Robert Lewandowski trifft und trifft. Warum der Pole mit 32 Jahren so gut ist wie noch nie und wo ihn seine Rekordjagd noch hinführen kann.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Es gibt in der Karriere eines jeden grossen Fussballers Phasen in denen alles zusammen zu kommen scheint. Phasen in denen der Spieler sein gesamtes Potenzial ausschöpft und Woche für Woche wie automatisch seine beste Leistung auf den Platz bringt. Wer Robert Lewandowski derzeit beim Fussball spielen zuschaut bekommt den Eindruck, dass der Pole genau jetzt in dieser Phase angekommen ist.

Lewandowski ist aktuell unantastbar. 31 Bundesligatore in 22 Spielen sprechen Bände. Er ist der erste seit Jahrzehnten, der ernsthaft eine Chance hat die historische Marke von 40 Treffern in einer Bundesligasaison zu knacken. Er bräuchte dafür in den verbleibenden zehn Spielen im Schnitt genau einen Treffer. Das liegt deutlich unter seiner bisherigen Torquote in dieser Saison.

Am Samstagabend drehte Lewandowski mit seinen Treffern nicht nur die Partie des FC Bayern gegen Borussia Dortmund sondern setzte auch ein ganz, ganz grosses Ausrufezeichen im direkten Duell mit Erling Haaland.

Lewandowski sendet auch ein Signal an Erling Haaland

Es gibt viele in der Szene, die Haaland zutrauen den europäischen Fussball gemeinsam mit Kylian Mbappé und einigen wenigen anderen in der Zeit nach Messi und Ronaldo zu prägen. Diese Vorschusslorbeeren sind absolut berechtigt wie Haaland am Samstag mit zwei Toren zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung zeigte. Doch Lewandowski schlug ruhig und überlegt zurück. Die Zukunft mag dem 20-jährigen Norweger gehören. In der Gegenwart führt am 32-jährigen Münchner kein Weg vorbei.

Für den FC Bayern ist die Situation dadurch durchaus eine gewisse Zwickmühle. Eigentlich müssten sie alles dafür tun, um Haaland so schnell wie möglich nach München zu locken, bevor er sich für die Premier League entscheidet und damit wohl auf lange Sicht unerreichbar für den amtierenden Champions-League-Sieger wäre.

Doch weil Lewandowski auch mit 32 nicht schwächer wird, sondern im Gegenteil immer stärker zu werden scheint, könnte sich das Zeitfenster für eine Haaland-Verpflichtung bald schliessen. So könnte dem Rekordmeister der perfekte Nachfolger für Lewandowski durch die Lappen gehen weil dieser aktuell noch keinen Nachfolger braucht.

Kongeniales Duo mit Thomas Müller

Seit Monaten ist auffällig, dass Lewandowski zudem viel mehr zu bieten hat als Tore. Auch gegen Dortmund half er der Mannschaft immer wieder indem er sich teilweise weit in die eigene Hälfte fallen liess, um eine zusätzliche Anspielstation zu schaffen. So wie vor seinem 4:2, als er den Gegenzug mit einer Ablage auf Davies in der eigenen Hälfte selbst einleitete.

Vor allem sein Zusammenspiel mit Thomas Müller ist für den FC Bayern Gold wert. Ohnehin kann man Lewandowskis Erfolgsgeschichte der vergangenen Monate nicht ohne seinen Offensivpartner erzählen. Es hat Klick gemacht bei den beiden. Die Laufwege sind abgestimmt. Geht Müller kurz, wartet Lewandowski lang. Sucht Lewandowski die Chance für einen schnellen Doppelpass ist Müller immer in der Nähe.

Es ist ein besonderes Duo, das sich da gefunden hat und durch ihre Laufwege und Ideen gerade tiefstehende Gegner auch ohne grosse Dribbelkünste immer wieder erfolgreich bespielt.

Es ist zu recht auch viel darüber geschrieben worden wie der Titel in der Champions League und die Auszeichnung als Weltfussballer des Jahres 2020 Lewandowskis Spiel noch einmal verbessert haben. Der Ungeduld früherer Jahre ist durch den Erfolg auch auf dem Platz eine selbstbewusste Gelassenheit gewichen, die sich extrem positiv auswirkt. Das zeigt sich nicht nur bei seiner grossen Konstanz vom Elfmeterpunkt, sondern auch bei seinen Abschlüssen und vorbereitenden Aktionen rund um den Strafraum. Lewandowski spielt nicht mehr um Anerkennung, sondern nur noch für den maximalen Erfolg. Seine Mannschaft profitiert davon enorm.

Fällt sogar der ewige Bundesligarekord?

Die grosse Frage ist wie lange Lewandowski diese Form halten kann. Im Normalfall würde man bei einem bald 33-jährigen Stürmer erwarten, dass nun ein Abwärtstrend einsetzen wird. Auch weil sich in diesem Alter Verletzungen und Wehwehchen häufen und die Geschwindigkeit langsam nachlässt.

Doch Lewandowski ist nicht besonders auf seinen Antritt oder seine Explosivität angewiesen. Zudem wurde er in den letzten Jahren physisch Jahr für Jahr eher stärker als schwächer. Sein muskulöser Oberkörper hilft ihm sich gegen grössere Innenverteidiger zu behaupten. Zudem ist er trotz einer Vielzahl an harten Fouls und Aktionen gegen ihn so gut wie nie verletzt. Was spricht also dagegen, dass es noch drei oder vier Jahre so weitergeht? Im Moment nicht viel.

Und so rückt - auch wenn es eigentlich undenkbar ist - selbst der 365-Tore-Rekord von Gerd Müller ganz langsam in den Fokus. Lewandowski fehlen zum ewigen Bundesligarekord noch 98 Tore. Drei bis vier weitere Saisons mit 25-35 Toren und Müllers Marke wäre erreicht. Gewiss noch ein sehr, sehr weiter Weg auf dem weiter so gut wie alles passen müsste. Doch dass man überhaupt darüber sprechen kann ohne ausgelacht zu werden ist schon eine Nachricht an sich.

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All das ist jedoch Zukunftsmusik. Aktuell steht Lewandowski kurz davor auf Rang zwei der ewigen Bundesliga-Torjägerliste vorzurücken. Nur noch zwei Tore fehlen ihm, um Klaus Fischer zu verdrängen. Danach ist endgültig nur noch einer vor ihm. Sicher ist nur eines: Lewandowskis Rekordjagd ist noch lange nicht zu Ende.

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