison. In der laufenden Spielzeit traf er dreimal in der Liga, zweimal in der Champions League und einmal im Pokal. Dies ist besonders beachtlich, wenn man seine geringen Einsatzzeiten berücksichtigt. Er wurde zwar in 20 der bisherigen 24 Pflichtspielen eingesetzt, stand aber nur viermal in der Startelf – in der Bundesliga kein einziges Mal.
Weitere Fussball-News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.
Tel trifft alle 93 Minuten – nur Harry Kane ist noch effektiver
Insgesamt kommt er auf lediglich 553 eingesetzte Minuten. Das sind zusammengerechnet kaum mehr als sechs komplette Fussballspiele. Im Schnitt gelingt ihm alle 93 Minuten ein Tor. Der 100-Millionen-Euro-Stürmer
Zum Vergleich: Eric Maxim Choupo-Moting trifft in der laufenden Spielzeit alle 173 Minuten,
Lesen Sie auch
Auf solche Zahlen angesprochen, antwortete er: "Ich würde nicht sagen, dass es überraschend ist, weil ich jeden Tag viel arbeite, um so viele gute Statistiken wie möglich zu bekommen und so viel wie möglich in die Mannschaft einbringen zu können. Ich würde eher sagen, dass es ermutigend für die Zukunft ist. Es zeigt, dass ich in der Lage bin, gute Dinge zu tun, und dass wir genauso weitermachen müssen."
Ein besserer Blick für die Mitspieler
Tel stellte klar, sich noch in vielerlei Hinsicht verbessern zu können: "Zu oft neige ich noch dazu, alleine spielen zu wollen. Man muss auch die Mitspieler sehen, die einem ein wenig helfen können. Und dann gibt es noch den technischen Bereich, in dem ich mich stark verbessern kann."
Erste Verbesserungen gegenüber der Vorsaison sind bereits festzustellen. Neigte Tel in seiner ersten Saison beim FC Bayern noch dazu, immer selber den Abschluss zu suchen, glänzt er nun auch gelegentlich als Vorlagengeber. In der vergangenen Spielzeit gelang ihm keine einzige Vorlage. In der laufenden Saison hingegen bereitete er bereits zwei Treffer in der Bundesliga und einen Treffer in der Champions League vor.
Hinter Kane ist Tel lediglich Stürmer-Nummer-2
Und doch stellt sich die Frage, welche Perspektive Tel beim FC Bayern auf absehbare Zeit hat. Sein Vertrag in München gilt bis zum Sommer 2027. Genauso lange steht allerdings auch Kane beim deutschen Rekordmeister unter Vertrag.
Solange Kane verlässlich trifft, dürfte Tel über die Rolle des Reservisten nicht hinauskommen. Zwar wurde Tel auch schon öfter als Flügelspieler eingesetzt. Jedoch ist die Konkurrenz auf den Aussenpositionen mit Leroy Sane, Kingsley Coman, Serge Gnabry und dem zukünftigen Neuzugang Bryan Zaragoza keineswegs geringer.
Immer wieder kommen Gerüchte auf, der Stürmer könnte verliehen werden, um bei einem anderen Verein als Stammspieler mehr Spielpraxis zu sammeln. Laut einem Bericht von der "tz" ist eine Leihe allerdings überhaupt keine Option für Tel.
Fanliebling und ein vorbildlicher Arbeiter
Tel identifiziert sich stark mit dem FC Bayern. In seinem privaten Fitnessraum soll er ein grosses Wappen des deutschen Rekordmeisters angebracht haben. Sein Berater Gadiri Camara sagte bereits im Sommer gegenüber der "Sport Bild": "Für uns ist es ganz klar, dass Mathys beim FC Bayern bleibt, um sich zu verbessern. Der Verein liebt ihn, die Fans lieben ihn. Wir wollen gemeinsam eine Liebesgeschichte aufbauen."
Überhaupt hat Tel sich schnell integriert und überraschend zügig die Sprache gelernt. Bereits nach einem Jahr war er dazu in der Lage, erste Interviews auf Deutsch zu geben. Es gibt viele Spieler, die dies auch nach mehreren Jahren in Deutschland nicht können.
Insgesamt gilt die Professionalität von Tel als vorbildlich, weil er neben dem Vereinstraining noch mehr an sich arbeitet. Laut dem Bericht der "tz" trainiert er in Abstimmung mit dem FC Bayern bis zu zweimal im Monat mit seinem Personalcoach Julien Lugier auf dem Rasen.
Die Frage ist eben nur, ob der FC Bayern dies zukünftig mit mehr Spielzeit belohnen wird.
Verwendete Quellen
- lequipe.fr: Mathys Tel (Espoirs): "Pour devenir grand, il faut apprendre à être petit"
- tz.de: Tels Herz schlägt für den FC Bayern – Winter-Wechsel kein Thema
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.