Der FC Bayern München stand seit 2020 nicht mehr im DFB-Pokalfinale. Nun treffen sie in der 1. Runde auf Preussen Münster, die in der Vergangenheit bereits einige Favoriten aus dem Pokalwettbewerb kegelten. Zwei Spieler von Münster kennen den FC Bayern besonders gut.
Thomas Tuchel weiss, dass selbst der FC Bayern München vor einer Pokal-Blamage nicht sicher ist. "Vestenbergsgreuth sagt mir was, das konnte ich damals nicht glauben", sagte der Trainer, als er auf eine historische Pokal-Pleite des deutschen Rekordmeisters angesprochen wurde.
Zur Erinnerung: 1994 unterlag der FC Bayern gleich in der 1. Runde dem Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth. Es war nicht die einzige überraschende Pokal-Niederlage der Vereinsgeschichte. 1990 scheiterte der FC Bayern ebenfalls in der 1. Runde an dem unterklassigen FV Weinheim.
Auch in der jüngeren Vergangenheit lief es für den FC Bayern im Pokal nicht rund. Seit 2020 stand der Verein nicht mehr im Finale. Anfang des Jahres 2021 scheiterte Bayern bereits in der 2. Runde am Zweitligisten Holstein Kiel. Am Dienstagabend (20:45 Uhr) wird nun der Drittligist Preussen Münster der Gegner sein.
Tuchel will Favoriten-Schreck Preussen Münster nicht unterschätzen
"Wir werden den Gegner nicht unterschätzen, wir bereiten uns seriös vor. Wir spielen, wie Bayern München spielen will", kündigt
Es wäre nicht die erste Sensation für diesen Verein: 2012 schaltete Münster in der 1. Pokalrunde den Bundesligisten Werder Bremen aus, ein Jahr später den Zweitligisten FC St. Pauli. Beeindruckend: Bei drei der letzten vier Pokalteilnahmen zog Münster gegen einen höherklassigen Verein in die 2. Runde ein. Im Jahre 2021 allerdings nur, weil der VfL Wolfsburg einen Wechselfehler beging und disqualifiziert wurde.
Sogar mit dem FC Bayern gab es bereits ein Aufeinandertreffen: 2014 unterlag Münster in der 1. Runde mit 1:4. Der frühere Bayern-Spieler Robert Lewandowski verschoss damals einen Elfmeter.
Stürmer Wegkamp möchte an die "ganz, ganz kleine Chance glauben"
Zu den erfahrensten Spielern von Preussen zählt Gerrit Wegkamp. Der Stürmer war in der vergangenen Saison mit 22 Treffern der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft. Auch am vergangenen Samstag gelang ihm beim 1:1 gegen den VfB Lübeck ein Treffer.
Wie gross er die Chance auf einen Überraschungserfolg gegen Bayern einschätzt? "Natürlich will man als Sportler immer an die ganz, ganz kleine Chance glauben", antwortet der 30-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir sind alle sehr ehrgeizig und sind nicht ohne Grund in die 3. Liga aufgestiegen. Aber wir wissen, wer auf uns zukommt."
Münster geht ohne Erwartungshaltung in dieses Spiel. Laut Wegkamp könne seine Mannschaft das Spiel einfach "geniessen, frei aufspielen und Spass haben." Auch Trainer Sascha Hildmann sagt: "Es ist etwas Besonderes, gegen Bayern München zu spielen. Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen und unangenehm sein."
Preussen steht defensiv und wartet auf Konterchancen
Die Spielweise von Münster hat sich durch den Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga etwas verändert. "In der Regionalliga waren wir die ganze Zeit die überlegene Mannschaft und viel im Ballbesitz", erklärt Wegkamp. "Nun sind wir in der 3. Liga, gehen unsere Spiele ein bisschen defensiver an und warten auf Umschaltmomente." Ähnlich dürfte auch die Herangehensweise gegen den FC Bayern sein.
Münster steht nach sieben Spieltagen auf dem 15. Tabellenplatz der 3. Liga und somit zumindest auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Vor allem im Sturm ist Münster stark besetzt. "Wir haben vier Stürmer, die alle den Anspruch haben, zu spielen", erklärt Wegkamp. Dazu zählt unter anderem auch Andrew Wooten, der sowohl in der Bundesliga als auch in der 2. Liga Erfahrungen sammelte und zudem ein Länderspiel für die USA unter Jürgen Klinsmann bestritt.
Dass zuletzt Wegkamp und Wooten meist nur Einwechselspieler waren, weil die jüngeren Stürmer Joel Grodowski und Malik Batmaz den Vorzug bekamen, sagt viel über die Qualität von Münster aus.
Schenk ist ein Leihspieler vom FC Bayern, Wegkamp hat dort ebenfalls eine Vergangenheit
In Torwart Johannes Schenk befindet sich sogar ein Leihspieler des FC Bayern im Kader von Münster. Allerdings fungiert dieser bislang nur als Ersatztorwart, weil der 34-jährige Routinier Maximilian Schulze-Niehues die Nummer eins zwischen den Pfosten ist. Schulze-Niehues und Verteidiger Simon Scherder sind die einzigen Spieler von Münster, die bereits beim Pokalspiel vor neun Jahren im Aufgebot standen.
Allerdings könnte Schenk ausgerechnet gegen den FC Bayern das Tor hüten, weil Schulze-Niehues die Geburt des ersten Kindes erwartet und daher möglicherweise nicht aufläuft. Wegkamp sagt über Schenk: "Er hat eine sehr gute Veranlagung und für einen Torwart Gardemasse. Er hat seine Qualitäten, weiss aber auch, dass er als junger Torwart noch an einigen Dingen arbeiten muss. Ich glaube, deshalb es war es gut für ihn, aus dem gewohnten Umfeld herauszukommen."
Auch Wegkamp kennt den FC Bayern München gut. Von 2014 bis 2015 spielte er für die 2. Mannschaft des FC Bayern in der Regionalliga, absolvierte aber auch einige Trainingseinheiten bei den Profis.
"Mein Jahr bei der 2. Mannschaft lief gut, sowohl von den Scorer-Punkten als auch von meiner Leistung her. Aber ich hatte in keinem Moment das Gefühl, dass der Sprung in die 1. Mannschaft möglich wäre", erinnert er sich. Vielmehr sei das Jahr in München eine Durchgangsstation gewesen: "Ich konnte mich dadurch wieder für die 3. Liga empfehlen und bin daraufhin zum VfR Aalen gewechselt. Von daher lief alles gut."
Möglicherweise kommt ihm die Erfahrung von damals nun sogar beim Pokalspiel zugute. Er absolvierte zwar noch nie ein Pflichtspiel gegen den FC Bayern, dafür aber in seiner Bayern-Zeit ein Trainingsspiel mit der 2. Mannschaft gegen die Profis. "Ich glaube, unsere Ballkontakte konnte man an einer Hand abzählen", erinnert er sich lachend.
Er dürfte hoffen, dass das im Pokalspiel anders sein wird.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Gerrit Wegkamp
- Pressekonferenz des FC Bayern München
- Pressekonferenz von Preussen Münster
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.