David Alaba wird den FC Bayern München zum Saisonende aller Voraussicht nach verlassen. Wochenlang sah es so aus, als ob die Hängepartie um seine Zukunft auch auf dem Platz ihre Spuren hinterlasse. Doch vor der Bundesligapartie des FC Bayern gegen Hertha BSC zeigt die Formkurve des Österreichers langsam wieder nach oben. Kriegt Alaba auf seiner Abschiedstournee doch nochmal die Kurve?
Eigentlich hat
Viel heller strahlen allerdings die beiden Champions-League-Titel, die Alaba mit dem FC Bayern 2013 und 2020 gewann. Aus der eigenen Bayern-Jugend auf den europäischen Olymp - von diesen Geschichten gibt es nicht allzu viele.
Und doch hat sich die Stimmung rund um Alaba merklich abgekühlt in München. Vielen hat die Diskussion um seine Vertragssituation im vergangenen Jahr nicht gefallen. Zumal es zumindest öffentlich vor allem um Gehaltsfragen ging.
Viele Bayern-Fans hätten es wohl verstanden, wenn Alaba nach einer so erfolgreichen Dekade im Herbst seiner Karriere eine neue sportliche Herausforderung gesucht hätte. Darum ging es allerdings in der öffentlichen Schlammschlacht zwischen Alabas Berater und der Bayern-Führung so gut wie nicht. Inzwischen rechnet Karl-Heinz Rummenigge damit, dass Alaba "zu 99,9 Prozent" den Verein verlässt.
Alaba mit heftigem Formtief
Lange Zeit sah es so aus, als würde die Diskussion auch Alabas Leistung auf dem Platz zunehmend beeinflussen. Im Dezember und auch noch Anfang Januar wirkte der österreichische Nationalspieler häufig fahrig und war damit ein nicht unwesentlicher Grund dafür, dass der FC Bayern über Wochen Gegentore in Rekordzahl kassierte. Zwischenzeitlich gehörte Alaba zumindest statistisch zu den zweikampfschwächsten Innenverteidigern der gesamten Liga.
Es wäre nicht fair zu sagen, dass er in dieser Phase mit dem Kopf bereits bei Real Madrid oder beim FC Chelsea gewesen sei. Dafür war er nach wie vor zu engagiert und lautstark dabei.
Doch die Diskussion muss Spuren hinterlassen haben, wenn ein so konstanter Weltklasse-Mann wie Alaba plötzlich über Wochen sichtlich wackelt.
Eigentlich sprach im Januar vieles dafür, dass Bayerns Rekordtransfer Lucas Hernandez endlich einmal konstant eine Chance auf der linken Innenverteidiger-Position bekommen würde. Schliesslich soll der Franzose ab Sommer die grossen Fussstapfen füllen, die Alaba hinterlässt, und kann deshalb deutlich mehr Matchpraxis gebrauchen. Doch Bayern-Coach Hansi Flick hielt bis zuletzt stoisch an Alaba fest. Allen Diskussionen und Formschwankungen zum Trotz.
Fester Platz in der Viererkette
Alaba und Flick - das ist ohnehin eine besondere Beziehung. Nachdem der spätere Triple-Coach im Herbst 2019 von Niko Kovac übernommen hatte, zog er den Österreicher früh vom linken Flügel fest ins Zentrum der Viererkette. Vielleicht hatte der 28-Jährige schon bessere Phasen in München. Wichtiger als unter Flick war er für den FC Bayern jedoch nie.
Neuer, Alaba, Kimmich, Müller. Das ist seitdem die zentrale Achse, die Bayerns Spiel taktisch, aber auch verbal auf dem Platz bestimmt.
Alaba soll das Spiel von hinten heraus antreiben und gleichzeitig als vorrückender Innenverteidiger dem hohen Pressing der Münchner den Rücken freihalten. Dieses Spiel ist riskant und kann defensiv schnell zur Gefahr werden, wenn auch nur ein paar Prozent Konzentration und Präzision fehlen. So wie über weite Strecken im Spätherbst und zu Beginn des Jahres.
Chance auf Happy End für Alaba
In den letzten beiden Wochen scheint sich Flicks Geduld und Rückendeckung für Alaba langsam auszuzahlen. Gegen Freiburg und Schalke spielte er gut. Gegen Hoffenheim und Augsburg mindestens ordentlich. Die vier Siege in Folge hatten grossen Anteil daran, dass der FC Bayern vor der heutigen Partie gegen Hertha BSC mit komfortablem Vorsprung die Liga anführt. Flick wird sich bestätigt fühlen und dürfte seinem Abwehrleader weiter das Vertrauen schenken.
Im Moment sieht es so aus, als würde Alaba auf seiner Abschiedstour in München doch noch einmal die Kurve kriegen. Ein Happy End nach 13 Jahren München ist trotz allem möglich. Und das ist nach den Diskussionen der letzten Monate rund um David Alaba schon eine recht erstaunliche Entwicklung.
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