Im Mai wird der Ball in der Bundesliga wieder rollen. Die Forderungen nach Live-Übertragungen im Free-TV werden laut. Lässt sich das wirklich umsetzen?
Die Entscheidung ist gefallen: Die Bundesliga darf in der zweiten Mai-Hälfte wieder ihren Spielbetrieb aufnehmen. Wie erwartet dürfen die Spiele ausschliesslich ohne Zuschauer ausgetragen werden.
Das bedeutet: Alle Fans erleben die restlichen 82 Spiele der Bundesliga lediglich vom Fernseher aus. Entsprechend laut werden die Forderungen, die Spiele im Free-TV zu übertragen.
Gemeinsame Fussballabende als Ansteckungsgefahr
Laut Manager-Legende Willi Lemke wäre es ein gesundheitliches Risiko, wenn die Bundesliga ausschliesslich hinter einer Bezahlschranke zu sehen wäre. "Wenn ich ein Abo habe, kommen ganz viele Menschen - Freunde, Nachbarn, Kollegen -, und wir gucken zusammen Fussball bei Sky und DAZN", sagte er bei "Bild.de".
"Die Kneipen und Sportsbars sind geschlossen, die gehen dann in die Wohnzimmer. Das ist eine Gefahr, weil die Leute da voraussichtlich keine eineinhalb Meter Abstand zueinander haben." Das würde bedeuten: Die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus steigt zwangsweise.
Daher bittet Lemke die Rechteinhaber darum, "mit den grossen Fernsehanstalten - ARD, ZDF oder mit wem auch immer - zu reden. Damit diese möglicherweise abwechselnd die Live-Konferenz kostenlos für alle übertragen. Das Gleiche gilt für das Topspiel am Samstagabend."
ARD wäre zu Verhandlungen bereit
Die ARD zeigt sich gesprächsbereit. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky sagte auf Anfrage unserer Redaktion: "Natürlich respektieren wir die Rechtesituation und die schwierige Situation, in der sich Sky und DAZN derzeit befinden. Wenn es aber gesellschaftlich Sinn ergibt und gewünscht ist, verschliessen wir uns dem Thema nicht grundsätzlich, sollten sich Sky, DAZN und die DFL damit irgendwann befassen. Dann, und nur dann, würden wir für Gespräche bereitstehen."
Das ZDF hingegen wollte sich nicht äussern.
Hoeness fordert: Die Öffentlich-Rechtlichen sollen bezahlen
Auch Bayern-Ikone
Und weiter: "Wenn die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Staatsauftrag gerecht werden und die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich für ihre Gebühren entsprechend unterhalten wollen, müssen sie sich an einer breiteren Übertragung des Fussballs in dieser Ausnahmesituation beteiligen und Sky entsprechend entschädigen."
Sky zahlt für die Fernsehrechte der 1. und 2. Bundesliga durchschnittlich 867 Millionen Euro pro Saison. Diese Summe muss durch Pay-TV-Einnahmen und Werbung refinanziert werden.
Sky möchte mit der DFL Konzepte besprechen
Ob Sky überhaupt bereit wäre, die Rechte abzugeben oder Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen? "Wenn die Politik ihre Einschätzung publik gemacht hat, werden wir uns mit unseren Partnern bei der DFL zusammensetzen und passende Konzepte besprechen", heisst es.
Eine gewisse Bereitschaft scheint bei dem Pay-TV-Sender vorhanden zu sein. Bevor die Saison aufgrund der Verbreitung des Coronavirus unterbrochen wurde, hatte Sky bekanntgegeben, Konferenzen der beiden nächsten Spieltage jeweils auf dem eigenen Free-TV-Sender Sky Sport News zu übertragen. Ein ähnliches Modell wäre erneut denkbar.
Allerdings droht dann ein Problem mit den Bestandskunden. In den sozialen Medien macht sich bereits der Unmut einiger Kunden bereit, die oftmals 49,99 Euro pro Monat für das Bundesliga-Paket zahlen und sich benachteiligt fühlen würden, wenn die Spiele nun gratis zu sehen sind.
Die Rechteinhaber müssen also mehrere Interessen miteinander abwägen.
Vergünstigtes Angebot von Sky?
Oder plant Sky vielleicht, die Bundesliga-Übertragungen einfach nur vergünstigt anzubieten?
Dies scheint jedenfalls die Information von Dr. Jan Lehmann, dem Vorstand vom Bundesligisten 1. FSV Mainz 05, zu sein: "Sky will ein Angebot machen, das sehr attraktiv ist. Es ist aber noch nicht kommuniziert. Es wird zu sehr vertretbaren Preisen die Möglichkeit geben, die Spiele zu verfolgen."
Ärger um die Freitagsspiele und Relegationsspiele
Unabhängig davon droht ein Problem mit den Freitagabendspielen der Bundesliga sowie den Relegationsspielen. Die Rechte daran hält eigentlich Eurosport, die diese an den Streaming-Anbieter DAZN weitergibt.
Laut einem Bericht der "Sport Bild" weigert sich nun allerdings Eurosport, die ausstehende Summe an die Deutsche Fussball Liga DFL zu zahlen. Grund sollen die Einnahmeverluste durch die Coronakrise sein. Dann würde auch DAZN als Sublizenznehmer möglicherweise leer ausgehen.
Für die Allgemeinheit könnte das auch etwas Positives haben: Die TV-Verträge geben her, dass die DFL die Rechte in dieser speziellen Situation neu vergeben dürfte - möglicherweise ja an einen Free-TV-Sender.
Lesen Sie auch: Bundesliga-Start am 16. Mai - alle Infos.
Verwendete Quellen:
- Sport.sky.de: Bundesliga für alle! Die Konferenz LIVE im Free-TV und im Stream
- Kicker.de: Mainz-Vorstand Lehmann: "Sky plant ein sehr attraktives Angebot"
- Kicker.de: Hoeness: "Geisterspiele sind lebensnotwendig"
- Sport Bild (18/2020): Das tragische TV-Dreieck
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