Die jüngsten Transferaktionen des FC Bayern lassen auf die aktuelle Kaderplanung des Klubs schliessen. Doch die Vision eines FC Deutschland ist nur ein Teil der strategischen Planungen.

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Mit Leroy Sané spielt ein weiterer DFB-Star beim FC Bayern München. Schon zu Beginn des Jahres hat Alexander Nübel, ehemaliger U21-Spieler, einen Vertrag beim Rekordmeister unterschrieben, DFB-Neuling Kai Havertz wird in München noch gehandelt. Die Planung beim FC Bayern lässt darauf schliessen: Der Klub arbeitet – mal wieder – am FC Deutschland. Doch Hoeness' einstige Vision ist nur ein Teil der Münchner Kaderplanung.

Bevor sich der FC Bayern München mit dem achten Meistertitel in Folge und dem DFB-Pokal in den zweiwöchigen Urlaub verabschiedete, kam einer nun doch endlich in München an. Das seit einem Jahr andauernde Transferdrama um Leroy Sané fand ein Ende, der Flügelstürmer kostete nach Angaben der Süddeutschen Zeitung knapp 50 Millionen Euro. Einen Fünfjahresvertrag hat er erhalten.

Sané von Goretzka herzlich empfangen

Über den Transfer werden sich einige seiner Mitspieler ganz besonders gefreut haben. Bayerns Mittelfeldstar Leon Goretzka etwa begrüsste seinen früheren Teamkollegen vom FC Schalke 04 bei Twitter mit den Worten: "Kann es nicht erwarten, mit dir zusammenzuspielen, mein Freund!".

Auch Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Niklas Süle, Thomas Müller, Manuel Neuer und Jérôme Boateng kennen den 24-Jährigen lange. Sie sind oder waren Kollegen in der deutschen Nationalmannschaft. Der FC Bayern München als FC Deutschland. Die grosse Vision von Uli Hoeness, junge deutsche Talente und Nationalspieler beim FC Bayern zu vereinen, nimmt wieder Gestalt an. Zudem könnten ausländische Stars wie Thiago oder Javi Martinez den Verein im Sommer verlassen, wie der Focus bereits berichtete.

Sechs Nationalspieler – beim WM-Titel 2014 waren es mehr

Mit Sané spielen sechs aktuelle deutsche Nationalspieler beim FC Bayern München: Torwart Manuel Neuer, Abwehrspieler Niklas Süle (der als einziger in München weiter an seinem Comeback schuftet), die Mittelfeldspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka, dazu die Flügelflitzer Serge Gnabry und eben Sané.

Jérôme Boateng und Thomas Müller hat Bundestrainer Joachim Löw vor einiger Zeit aus dem Kader gestrichen, ein Comeback Müllers ist nicht ausgeschlossen. Dazu ist laut dem Spiegel mit Neuzugang Alexander Nübel ein potenzieller Nachfolger Neuers im DFB-Tor verpflichtet worden.

Vor sechs Jahren, als Deutschland in Brasilien Weltmeister wurde, standen sieben Bayern-Stars im DFB-Kader: Neuer, Boateng, Lahm, Götze, Kroos, Müller, Schweinsteiger. Auch 2018 waren es sieben (Neuer, Boateng, Hummels, Kimmich, Süle, Rudy, Müller). Lange schon stellt der FC Bayern die meisten Spieler für die Nationalmannschaft ab.

Deutsche Talente und Nationalspieler: Warum diese Transfers für Bayern Sinn ergeben

Für den Rekordmeister ergibt der Transfer von deutschen Talenten und Nationalspielern gleich mehrfach Sinn. "Der Vorteil von deutschen Spielern ist, dass sie einfacher zu integrieren sind, weil sie meistens die Liga schon kennen, die Sprache sprechen, keine Anpassungsprobleme haben", sagt Justin Kraft, Autor beim FC-Bayern-Blog "Miasanrot". Ausserdem lege der Klub Wert darauf, das Image des "FC Deutschland" so zu pflegen, dass sie weiter Einfluss auf die Nationalmannschaft haben, sagt Kraft.

Diesen Einfluss forderte der FC Bayern etwa ein, als Hoeness drohte, die Bayern-Spieler aus der Nationalmannschaft zurückziehen zu wollen. Im vergangenen September wurde spekuliert, Marc-André ter Stegen könnte Manuel Neuer im DFB-Tor beerben.

Ein Wechsel an die Isar ergibt auch für jene Spieler Sinn, die sich weiterentwickeln, aber nicht ins Ausland wechseln wollen. Für sie ist der FC Bayern der "stärkste Klub in der Heimat, der auch die grösste Strahlkraft hat", sagt Kraft. Verheissungsvolle Talente wechseln weiter oft nach München – nicht zuletzt auch wegen des Gehalts. Aktuell ist Leverkusens Kai Havertz noch im Gespräch, doch der 21-Jährige könnte sich auch für einen anderen Weg entscheiden und laut "Sport Bild" zu Real Madrid oder zum FC Chelsea gehen.

Die 95er Generation: ein eingespieltes Team

Bei aller Strahlkraft und allen DFB-Visionen müssen die Bayern-Verantwortlichen bei ihrer Kaderplanung pragmatisch denken und sich fragen: Wer passt ins System? Wer passt zum Klub? Zwei deutliche Argumente für den Sané-Transfer: Er wird nicht nur im System von Trainer Hansi Flick auf dem Flügel gebraucht, er passt – auch durch seine kai havertzNationalelfzugehörigkeit – hervorragend in die Mannschaft.

Die 1995 geborenen Spieler bilden den Kern der "Stars der Zukunft", beim FC Bayern und im DFB-Team. Süle, Kimmich, Goretzka, Gnabry. Ihr Zusammenspiel auf und neben dem Platz klappt. Sané, Jahrgang 1996, ist ein weiteres Puzzleteil. "Wir wissen selber, dass wir noch nicht so viel gerissen haben", sagte Mittelfeldspieler Kimmich im Frühjahr auf dem FC-Bayern-Youtube-Kanal, wie auch die Abendzeitung berichtete. "Wir möchten natürlich für die Nationalmannschaft und den FC Bayern München noch grosse Titel gewinnen. Wir werden alles dafür geben, auch mit unserer Generation eine Zeit beim FC Bayern zu prägen." Klare Ansage des Leaders.

Robben, Thiago, Martínez: Der FC Bayern braucht Topspieler aus dem Ausland

Ganz ohne ausländische Stars geht es beim FC Bayern nicht, sagt Justin Kraft. Stars wie Arjen Robben oder Thiago, deren Karriere stagnierte, fanden in München zur Weltklasseform. Die Leistungen von Javi Martínez, Franck Ribéry oder David Alaba beim FC Bayern in den vergangenen Jahren erhöhten das Standing der Bundesliga und des Klubs in Europa. Für den Rekordmeister sind diese Transfers nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus Marketingsicht relevant.

Bis zum 5. Oktober dürfen die Klubs in Europa dieses Jahr einkaufen. Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic machte schon klar, der Klub werde "die Augen offen halten." Ob DFB-Spieler, Talent oder Star aus dem Ausland: Am Ende ist entscheidend, ob der Spieler ins Team passt.

Verwendete Quellen:

  • Sueddeutsche.de: "Er möchte zu einem anderen Klub wechseln"
  • Focus.de: Bayern tütet Topwechsel ein, der Transfersommer droht aber zum Fiasko zu werden
  • Spiegel: FC Retro
  • Abendzeitung.de: Transfer von Leroy Sané: Der neueste Baustein des FC Bayern Deutschland ist da
  • Gespräch mit Justin Kraft, Autor beim FC-Bayern-Blog "Miasanrot" und Bayern-Buchautor
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