Der FC Bayern München steckt in einer tiefen sportlichen Misere, kann aber noch die elfte Meisterschaft in Folge holen. Noch desaströser als der Eindruck, den die Mannschaft hinterlässt, ist jener der Führungsetage. Die Stimmen, die nach einer Rückkehr von Uli Hoeness rufen, sind nicht zu überhören. Er selbst aber schweigt noch zu dem Gerücht, das der Verein zu entkräften versucht.
Das "Dopafone" klingelte am Tag nach dem 1:3 des FC Bayern München in Mainz nicht, zumindest war nicht Uli Hoeness am anderen Ende der Leitung. Die in die Analyse der Bayern-Krise vertiefte Talkrunde "Doppelpass" bei Sport1 war auf einen Anruf des Ehrenpräsidenten des Klubs vorbereitet. Und sogar auf den Eingang eines Faxes, wie Co-Moderatorin Jana Wosnitza in Anspielung auf Hoeness' Skepsis gegenüber der digitalen Welt scherzhaft betonte.
Möglicherweise war
Die elfte Bayern-Meisterschaft in Folge ist in Gefahr
Innerhalb von vier Wochen ist der FC Bayern München aus dem DFB-Pokal und der Champions League ausgeschieden und hat die – unter
Wer also nur auf die Bundesliga-Tabelle schaut, muss sich wundern, dass in der entscheidenden Phase der Saison beim FC Bayern kein grösseres Chaos möglich erscheint, dass die Unzufriedenheit derart tief sitzt, dass sogar Hoeness' Rückkehr an die Macht als einziger Ausweg erscheint.
"Ich denke, es wird so kommen, wie Uli es will", schrieb Sky-Experte Dietmar Hamann in seiner Kolumne bei Skysport.de.
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Damals aber ahnte Kahn noch nicht, dass auch seine Zeit als Vorstandschef bald vorbei sein könnte. Zumindest besagen dies Gerüchte, gegen die sich der FC Bayern ohne Erfolg wehrt. Nach dem Viertelfinal-K.-o. in der Champions League gegen Manchester City behauptete der frühere Bundesligastürmer Jan Aage Fjörtoft in einem Tweet, Kahns Ablösung sei nur noch "eine Frage der Zeit. Sogar eine Rückkehr von (Uli) Hoeness ist diskutiert worden."
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Dafür spricht, dass die Klub-Führung, bestehend aus Präsident
Unter dem neuen Trainer aber ist den Bayern-Oberen noch eine Begründung für den Trainerwechsel abhandengekommen: die Gefährdung der Saisonziele. Von den angepeilten drei Titeln ist nur mehr einer zu holen. Kahn aber wird nicht müde, zu behaupten, es sei bei der Entscheidung gegen Nagelsmann auch um längerfristige Ziele gegangen.
Kahn und Hainer lenken den Fokus auf den Titelkampf
Bleibt die Frage, wie langfristig Kahn diese Ziele noch mitbestimmt. "Jetzt versuchen wir, deutscher Meister zu werden. Und dann werden wir sicherlich in uns gehen. Dann werden wir uns viele, viele Fragen stellen", hatte Kahn nach der Pleite gegen Manchester City erklärt. "Ich habe 14 Jahre hier gespielt. Ich weiss, wie das hier ist, wenn Ziele nicht erreicht werden." Von einer "Katastrophe" sprach Kahn dann nach dem neuerlichen Dämpfer in Mainz, sollte auch die Meisterschaft nicht gewonnen werden. "Das wird schwer genug sein, wie wir heute gesehen haben", ergänzte Hainer. Die Diskussion um Kahn und dessen möglicherweise bevorstehende Ablösung schob auch der Hoeness-Nachfolger beiseite: "Über alles andere reden wir dann später." Zum Beispiel am 22. Mai während der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats, dem Hainer vorsteht. Als starker Mann des neunköpfigen Gremiums aber gilt Hoeness.
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Als der vor genau 44 Jahren, im Mai 1979, zum Manager des FC Bayern berufen wurde, beendete der Verein gerade seine fünfte Saison ohne Meisterschaft. Heute geradezu unvorstellbar. Hoeness begann im Alter von 27 Jahren, was heute als sein Lebenswerk gilt: den FC Bayern auf Dauer sportlich und finanziell an die nationale Spitze zurückzuführen.
So dramatisch wie 1979 ist die Lage 2023 keineswegs, weder sportlich noch finanziell. Und doch sagte unlängst Thomas Helmer, der ehemalige Mannschaftskapitän und -kollege von Kahn und Salihamidzic: "An so viele Baustellen wie aktuell" könne er sich beim FC Bayern "eigentlich gar nie erinnern." Es sei einst eine Stärke der Chefetage gewesen, "an einem Strang" zu ziehen. Dies vermisse er.
Horst Heldt: "Oliver Kahn macht sich unglaubwürdig"
Das Vorgehen und Handeln der Bayern-Verantwortlichen wirke "nicht abgestimmt", bemerkte Stuttgarts einstiger Meistermanager Horst Heldt in der Sendung "Blickpunkt Sport". Zudem mache sich Kahn "unglaubwürdig", würde er plötzlich Präsenz zeigen und damit "wie Kai aus der Kiste" kommen.
Es fehlt offensichtlich das klare Wort, das jahrzehntelang Hoeness beim FC Bayern geführt hat. Mit diesem Stilmittel verteidigte der Weltmeister von 1974 nicht nur den FC Bayern nach aussen, sondern regelte die Dinge auch intern.
Fraglos hängt er an dem Verein, über dessen Sportvorstand Salihamidzic er schützend seine Hand hält. Hoeness aber ist auch Teil des Problems, zu dessen Lösung er wieder herangezogen werden könnte, weil er auch nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft nie aufgehört hat, das Geschehen beim FC Bayern von aussen zu kommentieren. Dies kratzt an der Autorität des Trios Hainer/Kahn/Salihamidzic und erweckt mitunter den Eindruck, Hoeness habe das Vertrauen in die Führungsfertigkeiten der Menschen verloren, in deren Hände er sein Lebenswerk gelegt hat.
Verwendete Quellen:
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
- Blickpunkt Sport: Felix Magath und Horst Heldt zur Bayern-Krise
- kicker: Ausgabe 34 vom 24. April 2023: "Weiter! Wie nur weiter?"
- sport.sky.de: Es wird so kommen, wie Uli es will
- tz.de: "FC Hollywood fand ich blöd:" Ex-FCB-Kapitän Helmer über Bayern-Krise
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