Karl-Heinz Rummenigge hat gegenüber Dazn den Plan geäussert, gerne mal im Bayern-Fanblock des Stadions ein Spiel verfolgen zu wollen. Der Schritt von der VIP-Loge auf den Stehplatz ist nicht leicht, aber wir helfen gerne mit Tipps.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Julian Münz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Karl-Heinz Rummenigge hat in einem Interview mit Dazn angekündigt, ein Bayern-Spiel mal aus dem Fanblock in der Südkurve der Allianz Arena ansehen zu wollen. "Ich würde mir wie die Fans ein Trikot mit der Nummer und dem Namen eines unserer Spieler überziehen und wahrscheinlich sogar mittanzen – soweit ich das hinbekomme", erklärte der 69-Jährige darin seinen Plan. Grundsätzlich eine gute Idee, gerade wenn man herausfinden möchte, wer denn jetzt am Ende für die Scheissstimmung verantwortlich ist.

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"So zeitnah wie möglich" soll der Plan umgesetzt werden. Trotzdem: Rummenigge sollte nicht in den Fanblock gehen, ohne sich vorher ordentlich darauf vorzubereiten. Denn dort läuft einiges anders als in der Loge. Hier gibt es einige Tipps für den langjährigen Funktionär des FC Bayern.

Stadionbesuch: Achtung bei den Einlasskontrollen

Ernst wird es beim Stadionbesuch im Fanblock schon bei den Einlasskontrollen. Hier kontrollieren die Stadionordner mehr oder weniger gründlich, ob verbotene Dinge mit ins Stadion genommen werden. Im Vorteil ist, wer mit solchen Situationen schon Erfahrung hat, etwa bei der Zollkontrolle. Was Rummenigge seine Rolex-Uhren, sind der aktiven Fanszene pyrotechnische Gegenstände aller Art. Wer einige davon mit hineinschmuggelt, kann sich sicher einen guten Ruf bei den Fans erarbeiten.

Darauf verzichten sollte man bei seinem ersten Stadionbesuch im Block natürlich trotzdem. Denn wie ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge 2013 im Gespräch mit der Bild-Zeitung klarstellte: "Es gibt beim FC Bayern drei Dinge, die grundsätzlich nicht verhandelbar sind. Das sind: Gewalt, Rassismus und Pyro."

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Die Verpflegung: kein Champagner im Glas

Die Verpflegung im Stadion ist einer der grössten Unterschiede zwischen VIP-Bereich und Fankurve. Statt einem Mehr-Gänge-Menü gibt es Bratwurst, Brezen und Pommes. Statt Champagner in Gläsern muss man die Getränke aus schnöden Plastikbechern trinken - die lassen sich beim Torjubel allerdings auch besser in die vorderen Ränge katapultieren.

Bei den Schlangen an den Essensständen gibt es höchstwahrscheinlich keinen Mitglieds-, Aufsichtsrats- oder Vereinsikonenbonus, wer hinten in der Schlange steht, verpasst möglicherweise die wichtigen Tore kurz nach der Halbzeit. Aber das ist Rummenigge nach einem guten Essen in der Loge ja vielleicht auch schon gewohnt.

Im Stadion: besser nicht hinter Spruchbänder stellen

Im Inneren des Stadions angekommen geht es natürlich erst einmal darum, einen guten Platz zu finden. Gut heisst in diesem Fall: nah an der guten Stimmung, nicht am Geschehen auf dem Platz. Die Sicht auf das Spiel wird einem während der 90 Minuten sowieso grösstenteils durch Fahnen, Doppelhalter und ähnlichem versperrt. Auch Spruchbänder oder Choreografien der Fanszene gehören auf den Stehplätzen fast schon zum ganz normalen Fussball-Alltag.

Spruchband der FC Bayern-Fans
Kritik auf Spruchbändern: Beim FC Bayern nicht unüblich (hier im März 2020). © imago images/MIS/Bernd Feil

Da es als unbeteiligter Zuschauer im Block nicht ganz so leicht ist, alle diese Banner im Voraus zu lesen, sollte man vorsichtig sein. Sonst steht man am Ende in vorderster Reihe, wenn es heisst: "Das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern zeigen die, die Blutgeld von Katar + Co nehmen". Oder: "50+1 bleibt unverhandelbar."

Kleidung: warum nicht in Schwarz?

Klar, ein Trikot, sogar mit Nummer und Namen (!), ist eine Möglichkeit, um im Fanblock der Bayern passend gekleidet zu sein. Es gibt aber noch andere: Die traditionelle Variante mit der ungewaschenen Jeanskutte voller aufgenähter Fan-Sticker, oder wer es ganz rebellisch mag, in schwarzer Windjacke, unauffälliger blauer Jeans und Fischerhut, auf dem die Zugehörigkeit zur Gruppe zur Schau getragen werden kann.

Karl-Heinz Rummenigge
Keine unauffällige Maske: Karl-Heinz Rummenigge verfolgt während der Corona-Pandemie ein Spiel. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto/pool via Christopher Neundorf/Kirchner-Media

Die gerne nur "sogenannt" genannten Fans haben dazu noch eine Maske dabei, um auf den Zaun zu klettern, Pyrotechnik zu zünden und die Gegner zu provozieren. Rummenigge ist durch sein Masken-Repertoire, das er in der Corona-Pandemie präsentierte, leider recht gut zu identifizieren. Deshalb (und weil das Ganze natürlich auch verboten ist): Lieber bleiben lassen, Kalle!

Schlusspfiff: nochmal mit der Mannschaft feiern

Gleich nach dem Spiel ans Buffet? Im Fanblock ist das leider nicht so gut machbar wie in der VIP-Loge. Und selbst wenn: Der echte Fan bleibt auch lange nach dem Schlusspfiff da, um die Mannschaft noch für ihre Leistung auf dem Platz zu feiern. Wenn die Emotionen hochkochen, darf auch gerne noch zusammen gesungen werden. Nicht angebracht ist es dabei aber, anderen Leuten ungefragt auf den Mund zu küssen - auch und besonders nicht, weil Emotionalität im Fussball wichtig ist.

Ganz wichtig: nicht tanzen!

Dass Rummenigge es sich sogar vorstellen kann, im Fanblock zu tanzen, ist aller Ehren wert. Womöglich denkt der langjährige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern hier sogar an modernere Tänze wie Breakdance oder Hiphop, um im ungewohnten Umfeld besser anzukommen. Es gibt nur einen kleinen Haken: Das Tanzen hat im Gegensatz zu den Disziplinen Singen, Hüpfen und Pöbeln wirklich überhaupt nichts mit dem Stadionerlebnis in deutschen Fankurven zu tun. Auf dem wenigen Platz zwischen Nebenmann und Wellenbrecher sind Tanzschritte auch eher schlecht als recht auszuführen.

Falls es Rummenigge in Zukunft also in den Beinen juckt, ist ein Besuch in den deutlich weitläufigeren Logen doch wieder besser. Dann aber mit der Erinnerung an einen schönen Stadionbesuch im Block.


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