Der 21. Spieltag hat für die letzten Entscheidungen innerhalb der Bundesliga gesorgt. Eintracht Frankfurt hat sich für die Champions League qualifiziert und RB Leipzig überrascht als Aufsteiger die gesamte Liga. Doch das grösste Märchen wird woanders geschrieben.
Gewinner: SGS Essen
Sieben Spiele in Serie ohne Niederlage, fünf Siege, zwei Unentschieden und dabei nur zwei Gegentore kassiert – die SGS Essen ist nicht nur ein grosser Gewinner dieses Spieltags, sondern vermutlich auch der grosse Gewinner dieser Saison.
Schon nach der Hinrunde hatte man Kontakt zur Spitze herstellen können, in der Rückrunde hat man das bestätigen können. Durch den 2:1-Sieg gegen Köln haben die Essenerinnen jetzt schon einen Punkt mehr als in der gesamten Hinrunde. Ausserdem schieben sie sich an der TSG Hoffenheim vorbei auf den vierten Tabellenplatz.
Die ganz grosse Sensation ist nicht mehr möglich. Dafür war Eintracht Frankfurt zuletzt zu stabil. Doch der Erfolg von Essen gleicht einem kleinen Fussballmärchen. Strukturell und finanziell hat Essen ganz andere Voraussetzungen als die Konkurrenz. "Im Gegensatz zu den Teams, die von Männer-Bundesligisten querfinanziert werden, geben wir nur das aus, was wir auch einnehmen, und sind damit ein wirtschaftlich gesunder Klub", erklärte Trainer Markus Högner: "Würden die anderen Vereine selbstständig sein, würden sie jedes Jahr ein riesiges Minus machen. Das wird meiner Meinung nach viel zu selten gesehen."
In Essen lebt man diese Aussenseiterrolle einerseits, nutzt aber auch die Chancen als angesehener Ausbildungsklub, um genau daraus Stärken zu ziehen. Mit Spielerinnen wie Beke Sterner (21), Natasha Kowalski (20), Sophia Winkler (20) und vielen weiteren Top-Talenten hat man auch in dieser Saison wieder bewiesen, dass man trotz klarer Nachteile Erfolg haben kann.
Das bedeutet nicht, dass man die strukturellen Benachteiligungen einfach hinnehmen sollte. Es zeigt aber umso mehr, wie gut in Essen gearbeitet wird.
Verlierer: SC Freiburg
Den Ruf eines starken Ausbildungsvereins hat auch der SC Freiburg. In dieser Saison aber lief für die Breisgauerinnen so gut wie nichts zusammen. Am 21. Spieltag hagelte es eine 2:4-Niederlage in Frankfurt. In der Rückrundentabelle steht der SC mit sechs Punkten auf dem drittletzten Platz.
Die Freiburgerinnen kamen in dieser Saison nie wirklich in einen Rhythmus. Auf die wenigen guten Auftritte folgten meist viele schwächere. Hinzu kamen immer mal wieder Personalsorgen, die Theresa Merk dazu zwangen, die Startelf umzubauen.
Dass man die Klasse am Ende souverän halten kann, liegt vor allem an den grossen Qualitätsunterschieden zu Nürnberg und Duisburg. Der SC lief seinen Ansprüchen aber grösstenteils hinterher.
Gewinner: RB Leipzig
RB Leipzig hat den Spieltag bereits am vergangenen Freitag mit einem grossen Knall eröffnet: Mit 3:0 gewannen die Leipzigerinnen gegen die TSG Hoffenheim. Beflügelt durch den bereits gesicherten Klassenerhalt spielt das Team von Saban Uzun offenkundig befreit auf.
Defensiv steht RB stabil, offensiv setzen sie mit ihren Umschaltsituationen entscheidende Nadelstiche und wissen diese effizient zu nutzen. In der Rückrundentabelle steht Leipzig jetzt auf dem dritten Rang – vor Essen, Frankfurt und Hoffenheim. 20 Punkte haben sie geholt. In der gesamten Hinrunde waren es nur sechs.
Der grosse Unterschied ist, dass man die Offensivsituationen nach Ballgewinnen viel besser ausspielt als in den ersten Bundesliga-Spielen. Leipzig hatte schon in der Hinrunde gute Anlagen, schaffte es aber nicht, die letzten Prozentpunkte zu finden, um das Maximum aus sich herauszuholen.
Dass sie in der Rückrundentabelle auf einem Champions-League-Platz stehen, ist kein Zufall. Zwar weiss man diesen Lauf auch in Leipzig einzuordnen, doch es ist absehbar, dass dieser Klub – zumal mit den deutlich besseren Mitteln als andere Zweitligisten – mit dem Abstieg auch in der kommenden Saison nichts zu tun haben wird.
Verlierer: Stephan Lerch
Für Stephan Lerch und die TSG Hoffenheim folgt derzeit ein Tiefpunkt auf den nächsten. Hoffenheim steht nur noch auf dem fünften Rang, kann am kommenden Spieltag sogar noch hinter Leverkusen auf den sechsten Platz abrutschen. Der Abstand auf den ersten Abstiegsplatz ist mit 22 Punkten aktuell kleiner als der auf Tabellenführer Bayern München (23).
Als Lerch 2023 zum Cheftrainer berufen wurde, sprach man in Hoffenheim vom "idealen Nachfolger für Gabor Gallai". Nur etwas mehr als ein Jahr später ist klar, dass er das nicht war. Fussballerisch hat sich Hoffenheim zurückentwickelt. Die Grundidee des 39-Jährigen baute zu sehr auf Pressing, Gegenpressing und Laufarbeit, zu wenig hingegen auf spielerische Strukturen.
Hoffenheim hatte stets grosse Probleme in der Spielgestaltung. Lerchs Rückkehr in den Fussball der Frauen war eher ernüchternd. Eine Zeit, die etwas am Status des Trainers kratzen wird, der beim VfL Wolfsburg einst so erfolgreich war.
Gewinner: Eintracht Frankfurt
Auch Eintracht Frankfurt wird sich kritische Fragen gefallen lassen müssen. Der Anspruch des Klubs muss es sein, mit den beiden grossen Teams der Liga so lange wie möglich mitzuhalten. Im Verlauf der Rückrunde verlor man den Anschluss aber gänzlich.
Frankfurt zeigte nach einem starken Herbst zu viele altbekannte Schwächen gegen tiefstehende Gegner und liess so zu viele Punkte liegen. Gleichwohl war das Comeback im Endspurt beeindruckend, als es darum ging, zumindest den dritten Platz zu sichern.
Getragen von der starken Offensive rund um Nicole Anyomi, Barbara Dunst, Laura Freigang und Lara Prasnikar gelang der SGE das Comeback in der Bundesliga. Gewinnt man am letzten Spieltag in Köln, stehen am Ende 44 Punkte auf dem Konto der Frankfurterinnen. Es ist die schlechteste Ausbeute seit der Saison 2020/21.
Zu zufrieden sollte man also nicht sein. Doch Moral hat das Team im Gegensatz zur TSG Hoffenheim bewiesen – und sich so verdient für die Champions League qualifiziert.
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