Das Titelrennen der Fussball-Bundesliga scheint entschieden. Der FC Bayern siegt in Dortmund 1:0 und hat sechs Spieltage vor Schluss einen komfortablen Sieben-Punkte-Vorsprung. Das Siegtor erzielt Kimmich.
Matchwinner Joshua Kimmich schrie auf dem Rasen seine Freude heraus, die hochzufriedenen Bayern-Bosse feierten auf der Tribüne den Riesenschritt in Richtung Meistertitel mit dem Ellbogen-Jubel. Die Münchner haben den Angriff von Borussia Dortmund auf ihre Alleinherrschaft in der Fussball-Bundesliga dank eines Geniestreichs von Kimmich abgewehrt. Durch den sehenswerten Heber des Nationalspielers (43.) siegten die Münchner im Geistergipfel beim bisher ärgsten Verfolger aus Dortmund 1:0 (1:0) und dürften damit für eine Vorentscheidung im Titelrennen gesorgt haben.
"Ich habe mich extrem gefreut. Als ich mich umgeguckt habe, war mir nicht sofort klar, ob jeder wusste, wie wichtig die drei Punkte waren", sagte Kimmich und fügte mit Blick auf den Titelkampf hinzu: "Wir haben ein gutes Polster auf Dortmund. Für sie wird es mental schwierig, da dran zu bleiben.
Unbeeindruckt von der gespenstischen Stimmung im grössten deutschen Stadion, das wegen der anhaltenden Corona-Krise erneut leer blieb, bot das Team von Trainer Hansi Flick am Dienstag eine engagierte Vorstellung und vergrösserte seinen Abstand auf die Schwarz-Gelben auf sieben Punkte. Dagegen sind die Titelchancen der zuletzt souveränen Borussia nach der zweiten Rückrunden-Niederlage auf ein Minimum gesunken.
Hummels: "Wir müssen auf drei Ausrutscher in sechs Spielen hoffen"
Entsprechend hakte Mats Hummels das Titelrennen ab. "Ich denke, damit sind alle anderen Mannschaften raus. Wir müssen auf drei Ausrutscher in sechs Spielen hoffen. Sollte sich irgendeine Chance ergeben, wollen wir da sein", sagte Hummels und Trainer Lucien Favre ergänzte: "Das wird brutal schwer."
Fans in mehr als 200 FIFA-Mitgliedsländern schauten beim 102. Duell der Bundesliga-Branchenriesen zu, nur im grossen Signal Iduna Park war gähnende Leere, was Bayern-Vorstand Oliver Kahn «das Herz bluten» liess. Doch auch wenn das Spitzenspiel-Ambiente fehlte, lieferten sich beide Teams ein temporeiches und hart umkämpftes Spiel, in dem die Münchner aber die reifere und routiniertere Mannschaft waren.
Die Bayern agierten mit gewohnt forschem Pressing, den besseren Start erwischte aber der BVB, der bereits früh durch Torjäger Erling Haaland (1.) und Julian Brandt (4.) gefährlich vor das Tor kam. Nach gut einer Viertelstunde kamen die Bayern besser ins Spiel - und auch zu ihrer ersten Grosschance durch Serge Gnabry. Lukas Piszczek klärte für seinen geschlagenen Torwart Roman Bürki gerade noch auf der Linie (19.). Gnabry war für Ivan Perisic in die Startelf gerückt - die einzige Änderung bei den Münchnern im Vergleich zum Frankfurt-Spiel.
BVB spielte Konterchancen zu schlampig aus
"Wenn wir um die Meisterschaft weiter mitspielen wollen, sollten wir gewinnen", hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben. Doch das Unterfangen gestaltete sich schwierig, vor allem weil der BVB seine guten Konterchancen zu schlampig ausspielte. So war es der Abo-Meister der letzten sieben Jahre, der das Spiel kontrollierte.
Die ganz grossen Torraumszenen gab es aber kaum. Auch, weil die beiden Super-Torjäger Haaland (zehn Treffer in der Rückrunde) und Robert Lewandowski (27 Saisontore) von den Defensivreihen hart angegangen wurden. So war es ein Kunstschuss von Kimmich, der den Bayern die Führung brachte. Der Nationalspieler lupfte den Ball von der Strafraumgrenze über Bürki, der zwar mit der Hand noch am Ball war, das Leder aber nicht über die Latte lenken konnte.
"Manchmal werden solche Spiele von genialen Momenten entschieden. Das war heute der Fall", sagte Hummels und Kimmich ergänzte: "Es war relativ spontan. Wir wurden darauf hingewiesen, dass Bürki relativ hochsteht."
Marco Reus sass mit Muskelbeschwerden daheim
Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic hüpfte mit Bayern-Maske wie ein HB-Männchen vor Freude in der Coaching-Zone. Bei BVB-Kapitän Marco Reus dürfte es weniger euphorisch zugegangen sein. Der Nationalspieler sass mit Muskelbeschwerden daheim auf der Couch. "Ganz entspannt", wie der 30-Jährige dem TV-Sender Sky sagte. Einen Reus hätte der BVB gut gebrauchen können, auch die Schnelligkeit von Jadon Sancho fehlte im ersten Durchgang.
Das sollte sich im zweiten Durchgang ändern. Sancho kam wie Emre Can beim BVB neu ins Spiel, und die Gastgeber schöpften neuen Mut. Dabei vergab Haaland die Riesenchance zum Ausgleich, als er nach einem Ausrutscher von Jérôme Boateng den Ball neben das Tor setzte (58.). Kurz darauf war für den Norweger Schluss, der 19-Jährige humpelte angeschlagen vom Feld. Kurz vor Schluss kam auch noch Mario Götze ins Spiel, der den BVB am Saisonende verlassen wird. Ausrichten konnte der WM-Held von 2014 aber nichts mehr. (Heinz Büse/Stefan Tabeling/dpa/ash)
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