Ewa Pajor schickt eine Empfehlung nach Spanien. Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim stolpern in Richtung Champions League. Im Abstiegskampf werden die Kräfteverhältnisse deutlicher. Gewinner und Verlierer des 18. Spieltags in der Bundesliga der Frauen.
Gewinnerin: Ewa Pajor (VfL Wolfsburg)
Die Meisterschaft ist vorentschieden, der Abstand nach hinten sollte ebenfalls reichen, um am Ende den zweiten Platz in der Bundesliga zu sichern. Für den VfL Wolfsburg geht es jetzt nur noch darum, sich für das DFB-Pokalfinale in Form zu bringen.
Auf individueller Ebene gibt es für Ewa Pajor beispielsweise aber noch einen Titel zu gewinnen. In der Liste der Torjägerinnen stand sie vor dem Spieltag mit zehn Treffern auf Platz eins. Knapp dahinter:
Die Polin stürmt seit 2015 für den VfL, hat sich dort zu einer der besten Torjägerinnen der Welt entwickelt. In 191 Pflichtspielen traf sie 131-mal und bereitete zudem noch 54 Treffer vor. Ihre Konstanz ist beeindruckend. Einerseits verfügt sie über ein hohes Tempo und die technische Qualität, sich im Dribbling zu behaupten. Andererseits findet sie mit hoher Spielintelligenz auch stets die richtigen Räume, die ihr einen Vorteil verschaffen.
Am Wochenende machte zudem ein Gerücht die Runde, das Pajor erst recht zur Gewinnerin macht: Der FC Barcelona soll laut Medienberichten bereit sein, rund 500.000 Euro für die 27-Jährige auszugeben. Das wäre ein Bundesliga-Rekord.
Verlierer: Eintracht Frankfurt
Mit dieser 0:2-Niederlage war eher nicht zu rechnen. Nachdem die Frankfurterinnen zuletzt besser in Form gekommen waren, gab es in Leverkusen einen grossen Rückschritt. Viel Ballbesitz, wenig Ertrag – in der Rückrunde zeigt sich die SGE zunehmen von einer Seite, die sie eigentlich hinter sich lassen wollte.
Konnte man die Situation in den vergangenen Jahren noch positiv auslegen, weil man hinter Bayern und Wolfsburg auf dem dritten Platz einlief – letzte Saison sogar mit starken 54 Punkten –, so läuft man dieses Jahr den eigenen Ansprüchen deutlich hinterher.
44 Punkte sind theoretisch noch drin für die Eintracht. Dafür muss aber ein deutlicher Leistungssprung kommen. Anfang Mai kommt es zum direkten Aufeinandertreffen mit der TSG Hoffenheim. Hoffnung macht den Frankfurterinnen vor allem, dass die TSG ebenfalls nicht in Topform ist.
Verlierer: TSG Hoffenheim
Gegen den 1. FC Köln tat sich Hoffenheim sehr schwer. Offensiv fiel dem Team von Stephan Lerch nur wenig ein, defensiv wackelte man sowohl im Spielaufbau unter Druck als auch bei Tempogegenstössen der Gäste.
Nach der Niederlage von Frankfurt hatte Hoffenheim die Riesenchance, auf vier Punkte davonzuziehen. Es war die Möglichkeit, sich unabhängig vom direkten Duell mit der Eintracht zu machen. Stattdessen zeigte das Team abermals einen uninspirierten Auftritt. Unter Lerch, der die TSG ab Sommer ohnehin nicht mehr als Trainer betreuen wird, blieb die Entwicklung vor allem im Ballbesitzspiel schon länger aus.
In Hoffenheim sieht man es zwar nach wie vor als richtige Entscheidung an, Lerch nach dem Ende von Gabor Gallai Ende 2022 mit etwas Verzögerung als Cheftrainer zu installieren, doch retrospektiv muss man diesen Weg hinterfragen. Es war von vornherein klar, dass eine Doppelfunktion sehr fordernd für den 39-Jährigen sein würde.
Fussballerisch hatte die TSG unter Übergangstrainerin Nadine Rolser Anfang 2023 eine gute Phase, aus der das Team mit dem abermaligen Wechsel auf Lerch wieder herausgerissen wurde. Zumindest machten die Leistungen diesen Anschein. Bis heute blieben die Auftritte wechselhaft. Lerch kam als Trainer nie wirklich an.
Dass die Champions-League-Qualifikation noch möglich ist, liegt zu grossen Teilen an Eintracht Frankfurt, die den Kampf um den 3. Platz zu lange offengehalten haben. Und nun vergibt die TSG im Gegenzug eine Art Vorentscheidung. Man könnte etwas zynisch die Frage stellen, wer am Ende auf den dritten Platz stolpern wird.
Gewinner: 1. FC Köln
Wo ein schwächelndes Top-Team ist, ist oft auch ein weniger namhaftes Team, das Profit daraus schlagen kann. Köln aber stolperte nicht etwa zum Punkt, um im Bilde zu bleiben. Die Domstädterinnen zeigten eine sehr starke Leistung, liefen phasenweise mutig und hoch an und offenbarten so die Probleme der Hoffenheimerinnen, die in den vergangenen Wochen bereits zu sehen waren.
Köln spielte nicht wie ein Team, das gegen den Abstieg kämpft. Vielleicht war es sogar die beste Leistung der Kölnerinnen in diesem Jahr. Selbst der späte Ausgleich durch Paulina Krumbiegel brachte den FC nicht ins Schwanken. Stattdessen liefen die Gäste selbst nochmal an und kamen so kurz vor dem Abpfiff fast noch zum Siegtreffer.
Der einzige Wermutstropfen ist, dass genau das nicht gelungen ist. Köln zeigt sich zwar rechtzeitig zum Saisonendspurt in guter Verfassung, hätte aber auch mit drei Punkten aus Hoffenheim nach Hause fahren können. Dann wäre der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf fünf Zähler gewachsen. So ist der Abstand zwar grösser geworden, aber noch nicht gross genug, um für eine gewisse Entspannung zu sorgen.
Verlierer: 1. FC Nürnberg
Die 0:4-Niederlage gegen die SGS Essen könnte in Anbetracht der anderen Ergebnisse der K. o. für den Club gewesen sein. So aufopferungsvoll die Fränkinnen auch gekämpft haben, so beeindruckend mancher Auftritt in der Bundesliga war, so eindeutig ist dann doch die Erkenntnis, dass der Sprung nach oben deutlich zu gross für sie war.
Für den DFB sollte die immer deutlicher werdende Schere zwischen zweiter und erster Liga alarmierend sein. Für den FCN ist das Abenteuer Bundesliga überwiegend positiv zu bewerten. Bleiben sie ihrem fussballerischen und spielerischen Mut treu, ist in Zukunft viel möglich.
Mit anstehenden Auswärtsspielen in Frankfurt und München wird es aber schwer, fünf Punkte auf Leipzig und drei auf Köln aufzuholen – zumal das Torverhältnis erheblich schwächer ist. Auch wenn es noch das direkte Duell mit RB daheim und ein weiteres Heimspiel gegen Duisburg gibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es für Nürnberg zurück in die 2. Bundesliga geht.
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