Der Transfer von Kevin De Bruyne zu Manchester City sprengt alle Dimensionen. Sportlich ist der Wechsel ein herber Verlust für Wolfsburg und die Bundesliga. Die fragt sich besorgt, ob damit automatisch ein Titelkandidat wegbricht - und was Wolfsburg nun mit dem vielen Geld anstellen will.

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Gut zwei Monate ist es her, als Roberto Firmino den Transferrekord der Bundesliga gebrochen hat. Der Brasilianer wechselte Ende Juni für sagenhafte 41 Millionen Euro von 1899 Hoffenheim zum FC Liverpool. Wie begrenzt die Halbwertszeit solch horrender Zahlen im Transfersommer des Jahres 2015 ist, zeigt nun der Fall Kevin De Bruyne.

Der Spieler war sich mit Manchester City schon länger einig, am Wochenende fanden nun auch die Citizens und De Bruynes bisheriger Arbeitgeber VfL Wolfsburg zueinander. 75 Millionen Euro sind offenbar als Kaufpreis veranschlagt, inklusive möglicher Bonuszahlungen wird das Gesamtpaket des Wechsels wohl in etwa unfassbare 80 Millionen Euro betragen - nahezu das Doppelte des Firmino-Deals vor einigen Wochen.

Wolfsburg hat mit De Bruyne ein Transfersaldo von mehr als 50 Millionen Euro binnen 18 Monaten erzielt, erst im Januar 2014 war der Belgier für 22 Millionen Euro zu den "Wölfen" gewechselt. Eine fantastische Rendite.

Das Problem: Mit De Bruyne geht der beste Spieler des Klubs, das Herz einer aufstrebenden Mannschaft. Der sportliche Verlust ist gerade für einen bestens alimentierten Klub wie Wolfsburg umso bitterer, weil die finanzielle Entschädigung dafür eher als Beiwerk erscheint.

Nicht nur Kevin De Bruyne wechselt von der Bundesliga auf die Insel

Die Bundesliga verliert eine ihrer schillernden Figuren, ihren jüngst gewählten "Fussballer des Jahres". Wenn die Premier League mit dem Scheckbuch wedelt, kann die Liga der Weltmeister kaum mithalten. Über 300 Millionen Euro flossen in diesem Transfersommer von England nach Deutschland, so viel Geld wie nie zuvor.

Der neue TV-Vertrag der Premier League macht selbst englische Kellerkinder und graue Mäuse zu lukrativen Arbeitgebern. Shinji Okazaki wechselte zu Leicester City, das ehemalige Supertalent Xherdan Shaqiri zu Stoke City. Heung-Min Son zieht es für viel Geld zu den Tottenham Hotspur, Abdul Rahman Baba schaffte nach nur einem Jahr in der Bundesliga den Sprung zum FC Chelsea.

Bastian Schweinsteiger darf man es abnehmen, wenn er auf seine fortgeschrittenen Tage noch eine Luftveränderung vollziehen wollte - allerdings eben auch versüsst mit kolportierten 18 Millionen Euro Jahresgehalt, also fast das Doppelte seines in München schon recht ordentlich dotierten Vertrags.

War's das mit der Bayern-Jagd?

Das viele Geld saniert den einen oder anderen Bundesligaklub oder lässt die nötigen Infrastrukturen wachsen. Der augenscheinliche und kurzfristige Effekt ist aber, dass tolle Spieler nicht mehr da sind. Das drückt ein wenig auf die Stimmung. Und es macht einen Klub wie Wolfsburg, immerhin Vizemeister und Pokalsieger, auf einen Schlag vom potenziellen Bayern-Jäger zu einem gefühlten besseren Statisten im Rennen um die Meisterschaft.

Wolfsburg hat jetzt, auch durch den rund 18 Millionen Euro einbringenden Transfer von Ivan Perisic zu Inter Mailand, jede Menge Geld und definitiv keine Unterdeckung mehr, die das von der Uefa geforderte Financial Fairplay torpedieren könnte. Eigentlich wäre jetzt der Weg frei, die bald eingehenden Millionen in neue Spieler zu investieren. Das Problem ist nur, dass der Markt ordentlich ausgedünnt ist und die Transferperiode heute endet.

"Wir werden gerüstet sein", hatte Manager Klaus Allofs bereits vor einigen Tagen verkündet. Natürlich hat sich der VfL schon seit Wochen mit einem Plan B beschäftigen müssen, er wird sondiert und längst Gespräche mit möglichen De-Bruyne-Nachfolgern geführt haben. Dennis Praet soll einer sein, Mittelfeldspieler vom RSC Anderlecht. Zudem kommt Schalke-Juwel Julian Draxler nach langen Verhandlungen zum VfL.

Während man Draxler hierzulande natürlich gut kennt, ist Praet ein 21-Jähriger ohne grosse Erfahrung, der bisher lediglich in Belgien Fussball gespielt hat. Das sagt auch etwas über das "Schicksal" der Bundesliga aus: Die dicken Fische, die (Welt-)Stars, holt sich die Premier League ins Haus. Oder vielleicht die Primera Division. Oder die Serie A.

Die Bundesliga droht indes - den FC Bayern München als Arbeitgeber mal ausgenommen - zu einem Sprungbrett für junge Profis zu werden, die ihre Zukunft bei den zahlungskräftigen Klubs im Ausland sehen.

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