Die Zeiten der Unruhe sind beim FC Bayern München vorüber. Ein Grund dafür ist, dass Vincent Kompany einen anderen Führungsstil hat als sein Vorgänger Thomas Tuchel.

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Das ZDF strahlte vor wenigen Tagen die Bayern-Doku "FC Hollywood" aus. Die Serie erinnert an die 1990er Jahre, als die Star-Truppe rund um Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann & Co. für Schlagzeilen und Skandale sorgte.

Was sich momentan in München abspielt, scheint das Gegenteil davon zu sein. Keine Misstöne, keine Wutausbrüche, keine internen Rivalitäten. Beim FC Bayern München ist die Stimmung offenbar rundum gut. Ein Grund dafür: Vincent Kompany! Der Trainer entpuppt sich als Ruhestifter.

Sportvorstand Max Eberl lobte am Samstag nach dem 3:2 gegen den VfL Wolfsburg den Einfluss des Belgiers. "Ich glaube, der grösste Gewinn ist Vincent Kompany. Dieselben Spieler waren die letzten Jahre auch da, und gerade letztes Jahr hat man eben genau das nicht gemerkt", sagte er. "Also Spieler wie Goretzka, aber auch wie Kim, wie Upamecano, Laimer, Gnabry, Coman - du kannst eigentlich fast alle durchgehen. Alle haben wieder Lust und Freude am Fussball."

Rotationen: Kompany verteilt die Spielzeiten fair

Tatsächlich scheint es so, als würde die grosse Qualität von Kompany darin liegen, die komplette Mannschaft mitzunehmen. Es gibt zwar Schlüsselspieler wie Harry Kane, Jamal Musiala, Alphonso Davies, Min-jae Kim oder Manuel Neuer, die bei Gesundheit nahezu immer auf dem Platz stehen. Ansonsten allerdings wird auf vielen Positionen rotiert.

Ein gutes Beispiel ist Mittelfeldspieler Leon Goretzka, dem zu Saisonbeginn von der Vereinsführung noch ein Weggang nahegelegt wurde. Nun stand er in sechs der letzten neun Bundesligaspiele in der Startelf und war gegen Wolfsburg mit zwei Toren der Mann des Spiels.

"Er gibt jedem Spieler die Wichtigkeit, die Einsatzzeiten", lobte Eberl. "Egal, ob das Manuel Neuer ist oder die Letzten, die quasi auf der Bank oder auf der Tribüne sitzen. Mit allen wird gesprochen. Das erzeugt bei dem Spieler auch eine Wertigkeit."

Auch auf anderen Positionen findet eine häufige Rotation statt. Auf den Flügelpositionen wird die Einsatzzeit zwischen Leroy Sane, Michael Olise, Serge Gnabry und Kingsley Coman aufgeteilt, auf der Rechtsverteidigerposition geschieht selbiges mit Konrad Laimer und Raphael Guerreiro. Auch Innenverteidiger Eric Dier, der in der Hinrunde kaum eine Rolle spielte, absolvierte in diesem Jahr bereits zwei Bundesligaspiele über die kompletten 90 Minuten.

Ehrenpräsident Uli Hoeness lobte bereits, wie sehr sich die Stimmung unter Kompany verbessert habe: "Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu vorher. Er ist kommunikativ und kümmert sich um seine Spieler."

Vorgänger Tuchel kritisierte die Spieler, Kompany tut das nicht

Nicht nur in den Zeiten des "FC Hollywood" gab es mehr Misstöne als jetzt. Auch unter Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel ist dies der Fall gewesen. Tuchel kritisierte nach Niederlagen öffentlich die eigene Mannschaft, oftmals sogar einzelne Spieler.

Schlimmer noch: Er sprach Joshua Kimmich die Fähigkeit als Sechser ab und forderte Transfers. Noch heute, wo der FC Bayern unbedingt den Vertrag mit Kimmich verlängern möchte, sind die Folgen spürbar. Der 29-Jährige hat nicht vergessen, dass ihm damals wenig Wertschätzung entgegengebracht wurde.

Kompany hat eine andere Herangehensweise. Selbst nach schwachen Leistungen kritisiert er die eigene Mannschaft nicht. Sein Motto lautet: "Wenn die Jungs nicht laufen, haben sie ein Problem mit mir." Solange sie dies aber tun, "unterstütze ich sie und versuche einfach, zu helfen."

"Kompany hat die Mannschaft auf seine Seite geholt"

Der Führungsstil von Kompany findet über München hinaus viel Anerkennung. Der frühere Bundesligaprofi und heutige TV-Experte Maik Franz sagte am Sonntag im "Doppelpass" von "Sport1": "Ich glaube, Vincent Kompany ist derjenige, der die Mannschaft auf seine Seite geholt hat, der anscheinend auch einen guten Draht zu den Jungs hat. Ich glaube, die Jungs haben auch Respekt vor ihm."

Dies sei ein wichtiger Faktor: "Gerade, wenn du so eine Top-Mannschaft bist, brauchst du jemanden, der das schon einmal erlebt hat. Und er hat alles erlebt. Auch seine ganzen Interviews, egal zu welchen Themen, sind immer souverän. Man fühlt sich wohl und hört ihm gerne zu. Das ist kein Palaver, sondern immer auf den Punkt und souverän. Für mich ist er der absolute Faktor für die momentane Situation."

Kompany hebt stets das Positive hervor

Tatsächlich gelingt es Kompany, auch die unangenehmen Fragen gut zu umschiffen. Zu den Vertragsverhandlungen mit Jamal Musiala, Kimmich & Co. äussert er sich nicht, unterstreicht lediglich die Qualität dieser Spieler. Wird er auf die schwankende Form von Leroy Sane angesprochen, hebt er nur die positiven Aspekte hervor.

Selbst das Pokal-Aus gegen Bayer Leverkusen im Dezember hinterliess keine spürbaren Folgen. Im Gegenteil: Er lobte die Mannschaft damals dafür, wie stark sie nach dem Platzverweis von Manuel Neuer gespielt habe.

Zwar dürfte Kompany als Ruhestifter auf eine harte Probe gestellt werden, falls der FC Bayern in der Bundesliga die Meisterschaft verspielt oder in der K.o.-Phase der Champions League früh scheitert. Aktuell deutet aber wenig darauf hin, dass dies passieren wird.

Verwendete Quellen

  • Mixed Zone nach dem Spiel Bayern MünchenVfL Wolfsburg
  • Sport 1 Doppelpass, 19.01.2025

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