Der FC Bayern hat entschieden: Der Trainer muss am Saisonende aufhören. Doch es ist fraglich, ob Thomas Tuchel für die Champions League noch die nötige Autorität vor der Mannschaft ausstrahlt. Eine frühere Trennung ist nicht auszuschliessen.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Nun ist es also offiziell: Bayern München und Trainer Thomas Tuchel trennen sich. Nicht sofort, weil man das Gesicht wahren will, aber nach Saisonende, damit die Bayern die Scherben mit einem neuen Trainer aufkehren können.

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Die so vorzeitige Ankündigung ist aussergewöhnlich. Am 5. März muss Tuchel mit der Mannschaft in der Champions League ein 0:1 aus dem Hinspiel gegen Lazio Rom aufholen. Wie viel Autorität hat er vor seinen Spielern noch?

In der Presseerklärung, die Bayern München am Mittwoch verschickt hat, erklärt der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen die Saison 2023/24 offiziell für verkorkst. Er lässt ausrichten:

"Unser Ziel ist es, mit der Saison 2024/25 eine sportliche Neuausrichtung mit einem neuen Trainer vorzunehmen."

Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG

Ein mögliches Weiterkommen in der Königsklasse kompensiert offensichtlich nicht das peinliche Aus im DFB-Pokal (in Saarbrücken) und die Pleitenserie in der Liga (zuletzt in Bochum). Tabellenführer Leverkusen spielt den besseren Fussball.

Das grösste Missverständnis seit Jürgen Klinsmann

Die Verbitterung muss so gross sein, dass sie Thomas Tuchel (oder er sich selbst) die Trendwende nicht mehr zutrauen. Seine Amtszeit beim FC Bayern ist mit 16 Monaten) noch kürzer als damals bei Borussia Dortmund (zwei Jahre bis 2017).

Da hallen die Worte des Sky-Experten Didi Hamann nach, der bei Tuchel "vom grössten Missverständnis seit Jürgen Klinsmann" gesprochen hat. Klinsi kam 2008 mit den grössten Erwartungen - und ging ebenfalls vorzeitig.

Im Nachhinein muss man sagen: Die Bayern-Bosse, damals Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, hätten im Frühjahr 2023 niemals Julian Nagelsmann fortjagen sollen, um Platz für Thomas Tuchel zu schaffen. Das war ein Fehler.

Tuchel selbst brachte die Bayern-Mannschaft keinen Zentimeter weiter. Die elfte Meisterschaft in Folge war 2023 allein der Dusseligkeit des BVB zu verdanken, der sein letztes Heimspiel gegen Mainz 05 nicht gewinnen konnte.

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Tuchel als die "Lame Duck"

Trotzdem will Tuchel bis Saisonende durchziehen, er sagt: "Bis dahin werde ich mit meinem Trainerteam selbstverständlich weiter alles für den maximalen Erfolg geben." Worin soll der maximale Erfolg bestehen?

In der Politik beschreibt man Führungspersonen als "Lame Duck" in dieser Situation - als lahme Ente. Als machtlos. Jupp Heynckes hat eine ähnliche Situation, bevor damals Pep Guardiola ihn ablöste, perfekt gemanagt.

Er gewann 2013 das Triple und ging als Legende. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Für Thomas Tuchel kann es beim FC Bayern nur noch um Schadensbegrenzung in eigener Sache gehen.

Es ist nicht auszuschliessen, dass Tuchel - allen Verabredungen zum Trotz - noch vor Saisonende aufhört. Freiwillig oder nicht: Der FC Bayern muss seinen Neuanfang lieber früher als später beginnen.

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Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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