Bayer Leverkusen gegen den FC Bayern ist an diesem Wochenende (Samstag ab 18:30 Uhr, live auf Sky) das Top-Duell der Bundesliga. Sky-Experte Erik Meijer gibt im Gespräch mit unserer Redaktion seine Einschätzung zum Kracher ab.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der FC Bayern München reist am Samstag mit acht Punkten Vorsprung und einem deutlich besseren Torverhältnis zu Bayer Leverkusen. Allerdings konnten die Münchner keines der vergangenen fünf Duelle gewinnen. Dreimal gewann Leverkusen, zwei Spiele endeten mit einem Unentschieden. Zuletzt siegte Leverkusen Anfang Dezember im DFB-Pokal mit 1:0 in München.

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Und wer ist diesmal im Vorteil? Taktik-Experte Erik Meijer, der früher selber für Bayer Leverkusen spielte, gibt vor dem Liga-Knaller im Gespräch mit unserer Redaktion seine Einschätzungen ab.

Sky-Experte Erik Meijer
Erik Meijer ist seit Jahren als TV-Experte für Sky im Einsatz. Früher spielte er unter anderem für Bayer Leverkusen. © IMAGO/Anke Waelischmiller/Sven Simon

Die Form spricht für den FC Bayern

"Man sieht, dass die Bayern ihre Spiele klinisch herunterspielen. Sie spielen nicht spektakulär, aber gewinnen ihre Spiele", sagt Meijer. "Für Bayer Leverkusen ist es gut, dass sie unter der Woche einmal kein Spiel hatten. Das wird Trainer Xabi Alonso gefallen, denn er konnte die ganze Woche mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz arbeiten. Das hatte er schon sehr lange nicht mehr. Leverkusen wird sehr fit sein, aber dafür befindet sich Bayern in einer sehr guten Form."

Die Taktik: Meijer geht von wenig Toren aus

Bayer Leverkusen und Bayern München haben normalerweise eine ähnliche taktische Herangehensweise. "Die spannende Frage ist, wer die Spielkontrolle übernimmt. Beide Mannschaften spielen gerne dominant, haben gerne Ballbesitz und wollen Pressing spielen. Es ist schwer vorauszusagen, wer dem anderen den Ball überlässt", erklärt Meijer.

Ein Faktor könnte sein, dass Leverkusen vor heimischem Publikum spielt. "Ich weiss von meinen eigenen Spielen mit Leverkusen, dass man zu Hause gepusht wird – vor allem gegen Bayern München. Dennoch erwarte ich ein Spiel mit wenig Toren."

Der Sturm: Hier ist Leverkusen weniger berechenbar

Beim FC Bayern wird Harry Kane als Mittelstürmer agieren, bei Bayer Leverkusen Patrik Schick oder Victor Boniface. "Harry Kane ist in Top-Form, macht seine Tore und verwandelt eiskalt jeden Elfmeter. Und wenn Kane gut ist, dann ist auch Bayern gut. Wenn der Ball im Strafraum bei Kane landet, ist das in neun von zehn Fällen ein Tor", sagt Meijer. "Bei Leverkusen teilen sich die Tore auf mehrere Schultern auf. Das macht die Mannschaft etwas weniger berechenbar."

Der Unterschiedsspieler: Wirtz gegen Musiala

Jamal Musiala vom FC Bayern und Florian Wirtz von Leverkusen sind die wohl besten Fussballspieler Deutschlands. "Es ist unglaublich, dass wir in der Bundesliga zwei so starke junge Spieler aus Deutschland haben. Beide sind dribbelstark, nehmen in ihrer Mannschaft eine dominante Rolle ein und sind von internationaler Klasse", sagt Meijer.

Dennoch gäbe es kleine Unterschiede: "Musiala ist noch etwas mehr auf eigene Aktionen aus, während Wirtz der etwas bessere Vorlagengeber ist. Mir persönlich gefällt Wirtz noch einen Tick besser, weil ich ihn auch einfach gerne spielen sehe."

Die Flügelpositionen: Bayern auf den Aussen im Vorteil

Der FC Bayern hat vier Top-Spieler für zwei Flügelpositionen. Am Mittwoch, als der FC Bayern in der Champions League gegen Celtic Glasgow 2:1 gewann, standen Michael Olise und Leroy Sané in der Startelf. Später wurden sie von Serge Gnabry und Kingsley Coman ersetzt. "Bayern ist auf den Flügeln stärker besetzt als Leverkusen", findet Meijer.

"Leverkusen hat mit Jeremie Frimpong einen Spieler, der manchmal einfach super spielt. Und in anderen Partien sieht man ihn weniger. Dies gilt teilweise aber auch für die Spieler des FC Bayern. Weder Sané noch Gnabry oder Olise machen den grossen Unterschied aus. Keiner ist gesetzt."

Das Mittelfeld: Hier wird es besonders taktisch

Bei Bayern München ist Joshua Kimmich im Mittelfeld gesetzt, bei Leverkusen Granit Xhaka. Auf den Nebenpositionen finden teilweise Rotationen statt. "Kimmich und Xhaka sind auf dem Platz der verlängerte Arm ihres Trainers. Sie sind auf der Sechser-Position die Schaltstelle ihrer Mannschaft", sagt Meijer.

"Das ist ein Grund dafür, dass die Spielweise der beiden Mannschaften so ähnlich ist. Entscheidend wird sein, welche Mannschaft es eher hinbekommt, den jeweiligen Gegenspieler, also Kimmich oder Xhaka, zuzulaufen und seine Passwege zuzustellen. Daher erwarte ich ein sehr taktisches Spiel."

Die Verteidigung: Leverkusen ist unter Zugzwang

Der FC Bayern hat in 21 Bundesligaspielen 19 Gegentore kassiert, bei Leverkusen waren es bislang 27 Gegentreffer. "Ich finde, dass die Abwehr von Bayern etwas stabiler ist, weil sie weniger Fehler machen. Sie haben zwar drei Gegentore gegen Kiel kassiert. Aber die taten nicht weh, weil sie 4:3 gewonnen haben."

"Leverkusen hingegen taten die Gegentore sehr weh, weil sie vielfach unentschieden gespielt haben", sagt Meijer. Erschwerend käme hinzu: "Leverkusen muss das Spiel gegen Bayern gewinnen und daher offensiver spielen. Darunter wird die Defensive leiden."

Der Torwart: Neuer bleibt die Nummer eins

Torwart Manuel Neuer musste in den vergangenen Monaten oftmals Kritik einstecken. Dennoch stellt Meijer klar: "Neuer ist und bleibt der beste Torwart in Deutschland. Ich denke, da zweifelt niemand wirklich dran. Leverkusen hat mit Lukas Hradecky auch einen guten Torwart. Vor allem in der Meisterschafts-Saison war er richtig gut. In dieser Saison hatte er vereinzelt kleine Fehler in seinem Spiel. Aber das ist normal, denn wir sind alle Menschen."

Der Ergebnis-Tipp: Meijer geht von Remis aus

Meijer sieht insgesamt "wenig Unterschiede zwischen Leverkusen und Bayern München. Mein Tipp ist ein 1:1." Ein solches Ergebnis wäre für Leverkusen eine gefühlte Niederlage. "Hradecky hat selber gesagt, dass sie nur bei einem Sieg weiterhin Chancen auf die Meisterschaft haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bayern noch so viele Punkte liegen lassen würde", sagt Meijer. "Als neutraler Fussball-Fan muss man hoffen, dass Leverkusen gewinnt."

Über den Gesprächspartner

  • Erik Meijer (Jahrgang 1969) spielte in seiner aktiven Zeit unter anderem für Bayer 04 Leverkusen, den Hamburger SV und den FC Liverpool. Im Jahr 2006 beendete er seine aktive Laufbahn und war zunächst Co-Trainer bei Alemannia Aachen, später auch Geschäftsführer Sport. Heute ist er als Experte und Analyst für den TV-Sender Sky aktiv.
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