Christian Neureuther hat ein Jahr nach dem Tod seiner Frau Rosi Mittermaier den Verlust des Freundes Franz Beckenbauer zu verkraften. Der frühere Slalom-Meister erinnert sich an lustige Skistunden mit dem "hoffnungslosen" Fall Beckenbauer und schildert, wie er heute mit dem Verlust seiner geliebten Rosi umgeht.
Herr Neureuther, wie erinnern Sie sich an
Mir ging auch durch den Kopf, dass Ihre Frau und Franz Beckenbauer fast auf den Tag genau ein Jahr nacheinander gestorben sind. Glauben Sie an Zufälle?
Ich glaube nicht an Zufälle. Aber wir haben in der Zeit der Krankheit vom Franz und von der Rosi auch immer Kontakt gehabt. Insofern dürfen wir nicht daran verzweifeln. Wir müssen mitnehmen, was uns beide gegeben haben, in das Jetzt und in die Zukunft. Es geht nicht mehr um uns, sondern es geht um die nächsten Generationen, um die Kinder und Enkelkinder. Wir müssen von dem Vermächtnis, das beide uns hinterlassen haben, etwas weitergeben, in eine Welt, die gerade äusserst schwierig und gefährlich ist. Da müssen wir dagegenhalten.
Wo sehen Sie sich ein Jahr danach in der Verarbeitung der Trauer um Ihre Frau?
Ich bin ganz optimistisch, froh und positiv. Ich schaue nach vorne. Ich möchte etwas bewegen. Ich kann nichts mehr rückgängig machen. Es ist, wie es ist. Und das muss man akzeptieren. Disziplin gehört auch dazu. Dann geht alles. Und am meisten geht es mir darum, anderen Menschen zu sagen: 'Auch, wenn man einen Menschen verliert, den man unendlich geliebt hat und noch immer liebt, kann man daraus etwas Positives weiterbringen.'
Weil dieser Mensch ja auch noch da ist ...
Er ist natürlich da.
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Menschen wie Franz Beckenbauer trifft man heute nur noch selten, oder?
Solche Menschen gibt es natürlich immer wieder. Aber im Umfeld, in der Liga vom Franz, in der er weltweit unterwegs war, so am Boden geblieben zu sein ... Ich habe nie gemerkt, dass er einen einfachen Menschen von der Strasse anders behandelt hätte als den Bundespräsidenten. Die waren für ihn alle gleich. Vielleicht hat er gerade den einfachen Menschen noch viel lieber geholfen als anderen. Ich kenne keinen zuverlässigeren Menschen als den Franz. Wenn man ihn gebraucht hat, hat er Zeit gehabt und kam. Er hat sein Wort gehalten. Und das bei den Anforderungen, die immer wieder an ihn gestellt wurden.
Wie oft sind sie gemeinsam Ski gefahren?
Ein paar Mal, das war sehr lustig. Wir haben versucht, ihm zu sagen, dass er in die Knie gehen muss. Das war fast hoffnungslos.
Also war er doch ein besserer Fussballer ...
Er hat gemeint, dass er über die Pisten schweben kann wie über den Fussballplatz. Und das geht beim Skifahren eben nicht. Wir haben viele lustige Erinnerungen. Franz war ein begeisterter Skifahrer, war ja dann auch bei den "Schneeforschern" (eine Gruppe miteinander befreundeter Prominenter, die sich alljährlich in Obertauern zum gemeinsamen Skifahren trafen, unter anderem auch dabei: Uwe Seeler und Erich Ribbeck, Anmerk. d. Verf. ) und in Kitzbühel immer wieder unterwegs. Als Kitzbüheler musst du Skifahren. Aber er hatte soviel Talent für den Fussball, da ist für das Skifahren nichts mehr übrig geblieben.
Zur Person
- Christian Neureuther gehörte zu seiner aktiven Zeit in den 70er-Jahren zu den besten Slalomfahrern im Alpinzirkus. Seine 1980 geschlossene Ehe mit der "Gold-Rosi" Mittermaier galt als traumhaft und vorbildlich. Aus ihr ging mit Felix Neureuther ein weiterer deutscher Skistar hervor. Rosi Mittermaier starb am 4. Januar 2023 im Alter von 72 Jahren an einem Krebsleiden.
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